Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Flüchtlingsunterkunft: Wie ist die Lage rund ums Ankerzentrum in Neu-Ulm?

Neu-Ulm

Anker-Zentrum: Wie ist die Lage rund um die Flüchtlingsunterkunft in Neu-Ulm?

    • |
    Seit Februar dieses Jahres sind in dem früheren Speichergebäude im Starkfeld Flüchtlinge untergebracht. Ihre durchschnittliche Bleibezeit dort liegt bei 2,5 Monaten.
    Seit Februar dieses Jahres sind in dem früheren Speichergebäude im Starkfeld Flüchtlinge untergebracht. Ihre durchschnittliche Bleibezeit dort liegt bei 2,5 Monaten. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Immer mal wieder berichtete die Polizei jüngst von Einsätzen in der Flüchtlingsunterkunft im Starkfeld. Und wer bei den Geschäften nebenan regelmäßig zum Einkaufen geht, bekam hin und wieder auch Streifenwagen zu sehen. Wie ist die Lage im und rund um das sogenannte Anker-Zentrum in Neu-Ulm? Gibt es viele Beschwerden? Polizei, Stadt, Regierung von Schwaben, aber auch ein Supermarkt berichten.

    Seit Anfang Februar, als die ersten Flüchtlinge in das frühere Speichergebäude einzogen, sei es zu insgesamt 70 Einsätzen der Polizei an oder im Zusammenhang mit Bewohnern außerhalb der Unterkunft gekommen, berichtet Dominic Geißler, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Überwiegend soll es sich dabei um Konflikte handeln, die sich innerhalb der Unterkunft abspielten - entweder die Bewohner unter sich oder Streitigkeiten mit dem vor Ort tätigen Sicherheitsdienst. Auslöser seien zumeist Verstöße gegen die Hausordnung oder die mangelnde Akzeptanz der Zugangskontrollen gewesen.

    Auch sei es vereinzelt zu Betäubungsmittelverstößen gekommen. Die Verstöße aber seien laut Polizei nicht nachzuweisen gewesen. Beispielsweise sei Cannabis-Geruch gemeldet worden. Vor Ort aber sei nicht zu verifizieren gewesen, woher genau der Geruch kam. Dass sich die Dependance - ähnlich wie es in der Flüchtlingsunterkunft in der Reuttier Straße zwischenzeitlich mal der Fall war - zu einem Drogenumschlagplatz entwickeln könnte, dafür würden innerhalb der Unterkunft bislang keine konkreten Anhaltspunkte vorliegen. Und wenn, wäre aufgrund der beschränkten Zugangsmöglichkeiten und der Taschenkontrollen ein Handel nur sehr eingeschränkt und nur unter den Bewohnern möglich. "Zustände wie ehemals in der Reuttier Straße sind nicht zu erwarten", so Geißler.

    19 Verletzte nach Zwischenfällen im Zusammenhang mit dem Anker-Zentrum

    Insgesamt betrachtet, ist aus Sicht der Polizei die derzeitige Lage "entspannt". "Die Einsatzzahlen sind momentan eher rückläufig", so Geißler. Bei den Vorfällen im Zusammenhang mit dem Anker-Zentrum seien bislang 19 Personen leicht verletzt worden. Außenstehende sollen aber nicht betroffen gewesen sein.

    Jedoch gibt es Beschwerden von Außenstehenden - wenngleich wohl nur ganz wenige. Wie auch die Neu-Ulmer Stadtverwaltung auf Anfrage berichtet, habe sich der Filialleiter des Lidl-Marktes nebenan über Alkoholkonsum beschwert. Bewohner der Flüchtlingsunterkunft würden auf dem Parkplatz alkoholische Getränke konsumieren. Dabei komme es zu Gruppenbildungen, die von der Geschäftsführung nicht erwünscht sind, ergänzt Polizeisprecher Dominic Geißler. Hintergrund: Alkohol ist in der Unterkunft nicht erlaubt. Entsprechende

    Eine Lidl-Sprecherin bestätigt, dass es "in einzelnen Fällen" zu Störungen anderer Kunden kam. Man sei aktuell unter anderem im Austausch mit der Stadt, um Kunden jederzeit einen angenehmen Einkauf zu ermöglichen und für alle Beteiligten die bestmögliche Lösung zu finden.

    Leiter des Anker-Zentrums: "Wir machen alles, was wir tun können"

    Der Regierung von Schwaben, für das Anker-Zentrum zuständig, ist das Problem ebenfalls bekannt. "Aber uns sind in gewisser Weise auch die Hände gebunden", sagt Frank Kurtenbach, Leiter der "Anker Schwaben". Sie könnten nur die Regeln innerhalb der Unterkunft vorgeben und entsprechend kontrollieren, was die Menschen dann außerhalb tun, sei nicht so leicht zu beeinflussen. "Wir machen alles, was wir tun können", so Kurtenbach.

    Die Hoffnung ruht ein bisschen auch auf den sinkenden Corona-Zahlen, und dass dadurch wieder mehr Angebote als Alternative gemacht werden können. Die seit dem Frühjahr eingestellte Ehrenamtskoordinatorin konnte beispielsweise bislang mit Organisationen vor Ort nur vernetzen. "Wegen Corona konnten wir hier noch nicht wirklich starten. Da sind wir noch recht vorsichtig", sagt Kurtenbach. Jedoch würden mittlerweile 31 von den derzeit insgesamt 168 Bewohnern, die überwiegend aus Syrien, Irak, Türkei, Gambia und Nigeria stammen, die Berufsschule Neu-Ulm besuchen. Auch fänden inzwischen auch sogenannte Erstorientierungskurse in der Unterkunft statt, wo in 300 Stunden alles zu Sprache und Gesellschaft hierzulande gelehrt wird: Wie verhalte ich mich beim Arzt, beim Einkaufen? "Endlich können wir auch mal was Geistiges bieten in dieser Zeit", sagt Kurtenbach.

    Einen größeren Corona-Ausbruch, infolgedessen die Einrichtung zwei Wochen lang komplett in Quarantäne war, hatte es gegeben. Ansonsten ist es "recht milde abgelaufen. Da waren wir ganz froh", sagt der Anker-Leiter. Zwischenzeitlich seien auch mehr als die Hälfte der Bewohner, die als Personen, die in einer Gemeinschaftsunterkunft leben der Prio-Gruppe zwei angehören, geimpft. "Das läuft erstaunlich gut", sagt Kurtenbach. Schon bald könnte die Unterkunft wohl auch ihre vorgesehene Kapazität von 250 Plätzen erreichen. "Die Zugangszahlen seien derzeit recht ordentlich." Doch vorher müssten noch kleinere Mängel an der Wasserversorgungsanlage im Gebäude behoben werden. Der Wasserdruck reiche noch nicht aus, damit in allen acht Stockwerken geduscht werden kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden