In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, Tendenz steigend. Von 20. bis 29. September findet zum fünften Mal die Bayerischen Demenzwoche statt. Mit mehr als 1000 Veranstaltungen und Aktionen wird auf das Thema aufmerksam gemacht. Betroffene, Angehörige und Interessierte haben in diesem Zeitraum vermehrt die Möglichkeit, sich über das Thema zu informieren. Eine Anlaufstelle ist die Iller-Apotheke in Senden. Apothekerin Birgit Nordt ist speziell geschult – und hat Ideen für eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Informationsbroschüren für Betroffene und Angehörige
Die Iller-Apotheke in Senden nimmt zum dritten Mal mit einem Infotisch an der Aktionswoche teil. Bereits seit 2022 ist die Apotheke eine von sieben demenzfreundlichen Apotheken im Landkreis Neu-Ulm. Vorne an der Kasse, kaum zu übersehen, ist der Tisch aufgebaut, Infomaterial liegt aus. Neben medizinischer Fachliteratur gibt es diverse Broschüren für Betroffene, aber auch für Angehörige. Diese würden häufig vergessen werden, sagt Apothekerin Birgit Nordt. Sie hat die Schulung gemacht, die notwendig ist, damit eine Apotheke als demenzfreundlich werden kann. Seit 2014 fördert der Freitstaat den Aufbau eines solchen bayernweiten Netzwerkes. Ziel ist es, Apotheken als regelmäßige und vertraute Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige zu etablieren.
Für viele Betroffene oder Angehörige sei die Apotheke der erste Ort, um sich über das Thema zu informieren, berichtet Nordt. Gerade bei Stammkundschaft entwickle man aber auch ein Gespür für erste Anzeichen einer möglichen Erkrankung. Man könne Betroffenen so schneller helfen und sowohl die Auswirkungen als auch Begleiterscheinungen der Krankheit abschwächen. „Wir sehen es als unseren Auftrag und nehmen uns Zeit für die Betroffenen und Angehörigen und stehen ihnen bei Fragen und Problemen zur Seite“, betont Birgit Nordt. Vor allem bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf kämen immer häufiger Angehörige, um nach Hilfe zu fragen, schildert sie. Viele stießen mit der Betreuung früher oder später an ihre Grenzen. Sie stelle auch fest, dass nicht nur die Anzahl an Demenzkranken steige, sondern auch die Anzahl der schweren Erkrankungen.
Weniger Stigmatisierung und mehr gesellschaftliche Verantwortung im Umgang mit Demenzkranken
Die Demenzwoche sei ein guter Anfang, doch reiche bei weitem nicht aus, findet Nordt. Die medizinische Versorgung sei das eine, wichtig sei jedoch auch die gesellschaftliche Verantwortung. Die große Mehrheit der Erkrankten sei älter und vereinsame mit fortschreitender Krankheit immer weiter. Birgit Nordt wünscht sich, dass Betroffene weniger stigmatisiert werden und mehr Angebote bekommen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Sei es durch Sportvereine, die Bewegung für Demenzkranke anbieten, oder Cafés, die demenzfreundliche Nachmittag veranstalten.
Am 8. November 2024 wird von 11 Uhr bis 12 Uhr die Demenzexpertin Dr. Sarah Straub vom Uniklinikum Ulm in der Apotheke zu Gast sein. Für Einzeltermine bittet die Apotheke um eine Anmeldung vorab.
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