Es war der bewegende Moment beim Bürgerdialog in Illerkirchberg: Der Vater der bei der Messerattacke getöteten 14-jährigen Ece wandte sich mit einer emotionalen Ansprache an die anwesenden Bürgerinnen und Bürger. Sein Wunsch und der seiner Frau: Das Gebäude, die Flüchtlingsunterkunft in der Bucher Straße, aus der der mutmaßliche Täter kam, auf seine Tochter einstach und wieder dorthin zurückging, soll abgerissen und zu "etwas Schönem" umgestaltet werden. Nun wurde einem ersten Schritt dahin grünes Licht gegeben.
Am Donnerstagabend hat sich der Gemeinderat von Illerkirchberg mit der Sache befasst. "Wir möchten das Haus so schnell wie möglich abreißen", berichtet Bürgermeister Markus Häußler (parteilos) im Nachgang der Sitzung im Gespräch mit unserer Redaktion. Und dazu habe das Gremium ihm nun die Vollmacht erteilt. Er solle nun unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit ein Unternehmen damit beauftragen, die insgesamt drei Gebäude auf dem Areal plattzumachen.
Mord in Illerkirchberg: Grundstück mit dem Flüchtlingsheim wurde 2015 gekauft
Das Grundstück, auf dem die drei Häuser stehen, hatte die Gemeinde während der Flüchtlingskrise 2015 gekauft. Schon damals eigentlich mit der Absicht, dort mal etwas Neues zu errichten. Deshalb sei dort bislang auch wenig Geld investiert worden, so Häußler. Entsprechend heruntergekommen sehen die Häuser aber auch aus. Ein Anblick, der viele im Ort stört. Die Messerattacke Anfang Dezember beschleunigt nun das unlängst geplante Vorhaben.
Einen konkreten Termin für den Abriss gebe es noch nicht. Es hätten sich aber bereits namhafte Abbruchunternehmen gemeldet, die helfen und unterstützen wollen, so Häußler. Kerzen und liebevolle Botschaften von Trauernden stehen weiterhin, auch mehr als elf Wochen nach der fürchterlichen Tat, am Tatort. "Unterkunft geschlossen" heißt es auf einem Schild auf der Haustür des Gebäudes, in dem der 27-jährige Asylbewerber aus Eritrea hauste, der den tödlichen Angriff auf die 14-jährige Ece bei einer Vernehmung eingeräumt hat. Andere Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkunft sind anderweitig untergebracht worden.
Tödliche Messerattacke in Illerkirchberg: Wie geht es nach dem Abriss weiter?
Wie es nach dem Abriss weitergeht, sei derzeit noch unklar, so Häußler. Im Laufe des Jahres sei eine Bürgerversammlung geplant, bei der auch die Entwicklung des Platzes Thema sein soll und wo dann auch die Bürgerschaft um Mithilfe gebeten wird. Darüber hinaus habe sich ein Arbeitskreis gebildet, der sich damit beschäftigen wird, was dort entstehen kann. Doch Konkreteres, was über einen "Brainstorming-Status" hinausgeht, stehe aktuell nicht fest.
Eces Vater hatte beim Bürgerdialog Mitte Januar den Wunsch geäußert, dass dort "eine schöne grüne Wiese" entstehen soll, wo Kinder spielen können. "Auch meine restlichen zwei Kinder", sagte er damals mit stockender Stimme und unter Tränen. Denn auch seine Kinder hätten Angst davor, an dem Ort vorbeizulaufen. "Auch ich habe Angst." Aus seiner Sicht handle es sich bei dem Stichweg der Bucher Straße, wo es passiert war, um eine "hässliche dunkle Gasse mit einem echt hässlichen Haus". Ihm sei wichtig, dass später einmal Kinder dort vorbeilaufen und sagen: "Von dem Tatort sieht man ja gar nichts mehr."
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