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Ohne Gastronomie tragen Ulm, Neu-Ulm und Weißenhorn Trauer
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Neue Gastro-Projekte rund um Ulm zeigen, dass die Wirte vor der Pandemie nicht in die Knie gehen wollen. Doch langsam wird das Geld bei vielen knapp.
Lichter aus im Anno 1460 in Weißenhorn, ein wie leer gefegter Biergarten am Offenhauser Schlössle trotz Sonnenschein und Tristesse am Samstagabend im Ulmer Party-Bermudadreieck vor dem Wilden Mann. Es ist so, als ob die Städte Trauer tragen. Erst durch die Pandemie wird immer mehr Menschen bewusst, dass die Kneipen, Cafes, Restaurants und Biergärten viel mehr sind als Stätten des Nahrungsmittelverzehrs. Nein, sie sind so etwas wie ein Herzschlag der Kommunen.
Gastronomie in der Region Ulm/Neu-Ulm: Steigt die Wertschätzung?
Wer einmal durch das Fischerviertel in Ulm bei bestem Wetter bummelt, merkt gleich, dass dieser Spaziergang durch den Mangel der Einkehr leidet, an Wert verliert. Denn Geselligkeit und Nähe sind ein Ur-Verlangen des Menschen. Gastronomie ist einer der emotionalen Nährböden für die Gesellschaft. Was passiert, wenn der fehlt, merken wir dieser Tage immer deutlicher.
Viele Wirte in der Region stehen kurz vor der Pleite, im Gegensatz zu vielen Kollegen in anderen Ländern bekommen sie zwar Hilfen vom Staat, doch ob diese reichen, das Überleben zu sichern, steht in den Sternen. Umso ermutigender ist es, wenn furchtlose Gastronomen wie Rene Mellert von Ronnie Biggs in Ulm oder auch Mario Rizzo (Amuninni), Francesco Contino (Portico) in diesen schwierigen Zeiten in neue Projekte investieren.
Alle haben sie eine Überzeugung gemein: Nach einer überstandenen Pandemie wird in der Bevölkerung die Wertschätzung für die Gastronomie steigen. Dem ersten Besuch im Lieblingsrestaurant oder der neuen Kneipe wird ein ganz besonderer Zauber innewohnen. Der Wirt wird zum Held, der symbolhaft für die lang ersehnte Rückkehr zur Normalität steht, die sich aber noch ganz lange als alles andere als normal anfühlen wird. Vielleicht wird es gar zu britischen Zuständen kommen, als sich nach der Wiedereröffnung der Umsatz in den Pubs auf einen Schlag verdoppelt hatte, Tische waren über Wochen ausgebucht.
Ulm, Neu-Ulm und Weißenhorn: Personalmangel in der Gastronomie droht
Probleme zeichnen sich allerdings schon jetzt von Ulm bis Weißenhorn ab. Sofern die Betriebe überhaupt überleben, droht ein massiver Personalmangel. Denn durch über ein Jahr Corona-Krise haben sich etliche Mitarbeiter längst umorientiert und Berufsanfängern erscheint die Branche alles andere als attraktiv. Zur Erinnerung: Die über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Traditionsgaststätte Zum Löwen in Weißenhorn machte bereits 2018 dicht. Nicht wegen zu wenigem Umsatz, sondern wegen Personalmangels. Das sind keine guten Vorzeichen für einen Neustart.
Nicht zuletzt durch diesen Fachkräftemangel sehen Experten Filialisten im Vorteil. Eine weltweit tätige Kette wie Starbucks verkraftet die Krise besser als andere. Die Folge: die internationalen Restaurantketten werden die Schwäche des Marktes zur Expansion nutzen. Ob diese allerdings die Rolle des gesellschaftlichen Nährbodens ausreichend ausfüllen können, steht auf einem anderen Blatt. Also, lasst uns unsere Gastro-Treffpunkte retten! Mit dem eigenen Geldbeutel kann jeder Bürger nach dem Ende der Pandemie mithelfen, das Wirtshaussterben aufzuhalten.
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Sehr geehrter Herr Helmstädter, ihr Kommentar trifft es sehr genau. Leider verliert die Gastronomie sehr viele Fachkräfte, Angestellte, Mini-Jober, ....... Diese werden an allen Ecken und Enden fehlen. Selbst wenn die Gastronomie, Cafes, Biergärten, Clubs wieder öffnen dürfen, werden diese es ggf nicht im vollem Umfang tun können, weil das Personal fehlt. Es ist sehr traurig dies zu sehen und zu spüren. Vor allem die kleinen Betriebe und Einzelbetriebe werden dies spüren. Toi toi toi allen Kollegen und Angestellten in der Branche. Die Gastronomie ist nun mal LIEBE.LEIDENSCHAFT.GENUSS.