Die am Montag in Illerkirchberg getötete 14-jährige Ece S. ist am Mittwoch im Kreis ihrer Familie und Freunde beigesetzt worden. Es sind Polizisten am Friedhof gewesen, damit die Trauerfeier geordnet ablaufen kann, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch mitteilte. Zahlreiche Menschen trauerten um die 14-Jährige. Im Anschluss an eine Trauerfeier im Alevitischen Gemeindezentrum in Ulm war der Leichnam der Getöteten am Dienstagnachmittag bereits rituell gewaschen worden. Die Beerdigung fand in Illerkirchberg statt.
Um den Menschen ein "Gefühl der Sicherheit" zu geben, seien auch mehrere Polizisten beim Friedhof in Illerkirchberg gewesen, sagte der Sprecher. "Es war davon auszugehen, dass in so einem Zusammenhang viele Menschen ihre Anteilnahme zeigen." An der Trauerfeier nahmen auch der türkische Botschafter Ahmet Basar Sen und Illerkirchbergs Bürgermeister Markus Häußler teil.
Unterdessen suchen die Ermittler nach dem schrecklichen Geschehen in Illerkirchberg weiterhin nach Antworten. In einer ersten Befragung und gegenüber einer Ermittlungsrichterin habe der verletzte 27 Jahre alte Tatverdächtige geschwiegen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm, Michael Bischofberger. Er berufe sich auf sein Aussageverweigerungsrecht. Er sei den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Der Mann aus Eritrea sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt. Die Richterin erließ Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes gegen den Mann, auch das Ergebnis der Obduktion liegt inzwischen vor.
Aktuell wird der mutmaßliche Täter in einem Justizvollzugskrankenhaus behandelt. Er hatte sich im Verlauf der Tat vermutlich selbst Wunden beigebracht und musste noch am Montag notoperiert werden. Er schwebe aber nicht in Lebensgefahr, so die Polizei. Der 27-Jährige soll auch psychiatrisch begutachtet werden, um herauszufinden, ob er zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig gewesen sein könnte und ob von ihm noch weithin eine Gefahr ausgehe. Im Dunkeln liegt somit weiterhin sein Motiv. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten unter anderem herausfinden, warum es zu dem Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige sowie die beiden Mädchen sich vorher kannten.
Ece S. starb nach Messerattacke in Illerkirchberg bei Ulm im Krankenhaus
Nach bisherigen Erkenntnissen griff der Mann gegen 7.30 Uhr am Montagmorgen die zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren auf dem Weg zur Schule an. Der Tatort im Ortsteil Oberkirchberg liegt in einer kleinen Stichstraße, einer Sackgasse, auf einem morgens viel benutzten Weg zahlreicher Schülerinnen und Schüler.
Die beiden Mädchen wurden nach Angaben der Ermittler mit einem Messer schwer verletzt. Die noch am Montag durchgeführte Obduktion ergab, dass die 14-Jährige infolge der Stichverletzungen verblutet ist. Der Rettungsdienst kümmerte sich am Tatort um die Jugendliche. Ece S. musste noch dort wiederbelebt werden. In der Klinik aber verstarb sie – trotz aller ärztlichen Bemühungen. Bei ihr handelt es sich um "eine Deutsche mit Migrationshintergrund", wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagabend mitteilten. Auch die 13-Jährige, eine deutsche Staatsangehörige, musste schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt in einer Klinik behandelt werden.
14-Jährige tot: Tatverdächtiger aus Eritrea verschanzte sich in nach Angriff in Asylunterkunft
Der verdächtige Mann hatte sich in ein Haus, das als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, zurückgezogen und dort verschanzt. Aus diesem Haus soll der Angreifer auch gekommen sein. Spezialkräfte der Polizei umstellten das Gebäude. Gleichzeitig fanden Straßenkontrollen statt. Gegen circa 10 Uhr gab ein Polizeisprecher bekannt, dass der Zugriff erfolgt war. Bei ihm fand die Polizei nach eigenen Angaben auch ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme.
Die Beamten hätten in dem Gebäude drei Personen angetroffen, alle Asylbewerber aus Eritrea. Die zwei Männer, die zusammen mit dem mutmaßlichen Tatverdächtigen in dem Haus festgenommen wurden, sind mittlerweile wieder frei. Der Verdacht gegen die beiden Männer habe sich nicht erhärtet, sodass man sie wieder auf freien Fuß habe setzen können.
Was über den Tatverdächtigen und den Mord an Ece S. bekannt ist
Dieser Fall bewegt unglaublich viele Menschen, und auch hartgesottene Ermittler lässt er nicht kalt. Oberstaatsanwalt Bischofberger spricht von einem furchtbaren Fall, es sei der "echte Horror". Und hält auch mit seiner eigenen Betroffenheit nicht hinterm Berg: "Wir sind vieles gewohnt, aber so ein Fall geht einem wirklich ans Mark. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es der Familie geht."
Die alevitische Gemeinde Ulm veranstaltete am Dienstag eine Trauerfeier für die getötete Ece S. In der Ankündigung auf Facebook heißt es: "Wir sind entsetzt und einfach fassungslos und finden einfach keine Worte, wie wir unsere Trauer zu Ausdruck bringen sollen. Ich denke mal, wir sprechen im Namen von ganz Ulm Umgebung: Wir sind zutiefst erschüttert und sind mit Gedanken bei den Eltern, denen wir unser tiefstes Beileid ausdrücken wollen. Ruhe in Frieden, kleiner Engel."
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl war am Dienstag vor Ort
Der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl (CDU) traf sich am Dienstagmittag gemeinsam mit dem türkischen Botschafter Ahmet Başar Şen im Rathaus der Gemeinde Illerkirchberg mit dem Bürgermeister Markus Häußler und ließ sich über den tödlichen Angriff informieren. „Für mich ist ganz zentral in der Sache: Ein Mädchen wurde in jungen Jahren aus dem Leben gerissen. Und nicht: Die Asylbewerber, die sind schuld. Die Tat ist es, die verabscheuungswürdig ist“, sagte Häußler im Gespräch mit unserer Redaktion. Danach gingen sie zum Gedenken an das getötete Mädchen zum Tatort.
"Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären", kündigte Strobl an. "Diese Tat rührt uns zutiefst, wenn das Leben eines unschuldigen Kindes so brutal ausgelöscht wird", teilte er mit. "In Gedanken sind wir in diesen schweren Stunden bei den Eltern, der Familie, den Hinterbliebenen der Getöteten sowie bei den Mitschülerinnen und Mitschülern und Freunden des jungen Mädchens."
Auf die Herkunft des Tatverdächtigen ging Strobl in der Erklärung nicht ein. "Die Hintergründe der Tat, insbesondere die Motivlage, stellen sich noch als unklar dar." Die Polizei appellierte in ihrer Mitteilung nach der Tat, "keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten". Ihr sei bewusst, "dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren."(mit dpa)
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