Den Schlüssel, mit dem Oberbürgermeister Martin Ansbacher Ulms erstes mobiles Taubenhaus aufschloss, benötigen die künftigen Bewohner nicht. Die sollen ab sofort geflogen kommen, einziehen und artgerecht versorgt werden – und dabei doch weniger werden: Auf einem Parkplatz an der Neuen Straße in der Nähe des Ehinger Tores wurde Ulms erster Taubenwagen eingeweiht.
Im mobilen Taubenwagen haben 300 Vögel Platz
Ein grauer Bauwagen, innen mit 80 Brutboxen und Sitzplätzen für 300 Tauben, steht jetzt auf dem Parkplatz. Das Konzept, auf dem er basiert, nennt sich Augsburger Modell und ist so erfolgreich, dass man es in anderen Städten wie Stuttgart und Tübingen bereits mit Erfolg kopiert hat. In Tübingen, weiß Martin Ansbacher, nimmt die Zahl der Tauben in der Stadt jährlich um rund tausend Exemplare ab.
Das Ehinger Tor ist einer der Tauben-Hotspots in Ulm. Der Kot fällt von oben herunter, aus den Nischen, wo die Tauben an der Haltestelle von Straßenbahn und Bussen über den Köpfen der Wartenden brüten und hausen. Er verschmutzt Straßen und schädigt historische Gebäude. Dass möglichst viele von ihnen zum neuen mobilen Taubenhaus kommen, darauf hofft die Ulmer Stadtverwaltung, und das hofft auch der Verein „AG Stadttauben Um“. Der will sich um die Tiere kümmern, sie artgerecht füttern und natürlich auch die Eier gegen Attrappen austauschen, damit keine Jungtiere schlüpfen und sich die Tiere nicht weiter vermehren. Stadttauben brüten bis zu sieben Mal jährlich, auch im Winter. Stadt und Verein hoffen, dass – angelockt von Futter und Jungtauben, die ihnen signalisieren, dass hier ein Zuhause ist – möglichst viele Vögel vom Ehinger Tor in den Wagen umziehen und sich dort aufhalten. Sollte der Standort beim Ehinger Tor nicht angenommen werden, lässt sich das Gefährt problemlos an einen anderen Standort transportieren. Etwa 20.000 Euro kostet einer der innen mit Holznistnischen ausgestatteten Wagen, die vom Verein AG Stadttauben Ulm auch gereinigt werden. Noch im April soll ein zweites mobiles Taubenheim in Ulm seinen Standort finden, in Böfingen, wo die Tiere ebenfalls Probleme bereiten. Für den Standort Deutschhaus muss ein dritter Wagen noch umgebaut werden.
Ein zweites Vogelproblem muss noch gelöst werden
Für ein weiteres Vogelproblem will die Stadt ebenfalls bald Lösungen präsentieren, verspricht Martin Ansbacher: Um für die zahlreichen Krähen, die im Stadtgebiet nisten, eine Lösung zu finden, muss allerdings tierschutzrechtlich anders vorgegangen werden als bei den Tauben.

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