Um seinen Bleibeort in Illerkirchberg ist viel gestritten worden - nun ist ein verurteilter afghanischer Straftäter aus der Gemeinde verschwunden. Der Mann hatte mit anderen Männern in der Halloween-Nacht 2019 ein 14-jähriges Mädchen in einem Flüchtlingsheim in Illerkirchberg vergewaltigt und musste deswegen eine Gefängnisstrafe absitzen. Nach seiner Haftentlassung hatte er die Auflage, sich wöchentlich bei der Polizei zu melden und im Donau-Alb-Kreis zu bleiben. Dem kam der Betroffene zuletzt nicht mehr nach, wie das zuständige Regierungspräsidium Tübingen auf Anfrage am Montag mitteilte.
Bei einer Kontrolle sei festgestellt worden, dass er sich nicht mehr in seiner Wohnung aufhalte. "Er wurde daher vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben", erklärte eine Sprecherin des Regierungspräsidiums. "Die wiederholte Verletzung der Meldepflicht bei der Polizei stellt grundsätzlich eine Straftat dar. Eine Strafanzeige wurde diesbezüglich bereits gestellt", so die Sprecherin weiter.
Alb-Donau-Kreis und Gemeinde Illerkirchberg hatten Abschiebung gefordert
Der Landkreis sowie die Gemeinde Illerkirchberg hatten die Abschiebung des Mannes gefordert. Die Gemeinde war schon wegen einer Messerattacke auf zwei Schulmädchen durch einen Flüchtling aus Eritrea Anfang Dezember in die Schlagzeilen gekommen. In dem Fall hat kürzlich die beim Angriff schwerverletzte 13-Jährige gegenüber den Ermittlungsbehörden ausgesagt.
Bürgermeister Markus Häußler (parteilos) hatte erklärt, dass Illerkirchberg gezwungen gewesen sei, den verurteilten Straftäter erneut unterzubringen. "Die eigentliche Lösung wäre die Abschiebung. Die zweitbeste, ihn woanders unterzubringen." Das Regierungspräsidium Tübingen hatte vor der Haftentlassung eine räumliche Beschränkung für den Alb-Donau-Kreis erlassen. Eine Unterbringung in einem anderen Landkreis war laut dem Landratsamt deshalb nicht möglich.
Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU) hatte sich in einem Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) dafür ausgesprochen, dass der Mann nach Afghanistan abgeschoben wird. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte dazu erklärt, dass nach Afghanistan derzeit allein schon technisch nicht abgeschoben werden könne, weil dort unter den gegenwärtigen Bedingungen gar keine Flugzeuge landen könnten. Die Bundesregierung hatte Abschiebungen in das Land aufgrund der Sicherheitslage ausgesetzt.
Nach tödlicher Messerattacke: Bürgerdialog in Illerkirchberg
Am Mittwochabend findet in Illerkirchberg ein Bürgerdialog statt. Die Veranstaltung soll der Aufarbeitung des furchtbaren Geschehens im Ort dienen. An der Versammlung teilnehmen dürfen aber nur Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde. Vertreterinnen und Vertreter von Polizei, Justizministerium, Regierungspräsidium, Landratsamt und Gemeinde sollen informieren, aber auch für Fragen zur Verfügung stehen. Medienschaffende dürfen keine Fragen stellen. Film-, Bild- und Tonaufnahmen sind zudem untersagt. Bürgerinnen und Bürger sollen sich "frei fühlen, Fragen zu stellen und Meinungen zu äußern", so Bürgermeister Häußler in der Einladung. (dpa/AZ)
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