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Neu-Ulm: Burlafinger stimmen fast einstimmig gegen ICE-Trasse durch den Ort

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Burlafinger stimmen fast einstimmig gegen ICE-Trasse durch den Ort

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    Wo soll die neue ICE-Schnellstrecke zwischen Ulm und Augsburg verlaufen? Menschen aus Burlafingen fürchten um die Lebensqualität in ihrem Ort.
    Wo soll die neue ICE-Schnellstrecke zwischen Ulm und Augsburg verlaufen? Menschen aus Burlafingen fürchten um die Lebensqualität in ihrem Ort. Foto: Marcus Merk (Symbolfoto)

    Wie viele genau die Hand hoben, zählte Anton Bullinger gar nicht nach. "Nahezu einstimmig", fasste der Neu-Ulmer Hauptamtsleiter zusammen. Nur fünf der rund 150 Frauen und Männer stimmten gegen den Antrag, den zwei Burlafinger am Ende der Bürgerversammlung in der Iselhalle stellten: Die Trasse für die geplante ICE-Schnellstrecke soll nicht durch Burlafingen führen und das Bestandsgleis soll nicht breiter werden als es ist. Mit dem Ergebnis der Abstimmung muss sich der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung befassen – die wohl wegen des erwarteten Andrangs außerhalb des Rathauses stattfinden soll.

    Schon vor der Bürgerversammlung bildeten sich im Eingangsbereich der Iselhalle kleine Menschentrauben um die Tische. Frauen und Männer trugen sich in die Liste ein, mit der eine Bürgerinitiative Unterschriften sammelt. Seit Stadtbaudirektor Markus Krämer vor einer Woche erstmals verraten hat, dass die Neu-Ulmer Stadtverwaltung sich für eine neue ICE-Trasse durch Burlafingen ausspricht, ist die Verärgerung groß. Das wurde auch bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend deutlich. Krämer musste sich Buhrufe gefallen lassen. Kfz-Meister Peter Zeh aus Burlafingen-Süd rief: "Das ist eine komplette Spaltung des Dorfs und das ist nicht tragbar." Er erhielt laute Zustimmung.

    Stadtbaudirektor Markus Krämer stellte bei der Bürgerversammlung in Burlafingen die Trassenvarianten auf Neu-Ulmer Gebiet vor.
    Stadtbaudirektor Markus Krämer stellte bei der Bürgerversammlung in Burlafingen die Trassenvarianten auf Neu-Ulmer Gebiet vor. Foto: Sebastian Mayr

    Bürgerversammlung in Burlafingen: ICE-Trasse ist Thema

    Der violette Trassenvorschlag verläuft entlang der bestehenden Bahnlinie, die mit dann vier Gleisen, zwei Bahnsteigen und Schallschutzwänden 30 Meter breit würde, wie Stadtbaudirektor Krämer grob überschlug. Eine Untervariante führt am südlichen Rand von Burlafingen Süd entlang durch das dortige Gewerbegebiet. Die deutliche Mehrheit der Anwesenden lehnt beides ab und spricht sich dagegen für die türkise Trasse durch das Pfuhler Ried aus.

    Am Laubering, der direkt an der Bestandsstrecke verläuft, und im südlichen Teil des Orts hatte sich Widerstand gegen die Pläne geregt. Die einen wollten keine Trasse durch den Ort, die anderen keine Trasse am Südrand. Ein Streit schien sich zu entwickeln. Doch am Donnerstag traten Jürgen Braun aus dem Laubering und Peter Zeh aus Burlafingen Süd gemeinsam vors Mikrofon und kritisierten, beide violetten Varianten brächten für alle nur Nachteile.

    Bahnprojekt Ulm–Augsburg: Stadtrat von Neu-Ulm stimmt über Stellungnahme ab

    Die Befürchtungen sind groß, wie in Gesprächen mit unserer Redaktion deutlich wurde: Der Lärm während der Arbeiten werde massiv sein, die anschließenden Probleme würden noch größer. Burlafingen und Burlafingen Süd würden noch stärker voneinander getrennt, die Ortsentwicklung werde für Jahrzehnte ausgebremst. Der Ortsteil werde vom Durchgangsverkehr abgeschnitten und für Geschäfte uninteressant. Aldi müsste für den Bahnausbau abgerissen werden und womöglich komme dann kein neuer Supermarkt. Die Lebensqualität werde trotz des erwarteten neuen Bahnhalts sinken. Eine andere Route dagegen würde im Ort neuen Platz schaffen und Möglichkeiten zur Entwicklung bringen.

    Bei der Bürgerversammlung sprach Stadtbaudirektor Krämer zunächst über den Neubau der Grundschule Burlafingen und deren ambitionierten Zeitplan. Derzeit sehe es so aus, als könne die Schule in den Sommerferien umziehen. Dann kam er zur Planung der ICE-Trasse für die geplante Schnellstrecke UlmAugsburg. "Die meisten wird es wahrscheinlich langweilen", sagte Krämer und erntete lautes Grummeln. "Deswegen sind wir doch hier", rief ein Mann.

    Stadt ist für Streckenverlauf durch den Ort: In der Iselhalle wird viel Kritik laut

    Die Stadt habe entscheiden müssen, welche der möglichen Trassenvarianten am besten zum Leben in der Stadt passe, erklärte Krämer. Seit dem Infoabend in der vergangenen Woche seien einige Stellungnahmen und Vorschläge bei der Stadt eingegangen, die reiche man weiter an die Regierung von Schwaben. Neben den Vorschlägen von Kommunen und aus der Bürgerschaft seien auch andere Kriterien wichtig. Krämer nannte Wirtschaftlichkeit, technische Machbarkeit und betriebliche Anforderungen der Bahn. "Das alles wird nicht in Neu-Ulm entschieden und auch nicht in Augsburg, sondern in Berlin bei der Bahn", betonte er.

    Bei der folgenden Fragerunde positionierte sich eine Reihe von Bürgern deutlich gegen die Pläne. Sie alle erhielten viel Beifall. Zweiter Bürgermeister Johannes Stingl, der die erkrankte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger vertrat, räumte ein: "Ich verstehe, dass es gewisse Ängste gibt." Er versprach, Sorgen und Kritik würden im Stadtrat verarbeitet. Der Stadtbaudirektor verteidigte die Haltung der Verwaltung. Aus Sicht der Stadtplanung sei die Route durch Burlafingen die verträglichste. Man betrachte nie einen einzelnen Stadtteil und die Betroffenen seien immer dagegen: "Wenn wir nur schauen, wo wir kurzfristig am wenigsten Ärger bekommen, können wir keine vernünftige Stadtplanung machen", sagte Krämer. 

    Noch einmal meldeten sich Zeh und Braun zu Wort, sie beantragten eine Abstimmung. Den genauen Wortlaut fürs Votum lieferte Alfredo Di Nisio. Er hatte zuvor für den Satz "Kein Burlafinger will diese Trasse" viel Applaus bekommen und Widerspruch nur von einer einzelnen Bürgerin. Deutlich war auch das Ergebnis bei der Abstimmung. Der Stadtrat muss sich am 8. November damit befassen – er muss den Wunsch der Menschen in Burlafingen aber nicht berücksichtigen. In der Sitzung wird beschlossen, welche Stellungnahme das Gremium zu den Ausbauplänen der Bahn abgibt.

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