Die Elchinger Musiktage gehen in die zweite Runde. Zum Auftakt ging es um nichts Geringeres als die Liebe in all ihren Facetten. Von euphorisch bis verzweifelt und alle Emotionen, die dazwischenliegen. Johannes Brahms Ausführungen zur Liebe umrahmten einen Streifzug durch die musikalische Liebesliteratur der Renaissance.
Festivalinitiatorin Brigitta Ambs bleibt auch im zweiten Jahr der Elchinger Musiktage den besonderen Formaten treu. Bei der Auftaktveranstaltung stand mitten im Konzert ein Umzug vom Thalfinger Laurentiussaal in die Laurentiuskirche an, wo die Renaissance-Stücke zu hören waren. Auf der Bühne standen neben Brigitte Ambs (Alt) auch Thilo Dahlmann (Bass) vom Internationalen Opernstudio in Zürich sowie Maria Rosendorfsky (Sopran) und Markus Francke (Tenor), beide in der Region als Ensemblemitglieder des Ulmer Theaters bekannt. Für den Part in der Kirche wurden die vier Sänger von Chorleiterin und Sopranistin Ulrike Blessing unterstützt. Die Begleitung am Klavier übernahmen, teils vierhändig, Nikolai Petersen und Lukas Rommelspacher.
Wie klingt die Liebe?
Doch wie klingt sie nun, die Liebe? Diese Frage war immerhin der Titel des Konzerts, das darauf – wie beim Blick auf das Programm zu erwarten – keine ganz eindeutige Antwort gibt. Ganz verschieden kann sie klingen. Hoffnungslos kitschig hört sie sich bisweilen in den Kompositionen Brahms an, dem in seinem Leben eine große Liebesgeschichte wohl versagt blieb. So erfährt es das Publikum zumindest im Programmheft. Gar eine tief liegende Bindungsangst werde ihm nachgesagt. Anzuhören ist das seinen Werken nicht, ein bisschen Erfahrung in Sachen Liebe muss der Komponist dann doch gemacht haben. In seinen Liebeswalzern und Liebesliedern vertonte er Gedichte von Lyrikern wie Goethe, Georg Friedrich Daumer oder Friedrich Hebbel.
Das Publikum hatte gerade auf den harten Holzbänken der Laurentiuskirche Platz genommen und war noch dabei, sich am neuen Publikumsort einzurichten, als von der Empore Musik erklingt. Passend zum neuen Aufführungsort in der Laurentiuskirche ging es mit einem geistlichen „Liebeslied“ weiter. Mit seinem „Salve Regina“ ehrte P. Christian Keifferer (1570 bis 1635) die Gottesmutter Maria. Anschließend wandten sich die Sänger wieder der weltlichen Liebe und der italienischen Renaissance zu. Carlo Gesualdo, der mutmaßliche Mörder seiner untreuen Ehefrau und ihres Liebhabers, widmete sich in zwei seiner Madrigalen der unerfüllten Liebe. Welche Qualen eine solche Liebe bereitet, drücken ungewöhnliche harmonische Wendungen aus.
Von Opernstar Claudio Monteverdi standen zwei Werke auf dem Programm, die auch die musikalische Entwicklung des Komponisten hörbar machten. Während sein Madrigal „Baci, soavi e cari“ (1587) aus heutiger Sicht noch nicht nach Monteverdi klingt, hat das Duett „Zefiro torna e di soavi accenti“ (1632) die ausdrucksstarke Tonsprache, für die Monteverdis Werk bis heute geschätzt wird – gefühlvoll interpretiert von Ambs und Rosendorfsky. Da ignorierte das Publikum dann auch zurecht die Bitte der Festivalplanerin, nicht nach jedem einzelnen Stück, sondern nur nach jedem Block zu applaudieren – das Konzert sollte sich nicht zu sehr in die Länge ziehen.
Zum Abschluss des zweiten Konzertteils in der Laurentiuskirche gab es noch eine für die Renaissance unübliche Perspektive auf die Liebe – die einer Frau. Barbara Strozzis „Il contrasto de‘ cinque sensi“ fügt sich nahtlos ein in den Reigen an Liebesliedern.
Elchinger Musiktage: Das steht noch auf dem Programm
Die Elchinger Musiktage gehen weiter: Noch bis Sonntag stehen täglich mehrere Konzerte und Veranstaltungen auf dem Programm. Auch für Kinder gibt es einige Angebote, unter anderem ein Gartenkonzert am Samstag, bei dem Musikerinnen und Musiker der Ulmer Philharmoniker eine kindgerechte Fassung der Zauberflöte aufführen. Beginn ist um 16 Uhr im Garten des Obertalfinger Schlosses.
Das große Abschlusskonzert findet dann am Sonntag in der Oberelchinger Klosterkirche statt. Joseph Haydns „Schöpfung“ wird unter dem Motto „Creating Future“ als Klimakonzert aufgeführt. Der Biochemiker und Vizepräsidenten der Uni Ulm, Prof. Dr. Michael Kühl, wird das Konzert als Sprecher begleiten. Konzertbeginn ist um 19.30 Uhr.
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