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Illerkirchberg: Was wurde aus den Tätern der Halloween-Vergewaltigung von 2019?

Illerkirchberg

Was wurde aus den Tätern der Halloween-Vergewaltigung von 2019?

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    Nach der Halloween-Vergewaltigung und Ece-Mord hat der Fall N. bundesweit für Entsetzen gesorgt. Noch immer lebt er in Illerkirchberg.
    Nach der Halloween-Vergewaltigung und Ece-Mord hat der Fall N. bundesweit für Entsetzen gesorgt. Noch immer lebt er in Illerkirchberg. Foto: Christoph Schmidt, dpa (Archivbild)

    Der Fall hat die Region rund um Ulm damals sehr bewegt und bewegt vor allem Menschen in dem Ort, wo es einst passiert, noch heute. Es geht um die sogenannte Halloween-Vergewaltigung von 2019. In einer Asylbewerberunterkunft in Illerkirchberg wird eine 14-Jährige von mehreren Männern sexuell missbraucht. Vier von ihnen werden später wegen Vergewaltigung vor Gericht verurteilt und kommen ins Gefängnis. Einer der Männer kehrt später wieder in den Ort zurück. Das ließ nach dem Mord an Ece durch einen Asylbewerber aus Eritrea vor knapp zehn Monaten die Emotionen hoch- und teilweise überkochen. 

    Das Mädchen war am 31. Oktober vor vier Jahren spät abends in der Ulmer Innenstadt und traf im Menschengewühl auf einen Bekannten, der mit vier weiteren Asylbewerbern unterwegs war. Die 14-Jährige war offenbar angetrunken und ließ sich von dem Bekannten überreden, mit den späteren Angeklagten zur Asylunterkunft in Illerkirchberg mit dem Bus zu fahren. Sie wollten dort weiterfeiern. Doch wohl wurde das Mädchen Opfer einer möglicherweise schon ausgeheckten Falle. 

    Prozess um Halloween-Vergewaltigung 2019 in Illerkirchberg bringt nicht alles ans Licht

    Mit einem Betäubungsmittel sei die 14-Jährige gefügig gemacht worden. Eine ganze Nacht durch und einen Tag lang sollen vier Asylbewerber aus Afghanistan, dem Irak und dem Iran das Mädchen in vielfacher Weise vergewaltigt und misshandelt haben. Die Angeklagten sollen nach damaligen Angaben des Gerichts die Vorwürfe zum Teil eingeräumt haben. Die Öffentlichkeit war beim Prozess teilweise ausgeschlossen. Was wirklich in der Nacht geschah, lag zum Zeitpunkt des Urteils wohl noch immer teilweise im Dunkeln. Auch, weil das Opfer, bei dem später eine "schwere posttraumatische Störung" diagnostiziert wird, teilweise nachweislich falsche Angaben gemacht hatte. Im August sagte die inzwischen 18-Jährige gegenüber der Bild, sie beginne demnächst eine Ausbildung in einer Großstadt: "In sechs Wochen bin ich endlich hier raus. Ich habe abgeschlossen und hasse niemanden."

    Zwei der Täter erhielten Haftstrafen von zwei Jahren und drei Monaten, zwei weitere zwei Jahre und zwei Monate. Der jüngste Täter sollte aufgrund minder schwerer Vergehen eine Chance auf einen Täter-Opfer-Ausgleich erhalten. Er ist der Bekannte des Opfers, somit also der Grund warum die 14-Jährige Kontakt zu den anderen Tätern bekam. Die Strafen seien "nahezu am untersten Rand des Strafmaßes angesiedelt", wie es der Vorsitzende Richter Wolfgang Fischer formulierte. 

    Keine Abschiebung: Mittäter der Halloween-Vergewaltigung lebt noch immer in Illerkirchberg

    Für Entsetzen und zugleich für bundesweite Schlagzeilen sorgte der Fall N. Er ist einer der verurteilten Straftäter, der aus Afghanistan stammt. Nach seiner Entlassung aus der Haft hätte er eigentlich abgeschoben werden sollen. Doch in das von der Taliban regierte Land sind Abschiebung ausgesetzt. Die Folge: Der Mann kehrte nach Illerkirchberg zurück. Keine andere Gemeinde im Alb-Donau-Kreis wollte ihn. 

    Die Messerattacke eines Asylbewerbers aus Eritrea auf zwei Mädchen im Dezember vergangenen Jahres, bei dem eine 13-Jährige schwer und die 14-jährige Ece tödlich verletzt wurden, rückte die Halloween-Vergewaltigung wieder ins Bewusstsein der Menschen. Danach erst kam ans Licht, dass N. weiter im Ort lebt. Zwischenzeitlich hatte er sich nach Frankreich abgesetzt, dafür musste er sich im Mai vor Gericht verantworten. 

    Mittäter von Halloween-Vergewaltigung reist nicht nach Afghanistan aus: Dort drohe ihm der Tod

    Sein Rechtsanwalt Christoph Käss sprach damals von einer "Hetzjagd", er hat nach eigenen Angaben noch heute Kontakt mit seinem Mandanten. Der aber habe kein Interesse, sich gegenüber der Presse öffentlich zu äußern. "Wir haben immer noch den Ärger, dass er nicht arbeiten darf", sagt Käss. Er sowie das Justizministerium Baden-Württemberg bestätigten auf Nachfrage unserer Redaktion, dass der Mann sich nach wie vor in Illerkirchberg aufhält. Denn, so die Behörde, Abschiebungen nach Afghanistan sind seitens des Bundes nach wie vor ausgesetzt. Zwar könnte er freiwillig gehen. Dafür gibt es sogar finanzielle Unterstützung seitens des Bundes. Aber, sagt sein Anwalt, "das tut er nicht". Dort drohe ihm quasi der Tod. "Wir warten auf bessere Zeiten", sagt Käss. 

    Ein weiterer Mittäter ist laut Ministerium nach seiner Haftentlassung in den Irak abgeschoben worden. Bleiben also noch zwei Personen übrig. Zu denen teilt das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart an diesem Montag auf Nachfrage mit, dass gegenwärtig beide Personen inhaftiert sind. Während sich einer der beiden noch für längere Zeit in Strafhaft befinden werde, habe der andere nach seiner Haftentlassung "Maßnahmen der Führungsaufsicht" unterlegen. Weil er gegen jene Meldeauflagen verstoßen hatte, kam es zur erneuten Inhaftierung. 

    Zwei weitere Mittäter können ebenfalls nicht nach Afghanistan abgeschoben werden

    Beide Männer aber können als afghanische Staatsangehörige aber derzeit nicht abgeschoben werden, so eine Sprecherin des Regierungspräsidiums. Die ausländerrechtlichen Möglichkeiten seien jeweils im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben ausgeschöpft und würden stetig auf dem aktuellen Stand gehalten, heißt es. Man sei hierzu in engem Kontakt mit den anderen Behörden. 

    Nach dem Mord an Ece hatten Menschen aus Illerkirchberg eine Petition gestartet und die Abschiebung schwerer Straftäter gefordert. Etwas mehr als 8400 Unterstützende kamen am Ende zusammen, darunter Illerkirchbergs Bürgermeister Markus Häußler. Für die Initiatorinnen ein "eher schwacher Verlauf". Eine von ihnen will sich auf Nachfrage unserer Redaktion zur Vergewaltigung sowie zur tödlichen Messerattacke nicht mehr äußern. 

    Alle Artikel zum tödlichen Angriff in Illerkirchberg finden Sie hier.

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