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Bundestagswahl 2021 Kandidaten Wahlkreis Neu-Ulm: Krimhilde Dornach von der ÖDP will Politik mit weißer Weste

Bundestagswahl 2021

Kandidatin im Wahlkreis Neu-Ulm: Krimhilde Dornach von der ÖDP will Politik mit weißer Weste

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    Krimhilde Dornach  ist ÖDP-Direktkandidatin im Wahlkreis Neu-Ulm 255 und erklärt ihre politischen Vorstellungen gerne mit dieser Kleiderpuppe.
    Krimhilde Dornach ist ÖDP-Direktkandidatin im Wahlkreis Neu-Ulm 255 und erklärt ihre politischen Vorstellungen gerne mit dieser Kleiderpuppe. Foto: Alexander Kaya

    Im Grunde genommen ist das nur eine Schneiderpuppe, ein Oberkörper ohne Kopf und Arme, bekleidet mit einer weißen Bluse. Doch in diesen simplen Gegenstand kann Krimhilde Dornach eine ganze Menge hineininterpretieren, eigentlich ein komplettes Wahlprogramm. Deshalb dient diese Puppe mit Namen „Fortuna“ als stumme Helferin, wenn die ÖDP-Bundestags-Direktkandidatin Dornach bei Wochenmärkten auftritt und Werbung für sich und ihre Vorstellungen macht. Wer sie sieht, fragt sich unwillkürlich: Was soll denn diese Puppe? Darauf kann Krimhilde Dornach umfassend und vielfältig antworten.

    Krimhilde Dornach will Transparenz in der Politik

    Da wäre schon mal der Name dieses Torsos. Fortuna war als römische Göttin nicht nur für das Glück zuständig, sondern auch für das Schicksal, das es nicht immer gut mit jemandem meint. Und schon kann Elfriede Dornach anknüpfen und etwa über das Schicksalhafte dieser heraufziehenden Bundestagswahl sprechen. Oder sie zeigt auf die weiße Bluse, die auch für die sprichwörtliche weiße Weste stehen soll, eine Politik ohne Korruption.

    Krimhilde Dornach

    Krimhilde Dornach ist 55 Jahre alt und stammt aus Zell, einem Ortsteil von Eisenberg im Ostallgäu. Ihr Vater war Käsermeister. Aufgewachsen ist sie in Füssen. Sie arbeitet als Fachlehrerin für Musik an der Realschule Weißenhorn, hat keine Kinder und lebt seit einem Vierteljahrhundert mit ihrem Partner zusammen.

    Seit 2013 gehört sie der ÖDP an, ist Vorsitzende der Fraktion ihrer Partei im Kreistag Neu-Ulm, Kreisvorsitzende und Vorsitzende des Bezirksverbands Schwaben.

    Zu ihren Themen gehören unter anderem die Stabilisierung ökologischer Systeme, mehr Gemeinwohl, mehr Demokratie, ein höherer Mindestlohn, ein Erziehungs- und Pflegegehalt, ein stabiles Gesundheits- und Pflegewesen sowie eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik.

    Im oberen Teil ist mit durchsichtiger Spitze verziert. „Transparenz ist mir sehr wichtig“, sagt dann die Kandidatin und kommt auf die undurchsichtigen Nebentätigkeiten von manchen Politikern und Politikerinnen zu sprechen. Etwa der beiden Maskenvermittler Georg Nüsslein und Alfred Sauter von der CSU, die ja eigentlich als Parlamentarier ausgelastet sein sollten, aber dennoch nebenher einiges andere laufen haben, das ordentlich Geld bringt. Die ÖDP-Frau fordert den „transparenten Abgeordneten“, der „keinen Nebenjobs nachgeht und Entscheidungen in Nebenzimmern trifft". Kurz gefasst will sie „das Vertrauen in die Politik wieder aufbauen“.

    Kreativität ist die Stärke von Krimhilde Dornach

    Die vieldeutige Fortuna-Puppe belegt einen Satz, den Krimhilde Dornach im Gespräch immer mal wieder anbringt: „Ich bin sehr kreativ, das ist eine meiner Stärken.“ Sie möchte eben die Menschen zum Nachdenken anregen, damit sie selber aktiv werden und sich engagieren: „Ich will die Menschen dazu bringen, das Richtige zu tun“, sagt sie und schiebt einen Satz nach, der sich auch auf ein Plakat drucken ließe: „Runter vom Sofa, rein in die Politik.“

    Sie selber hat damit erst 2013 begonnen, was allerdings familiär bedingt war. Damals trat sie der ÖDP bei, der sie 2018 als Landtagskandidatin diente. Mittlerweile steht sie dem Parteibezirk Schwaben vor. Eigentlich interessierte sie sich schon lange für Politik, wie sie sagt, was etwa an einem sehr anschaulich erzählenden Geschichtslehrer lag oder an Ereignissen wie der Tschernobyl-Katastrophe. Als die radioaktive Wolke über Süddeutschland zog, saß Krimhilde Dornach mit Kommilitoninnen beim Picknick im Freien. Der Schreck war gewaltig, als sie später erfuhr, was da passiert war. Sie fühlte vor allem Ohnmacht und Fassungslosigkeit. Obwohl sie in einer konservativen Familie im Allgäu aufgewachsen war, zog es sie zu „grünen“ Themen hin und zur ÖDP, denn die fand sie sozialer ausgerichtet als Bündnis 90/Die Grünen.

    "Wir brauchen neue Gedanken", sagt die ÖDP-Kandidatin

    Krimhilde Dornach sagt von sich, sie sei eine Macherin. Deshalb engagiert sie sich vielfältig. Die gelernte Musiklehrerin spielt diverse Instrumente, war die erste Dirigentin im ASM-Bezirk Füssen, sie hat sich in der Jugendarbeit eingebracht, ist begeisterte Theaterpädagogin, Chorleiterin, und steht dem Kneipp-Verein Weißenhorn vor.

    Allerdings muss sie sich bei ihren öffentlichen Auftritten immer wieder die Frage anhören, ob denn eine Stimme für die ÖDP nicht verschenkt sei. Schließlich erhielt die ÖDP vor vier Jahren im Wahlkreis Neu-Ulm nur 0,91 Prozent der Zweitstimmen. Doch die Kandidatin gibt sich zuversichtlich, dass die Partei heuer deutlich besser abschneidet, und: „Wir brauchen angesichts der Klimakrise neue Gedanken, neue Ideen. Es bringt doch nichts, wenn immer die Gleichen gewählt werden. Wir haben so viele Baustellen.“ So müsse beispielsweise etwas für Familien getan werden, damit sie bezahlbaren Wohnraum finden. Der soziale Wohnungsbau müsse angekurbelt werden, auch die Förderung genossenschaftlicher Modelle könne hilfreich sein. Der Verbrauch von Rohstoffen und von Landschaft müsse angemessen besteuert werden, überhaupt sei eine ökosoziale Steuerreform notwendig.

    Wer sich mit Krimhilde Dornach über Politik unterhält, bekommt in sehr kurzer Zeit sehr viele Themen und sehr viele Lösungsvorschläge präsentiert. All das umzusetzen, würde wohl etliche Wahlperioden im Bundestag bedeuten, das weiß die Kandidatin selber. Deshalb sagt sie selbstbewusst: „Ich werde nicht alles erreichen, aber ich will Impulse setzen."

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