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Elchingen: Für 1,2 Millionen Euro: Hotel Krone steht zum Verkauf - inklusive Munition

Elchingen

Für 1,2 Millionen Euro: Hotel Krone steht zum Verkauf - inklusive Munition

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    Ein Denkmal: Die Krone ist ein zweigeschossiges Gebäude mit Krüppelwalmdach, gemauertem Unter- und Erdgeschoss, Ober- und im Osten vorkragendes Giebelgeschoss in Fachwerk. Im Kern 16./17. Jahrhundert, benennt es der Denkmalschutz.
    Ein Denkmal: Die Krone ist ein zweigeschossiges Gebäude mit Krüppelwalmdach, gemauertem Unter- und Erdgeschoss, Ober- und im Osten vorkragendes Giebelgeschoss in Fachwerk. Im Kern 16./17. Jahrhundert, benennt es der Denkmalschutz. Foto: Alexander Kaya

    Als die Krone in Unterelchingen 1516 noch neu war, dauerte es weitere 300 Jahre, bis sich Napoleons Truppen unweit von hier blicken ließen. Und das historische Fachwerkhaus mit dem vorkragenden Giebelgeschoss steht noch immer – nun zum Verkauf für 1,2 Millionen Euro. Im Preis inbegriffen: Eine Kugel in der Decke, die angeblich 1770 vom „Bayerischen Hiasl“, dem berühmten „Wildschütz“ und Volkshelden, abgefeuert wurde.

    Der Besitzer der Krone in Elchingen will sich nicht äußern

    In wohlfeilen Worten bietet ein Immobilienmakler das Stück Elchinger Geschichte im Internet an: „Das im Fachwerkstil erbaute Gebäude ist in bestem Zustand und wurde immer top gepflegt. Im Erdgeschoss befinden sich ein wunderschöner Gastraum, ein großer Saal und ein Frühstückszimmer vom Feinsten.“

    Nicht zum ersten Mal steht das historische Gasthaus zum Verkauf: Vor neun Jahren versuchte Dehva Kovac bereits das Gasthaus – das zuvor über Generationen im Familienbesitz gewesen war – an den Mann oder die Frau zu bringen. Vergeblich.

    Umso blumiger ist der neue Anlauf: Bei schönem Wetter könne die große Sonnenterrasse genutzt werden, mit Blick über Elchingen. Die Küche sei komplett eingerichtet. Für den Koch gebe es einen Arbeitsplatz, wie er ihn sich nur wünschen könne. Ob Schankraum, Nebenräume oder WC-Anlagen, alles sei wie neu und zur sofortigen Nutzung bereit.

    Das Obergeschoss glänze mit elf Gästezimmern, die als neuwertig bezeichnet werden. Und das alles auf 220 Quadratmetern, die sich auf einer Gesamtfläche von 1250 Quadratmetern befinden, für 1,2 Millionen Euro. „Kein Kommentar“, sagt der Inhaber auf Anfrage unserer Zeitung, warum er sich von dem Objekt trennen will. Man muss allerdings kein Prophet sein, um zu wissen, dass der Betrieb von Hotels in Zeiten von Lockdowns und Beherbergungsverboten keine Freude macht.

    Dennoch schwärmt der Immobilienmakler von einer „Top-Immobilie“, weil es auch andere Nutzungsmöglichkeiten an der Klostersteige gebe: Im Dachgeschoss eröffne sich „ein Traum zum Wohnen“. Eine „wunderschön hergerichtete Wohnung“ mit Sichtbalken, großen Zimmern, zwei Bädern und Platz auf über 200 Quadratmetern.

    Matthäus Klostermayr, der „Bayerische Hiasl“, sollte in der Krone verhaftet werden: Es gab Tote

    Historisches Ambiente inklusive: Etwa durch den reich verzierten, schmiedeeisernen Ausleger mit der goldenen Krone, der unterhalb des Walmdachs seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts anzeigen soll: In der Krone wird königlich genossen. Und auch Feinde der Herrschenden beherbergte die Krone. Wie der Elchinger Archivar weiß, soll sich Matthäus Klostermayr, der „Bayerische Hiasl“, hier am 29. Dezember 1770 aufgehalten haben. Beim Kartenspielen mit seiner Räuberbande sei der Volksheld ertappt worden.

    Nachdem der Wirt für ihn und sein Gefolge eine große Hirschkeule gebraten hatte, und diese ein Bier nach dem anderen getrunken haben, flog die Tür auf, die Karten vom Tisch und eine Streife eröffnete das Feuer. Tyras, der berühmte große Hund des Hiasls, wurde getötet, die Wilderer mussten fliehen. Zuvor habe er den Feldwebel und drei Soldaten erschossen. Eine Kugel soll immer noch in der hölzernen Kassettendecke stecken, der Abschnitt ist heute hinter einem Rahmen gesichert.

    Bürgermeister Eisenkolb wünscht sich wieder einen Treffpunkt in der Krone

    Die kriegerischen Zeiten in der Krone sind längst vorbei. Die besten Zeiten des Hotels auch. Der Elchinger Archivar Stefan Kopp würde sich aber nach eigenem Bekunden freuen, wenn die Gaststättentradition auch in Zukunft weiter geführt werden würde. Genauso wie Elchingens Bürgermeister Joachim Eisenkolb, der sich wünscht, dass die „Perle“ wieder zu einem Treffpunkt wird. Trotz der historischen Gastwirtschaft, den Klosterbräustuben, die einst zur Klosterkirche Oberelchingen gehörten, sieht Eisenkolb genügend gastronomische Nachfrage. In der Vergangenheit hätten sich die zwei Traditionswirtschaften ergänzt.

    Im Gastraum der Krone wurde zuletzt nur gefrühstückt, die Wirtschaft als Treffpunkt vermissten viele Elchinger. Eisenkolb: „Die Krone steht für die Geschichte mit ihren Geschichten, die Elchingen einzigartig macht.“ Elchingen habe keinen Bedarf an kommunalen Versammlungsräumen und sei somit nicht unbedingt ein potenzieller Käufer. Thema werde es im Gemeinderat dennoch werden, vermutet Eisenkolb. Doch auch ein privater Investor könnte den Charakter der Krone nicht ändern. Denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

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