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Neu-Ulm: Streik bei CSM: Aus Gerlenhofen bleiben die Backmischungen aus

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Streik bei CSM: Aus Gerlenhofen bleiben die Backmischungen aus

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    Bei der Firma CSM in Neu-Ulm/Gerlenhofen sind Beschäftigte in einen Warntreik getreten. Mit der Niederlegung der Arbeit wollen die Beschäftigten ihrem Wunsch nach Gehaltserhöhungen Nachdruck verleihen.
    Bei der Firma CSM in Neu-Ulm/Gerlenhofen sind Beschäftigte in einen Warntreik getreten. Mit der Niederlegung der Arbeit wollen die Beschäftigten ihrem Wunsch nach Gehaltserhöhungen Nachdruck verleihen. Foto: Alexander Kaya

    Nichts geht mehr am Mittwoch bei CSM Ingredients in Gerlenhofen. Paul Stüber, Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) spricht von einer hundertprozentigen Teilnahme am Warnstreik in der Produktion. Zumindest in der Produktion. Und von "verhärteten Fronten", was die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite angeht. 

    Mit Trillerpfeifen, einer Sirene und Applaus wird die flammende Rede von Stüber vor dem Werkstor bedacht. "CSM - Streik", "CSM -

    Der Streik bei CSM in Gerlenhofen aus der Vogelperspektive.
    Der Streik bei CSM in Gerlenhofen aus der Vogelperspektive. Foto: Alexander Kaya

    "Wir streiken, weil die Arbeitgeber uns ein so schlechtes Angebot machte", erläutert Stüber. Die Forderung der NGG sei 450 Euro mehr. Und das Angebot der Arbeitgeberseite in der Entgeltverhandlungsrunde liege bei nur 125 Euro. Begleitet sei dieses Angebot von den Worten gewesen, dass hier nicht mehr viel zu machen sei. Denn das Angebot sei ja schon so gut. 

    Streik bei CSM in Neu-Ulm: Was die NGG fordert

    Darüber können Mitarbeiter wir Daniel D. nur lachen: "Die Inflation ist so hoch, wir haben faktisch immer weniger Geld in der Tasche." Dagegen will die NGG ankämpfen, denn dem Unternehmen gehe es eigentlich gut. "Arbeit ist da. Mehr als genug", sagt Gewerkschaftsmann Stüber. Er wisse von vielen Überstunden und von Mehrarbeit, die der Belegschaft in Gerlenhofen abverlangt würden. "Da ist es umso respektloser, nicht mal einen Inflationsausgleich zu zahlen." 

    Mit Blick auf die historischen Inflationsraten gebe es „völlig zu Recht besondere Erwartungen". Die Entgelte müssten überproportional steigen, um mindestens auf das Kaufkraftniveau der vergangenen Jahre zurückzukommen. Beschäftigte, die in der untersten Entgeltgruppe eingruppiert sind, bekommen aktuell nach Angaben der NGG am Monatsende ein Bruttoeinkommen von 2.159 Euro. Das entspreche aktuell einem Stundenentgelt von 13,08 Euro. Große Sprünge seien schon vor der Kostenexplosion infolge der Krisen der jüngeren Zeit mit diesem Einkommen nicht möglich gewesen.

    CSM ist in Neu-Ulm vergleichsweise unbekannt

    In den Verhandlungen geht es um einen Haustarifvertrag, der nur für die Firma CSM gilt. Im Gegensatz zu anderen großen Lebensmittel-Produzenten in Neu-Ulm - Settele-Spätzle, Lebkuchen Weiss oder den Milchwerken Schwaben - ist CSM eher unbekannt. Das liegt daran, dass die Produkte nur indirekt in den Regalen der Supermärkte liegen. 

    Die nach NGG-Angaben 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort in Gerlenhofen produzieren Backmischungen, die sowohl an Handwerksbäckereien als auch industrielle Hersteller von Backwaren in mehr als 100 Ländern geliefert werden. Der Kern des Jobs von mehr als 200 Menschen: 700 verschiedene Rohstoffe werden in Säcken angeliefert und zu über 1000 verschiedenen Produkten per Druckluft zusammengemischt, die an über 10.000 Kunden gehen.

    Backmischungen aus Gerlenhofen

    CSM Deutschland beschäftigt insgesamt laut NGG 556 Beschäftigte in den Produktionsstätten Delmenhorst und Neu-Ulm/Gerlenhofen, sowie in der Verwaltung, Forschung und Entwicklung an den Standorten in Bremen und Bingen. Auch die 128 Beschäftigten in

    Gestreikt wurde am Mittwoch 16 Stunden in zwei Schichten. Kein einziger Backmischungssack, von denen es im Jahr vier Millionen sind, verließ das Werk. Stüber: "Das wollten wir erreichen. Das tut dem Unternehmen weh. Nur diese Sprache verstehen offenbar die Arbeitgeber." 

    Die Verhandlungen sollen am Donnerstag, 11. Januar, in Bremen weiter gehen. "Da schauen wir mal, ob der Arbeitgeber sein Angebot nach oben korrigiert. Das ist notwendig, sonst stehen wir bald wieder hier." Das hält die NGG nicht für unwahrscheinlich: Denn die Forderungen der Arbeitgeberseite und der Gewerkschaft seien weit auseinander. Die Beschäftigte seien streikbereit und würden sich nicht mit Kleingeld abspeisen lassen.

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