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Illerkirchberg: Ein Jahr nach dem Mord: Friedensweg wird an getötete Ece erinnern

Illerkirchberg

Ein Jahr nach dem Mord: Friedensweg wird an getötete Ece erinnern

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    Das Schild mit der Botschaft von Eces Eltern soll der Start eines Friedensweges sein, der am Tatort beginnt und den Illerkirchberg nun gehen möchte.
    Das Schild mit der Botschaft von Eces Eltern soll der Start eines Friedensweges sein, der am Tatort beginnt und den Illerkirchberg nun gehen möchte. Foto: Michael Kroha

    Eine Mitschülerin hat der getöteten Ece ein Lied geschrieben. Als es am Dienstagabend in der Kirche St. Sebastian in Illerkirchberg erklingt, wird es besonders emotional. Zum Jahrestag der tödlichen Messerattacke auf zwei Schülerinnen haben die Gemeinde und vier Religionsgemeinschaften unter dem Motto "Erinnerung, Versöhnung, Frieden" zum stillen Gedenken geladen. Ein Friedensweg im Ort wird künftig an die 14-Jährige und die Botschaft ihrer Eltern erinnern.

    Nach einer Gedenkminute wenden sich die Klassenkameradinnen direkt an die getötete Ece: "Diese Worte sind für dich." Die 14-Jährige sei ein "wundervoller Mensch" gewesen. Sie hätten viel Spaß mit ihr gehabt und viel gelacht, beim Eislaufen, beim Baden oder beim Tanzen. "Jetzt müssen wir alles alleine machen. Aber ich will, dass du weißt, dass du immer bei uns bist", sagt eine Mitschülerin.

    "Du bist unser Licht": Mitschülerinnen wenden sich direkt an die getötete Ece

    Bei der Abschlussfahrt in der Toscana sei ihnen noch einmal mehr bewusst geworden, wie sehr sie die Momente miteinander schmerzhaft vermissen. Doch in den Erinnerungen lebe ihre Freundin weiter. Sie helfe ihnen dabei, durch das "dunkle Loch" zu kommen: "Du bist unser Licht." Die Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Realschule in Wiblingen zeigen selbst gestaltete Plakate mit Botschaften darauf: "Wir leben zusammen", steht auf einem und darum herum sind viele bunte Hände aufgeklebt.

    Ein Jahr nach der tödlichen Messerattacke auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg gedenkt die Gemeinde der Opfer. Als zur Tatzeit um 7.25 Uhr die Glocken läuten, halten Angehörige der getöteten Ece am Tatort inne, weinen und umarmen sich.
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    Ein Jahr nach der Messerattacke wurden wieder Kuscheltiere und Kerzen niedergelegt. Angehörige der getöteten Ece halten inne, während um 7.25 Uhr die Glocken läuten.

    Am 5. Dezember 2022 ist "unfassbares Leid in unserer Gemeinde geschehen", sagt Bürgermeister Markus Häußler (parteilos). Damit umzugehen, sei für alle nicht einfach. Doch allein der Gedanke daran, welchen Schmerz Eces Eltern aushalten müssten, "zerreißt mir, zerreißt uns das Herz". Umso bemerkenswerter sei es, dass sie es waren, die trotz der Verzweiflung und des Leids eine Botschaft des Friedens nach außen trugen.

    Friedensweg soll in Illerkirchberg an die getötete Ece erinnern

    "Was uns bleibt, ist die tiefe Sehnsucht nach Frieden in unserer Heimat und Gemeinde": Dieses Zitat stammt aus jenem Offenen Brief, den sie kurz nach der Tat veröffentlichten. Ein Schild mit diesen Worten stand am Dienstagabend in der Kirche. Es wird der Startpunkt eines neuen Friedensweges, der an Ece erinnern soll. An der Mauer neben dem Tatort wird es angebracht. Weitere Schilder mit weiteren Zitaten sollen entlang der östlichen Seite der Bucher Straße, die Treppen hinauf bis nach oben zum Schloss aufgestellt werden. Es ist Eces Schulweg gewesen. Frieden sei kein Punkt, das sei ein dynamischer Prozess. Nach und nach solle der Weg wachsen, so Häußler.

    "Elterntrauer ist das schlimmste auf der ganzen Welt", sagt Sirin Eral Ok von der Alevitischen Kulturgemeinde Ulm. Dass sich aber vier Religionsgemeinschaften trotz ihres unterschiedlichen Glaubens zusammengefunden hätten, sei ein Zeichen dafür, dass man zusammenhalten könne. "Lasst uns zusammenstehen", sagt sie. Olgun Altug von der Ditib-Gemeinde

    Eces Großeltern trauen am Tatort, als in Illerkirchberg die Glocken läuten

    Bereits Stunden zuvor wurde der Messerattacke gedacht. Um 7.25 Uhr - es war die Tatzeit am 5. Dezember 2022 - läuteten im Ort fünf Minuten lang die Glocken. Eces Großeltern traten den schweren Gang zum Tatort an. In Begleitung von Freunden der Familie legten sie ein Kerzengesteck nieder. Arm in Arm hielten sie inne an dem Ort, wo ihre Enkelin und deren Freundin vor einem Jahr Opfer der brutalen Messerattacke eines 27-jährigen Asylbewerbers aus Eritrea wurden. Etliche Kuscheltiere, Grablichter und Grußbotschaften wurden dort erneut abgelegt. Bald startet hier der Friedensweg.

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