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Illerkirchberg: Petition zur Straftäter-Abschiebung: Das sagen die Initiatoren

Illerkirchberg

Petition zur Straftäter-Abschiebung: Das sagen die Initiatoren

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    Nach Mord und Nicht-Abschiebung eines Vergewaltigers verschaffen sich Illerkirchberger Gehör mit einer Petition. Weil es ihnen eigentlich nicht um ihre Person, sondern um die Sache geht, wollten die Initiatorinnen sich nicht fotografieren lassen.
    Nach Mord und Nicht-Abschiebung eines Vergewaltigers verschaffen sich Illerkirchberger Gehör mit einer Petition. Weil es ihnen eigentlich nicht um ihre Person, sondern um die Sache geht, wollten die Initiatorinnen sich nicht fotografieren lassen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Die Halloween-Vergewaltigung von 2019, die tödliche Messerattacke vor zwölf Wochen – und dann wird auch noch bekannt, dass einer der verurteilten Vergewaltiger nicht nach Afghanistan abgeschoben wurde, sondern in den Ort zurückkehrte, obwohl eigentlich alle rechtliche Voraussetzungen dafür vorlagen. Eine Gruppe von Menschen aus Illerkirchberg hat sich nun mit einer Online-Petition an die Bundesinnenministerin gewandt und fordert darin die sofortige Abschiebung von schwer straffällig gewordenen Flüchtlingen. Wer aber steckt hinter dieser Gruppe? Zwei der hauptverantwortlichen Initiatorinnen sprachen mit unserer Redaktion über sich und ihre Ansichten. Dabei betonen sie aber, dass es ihnen eigentlich vielmehr um die Sache und weniger um sie als Person geht.

    Als Hauptpetentin eingetragen ist Silke Knor-Fuchs. Ein paar hundert Meter wohnt sie von dort entfernt, wo die 14 Jahre alte Ece und eine 13-Jährige Anfang Dezember mutmaßlich von einem 27-jährigen Asylbewerber aus Eritrea brutalst angegriffen wurden. Die 49-Jährige sei quasi im Ort aufgewachsen, vor Jahren war die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation auch einmal Teil der Fußballabteilungsleitung des FC Illerkirchberg. Und zusammen mit ihrer Mitinitiatorin Daniela Scharpf sei sie Teil des Kartoffelsalat-Teams beim alljährlichen Oktoberfest.

    Illerkirchberger starten Petition für Abschiebung schwerer Straftäter

    Scharpf ist 51 Jahre alt. Sie wohnt oben am Berg in Oberkirchberg und arbeitet als medizinische Fachangestellte (MFA) in einer Hausarztpraxis. Eigentlich hätte auch sie sich gerne als Hauptpetentin eingetragen. Die Vorgaben des Online-Portals aber hätten das nicht zugelassen. Überhaupt sei der Weg zur Veröffentlichung steinig gewesen. Mehrere Male mussten sie den formulierten Text entschärfen und mehrere Quellen angeben. Beide Frauen haben jeweils erwachsene Söhne im Alter von 22 und 25 Jahren. Nicht nur die, auch ihre Ehemänner würden sie bei der Petition unterstützen. "Mir war wichtig, dass meine Familie hinter mir steht", sagt Scharpf.

    50.000 Unterstützer sind notwendig, dass die Petition an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) geht und außerdem den Petitionsausschuss im Deutschen Bundestag beschäftigt. Doch so wirklich glauben die Frauen selbst nicht mehr daran, dass das klappt. Und auch wenn – sie selbst haben Zweifel, ob es etwas an der Situation ändert. Doch so könnten sie sich nicht vorwerfen lassen, es nicht versucht zu haben.

    Petition nach Mord und Vergewaltigung in Illerkirchberg: Angst vor der rechten Ecke

    Am Sonntag waren es knapp 3500 Befürworter. Was sie wundert: Nur um die 300 davon hätten angegeben, aus Illerkirchberg zu sein – von circa 5000 Einwohnern. Knapp die Hälfte unterzeichnete anonym. Beide vermuten, dass viele Angst davor hätten, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Dabei wollen sie gerade das nicht. Sie seien "weit weg von rechtsradikal", wollen nur, dass geltendes Recht umgesetzt wird. Doch Medienberichte über die Petition werden in sozialen Netzwerken auch von Organisationen wie Pegida verbreitet. Der Zusammenschluss sogenannter "Patriotischer Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" steht für Fremdenfeindlichkeit. Auch wenn die Initiatioren es nach eigenen Angaben gerne würden, aber verhindern lässt sich das nicht. 

    Illerkirchbergs parteiloser Bürgermeister, der – wie er sagt – "als Markus Häußler" die Petition unterzeichnet hat und zu 100 Prozent hinter der Sache stehe, empfindet es als "logisch, dass sich daran auch andere beteiligen, die in vielen anderen Bereichen der Zuwanderung und Asylpolitik aber ein deutlich anderes Meinungsbild haben". Häußler hatte mehrfach und schon unmittelbar nach der Tat, dazu aufgerufen, "jeder Äußerung von Ausländerfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten".

    Illerkirchberg: Initiatoren der Petition gestehen auch Fehler ein

    Als Beleg dafür, dass auch die Initiatoren nicht so denken, erzählt Knor-Fuchs, dass sie vor vielleicht 20 Jahren schon einer Familie aus dem Kosovo geholfen habe, dass sie eben nicht abgeschoben werde, sondern in Illerkirchberg bleiben könne. Sie hätten nichts gegen Flüchtlingshilfe. Im Gegenteil. Mit ihrer Petition wollen sie auch anderen Flüchtlingen helfen. Auch sie seien "Leidtragende". Allerdings waren es auch die beiden Frauen, die den streitbaren TV-Coach Carsten Stahl in den Ort holten. Dessen Präsenz und vor allem seine Worte am Tatort bei einer Gedenkveranstaltung mit 1000 Kerzen kam nicht bei jedem gut an. Knor-Fuchs und Scharpf gestehen hier auch Fehler ein, der Auftritt sei zum "falschen Zeitpunkt" gekommen. 

    Mit den betroffenen Familien sei die Petition nicht abgesprochen. Doch sie wollen sich dadurch Gehör verschaffen. Denn wer sein Gastrecht missbraucht, schwere Straftaten wie Vergewaltigungen oder Morde begeht und nach seiner Haft weiterhin als gefährlich eingestuft wird, der müsse zweifelsohne abgeschoben werden. "Wo bleibt da der Bürgerschutz, der im Grundgesetz steht?", fragt Scharpf. Und wenn sich nichts an der Situation ändere, könnte es womöglich so weit kommen, dass auch der 27-jährige Eritreer im Falle einer Verurteilung nach einer Haftstrafe wieder in den Ort zurückkehrt.

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