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Illerkirchberg/Ulm: Mord an Ece kommt vor Gericht: Prozess beginnt am 2. Juni

Illerkirchberg/Ulm

Mord an Ece kommt vor Gericht: Prozess beginnt am 2. Juni

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    Zwei Mädchen werden vor einer Asylunterkunft in Illerkirchberg angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt. Die 14-Jährige stirbt später im Krankenhaus.
    Zwei Mädchen werden vor einer Asylunterkunft in Illerkirchberg angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt. Die 14-Jährige stirbt später im Krankenhaus. Foto: Michael Kroha (Archivbild)

    Im Fall der tödlichen Messerattacke auf zwei Mädchen in Illerkirchberg beginnt am 2. Juni der Prozess gegen den angeklagten 27-jährigen Asylbewerber aus Eritrea. Das gab das Landgericht Ulm am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt.

    Ende Februar hatte die Staatsanwaltschaft Ulm gegen den 27-Jährigen Anklage wegen Mordes und versuchten Ausländerbehörde beim Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm die Ausstellung eines Ausweisdokuments zu erzwingen.

    27-Jähriger aus Eritrea soll das Messer aus dem Rücksack genommen haben

    Kurz nach 7 Uhr habe er deshalb seine Unterkunft in der Bucher Straße in Illerkirchberg verlassen. Jenes Haus, das inzwischen abgerissen ist. Das Messer soll er dann aus seinem Rucksack genommen und in seine Jackentasche gesteckt haben, um es im Landratsamt griffbereit zu haben. In diesem Moment sollen die beiden Mädchen auf ihrem Weg zum Bus in die Schule vorbeigegangen sein.

    Die Flüchtlingsunterkunft in der Bucher Straße in Illerkirchberg, in der der mutmaßliche Täter lebte, ist Anfang dieser Woche abgerissen worden.
    Die Flüchtlingsunterkunft in der Bucher Straße in Illerkirchberg, in der der mutmaßliche Täter lebte, ist Anfang dieser Woche abgerissen worden. Foto: Wilhelm Schmid

    "In der irrigen Annahme", so beschrieb es die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage, dass die 14-jährige Ece und ihre 13-jährige Freundin das Messer bei ihm entdeckt hätten, soll der Angeschuldigte sodann spontan beschlossen haben, diese zu töten. Dadurch habe er verhindern wollen, dass die Mädchen die Polizei verständigen und seinen Plan, die Ausländerbehörde aufzusuchen und mithilfe des Messers einen Pass zu erlangen, durchkreuzen würden.

    Mord an Ece: Angeklagter soll Überraschungsmoment ausgenutzt haben

    Die Anklagebehörde geht davon aus, dass der 27-Jährige die ihm unbekannten beiden Mädchen zunächst kurz gegrüßt habe. Unmittelbar darauf solle er den Überraschungsmoment ausgenutzt und von vorne zunächst auf den Oberkörper der 13-Jährigen eingestochen haben. Lediglich dem glücklichen Zufall sei es zu verdanken, dass die Messerklinge nicht in den Brustkorb der Geschädigten eindrang, sondern durch eine Rippe abgelenkt wurde. Ansonsten hätten lebensgefährliche Verletzungen gedroht, teilt das Gericht mit.

    Die 13-Jährige habe anschließend flüchten können. Sie überlebte die Messerattacke. Der Eritreer aber habe sich dann seinem Plan entsprechend der 14-jährigen Ece zugewandt. Er soll sie von hinten zu Boden gestoßen und daraufhin mehrfach mit seinem Messer mit einer 16 Zentimeter langen Klinge in den Bereich des Rückens und des Hinterkopfs gestochen haben, bis dieses leblos am Boden liegen blieb.

    Suizid nach der Tat? Mutmaßlicher Täter soll versucht haben, sich das Leben zu nehmen

    Danach sei er in seine Wohnung zurückgegangen, wo er kurze Zeit später bei einem SEK-Einsatz festgenommen werden konnte. Zuvor habe er sich möglicherweise in Suizidabsicht selbst im Bereich des Halses und des Bauchs diverse Stich- und Schnittverletzungen zugefügt. Die 14-jährige Ece starb um 9.30 Uhr im Krankenhaus an inneren Blutungen, die durch die Messerstiche verursacht worden waren.

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    Begleitet von Tränen, Trauer und hunderten Menschen ist das in Illerkirchberg getötete Mädchen am Mittwoch beigesetzt worden. Viele trugen ein Foto des Mädchens an der Jacke.

    Die Staatsanwaltschaft wertet, wie berichtet, das Verhalten des Angeschuldigten als Mord und versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung. Sie wirft dem Mann Heimtücke und die Tötung zur Ermöglichung einer anderen Straftat vor. Der 27-jährige Eritreer habe die Tötung der 14-Jährigen eingeräumt, während er sich an die 13-jährige Geschädigte nicht mehr erinnern könne. Nach der vorläufigen Einschätzung des psychiatrischen Sachverständigen ist beim Angeschuldigten von einer vorhandenen Schuldfähigkeit auszugehen. Im Falle einer anklagekonformen Verurteilung droht dem Mann, der sich weiterhin in Untersuchungshaft befindet, eine lebenslange Freiheitsstrafe.

    Messerattacke in Illerkirchberg: Eltern der Opfer treten vor Gericht als Nebenkläger auf

    Der Prozess beginnt am Freitag, 2. Juni, um 10 Uhr im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Ulm. Die Kammer wird in der Hauptverhandlung mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffinnen besetzt sein. Vier weitere Verhandlungstermine sind angesetzt. 16 Zeuginnen und Zeugen sowie zwei Sachverständige sind geladen. Zu allen Terminen ist zudem ein psychiatrischer Sachverständiger anwesend. Die 13-Jährige hat sich durch ihre Eltern dem Verfahren als Nebenklägerin angeschlossen, ebenso die Eltern der getöteten 14-Jährigen. Letztere werden vertreten durch den Ulmer Rechtsanwalt Süleyman Pozan. Der Angeklagte wird verteidigt von Rechtsanwältin Corinna Nagel aus Geislingen.

    Im Sitzungssaal werden für Medienvertreter 20 Plätze reserviert, die in der Reihenfolge des Eintreffens vergeben werden. Zusätzlich sind für Zuhörer 50 Sitzplätze vorgesehen. Mit einem Urteil wird am 4. Juli gerechnet. (AZ/krom)

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