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Brücke zum Spielplatz auf der kleinen Blauinsel am Lautenberg in Ulm soll kommen, doch die Kosten explodieren.

Ulm

Mit einem Jahr Verspätung: Innovative Brücke in Ulm soll endlich kommen

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    Über die Blau kommt man an dieser Stelle schon lange nicht mehr. Die neue Brücke lässt noch auf sich warten.
    Über die Blau kommt man an dieser Stelle schon lange nicht mehr. Die neue Brücke lässt noch auf sich warten. Foto: Dominik Prandl

    Kinder, die am Lautenberg schnurstracks zum Spielplatz auf der kleinen Blauinsel gelangen möchten, stehen schon seit geraumer Zeit vor einem Bauzaun. Bereits im Mai 2023 wurde die Brücke an dieser Stelle abgerissen, sie wies Schäden auf und war nicht mehr sicher. Eine neue Brücke lässt seitdem auf sich warten, mehrere Eröffnungstermine sind geplatzt.

    Die Stadt Ulm möchte an dieser Stelle keine herkömmliche Brücke aus Stahl, Beton oder Holz bauen, sondern eine, die nach einem ganz neuen Verfahren aus Flachsfasern und Bioharz hergestellt wird. Doch bisher lief dabei nicht alles rund. In Almere in den Niederlanden steht die allererste Brücke dieser Bauart bereits. Doch bei der Produktion der zweiten Brücke dieser Art für Ulm traten Probleme im Aushärtungsprozess auf mit der Folge, dass die Brücke in Ulm nicht eingesetzt werden konnte.

    „Neuentwicklungen sind ohne Misserfolge nicht möglich“, sagt Jochen Aminde von der Stadt Ulm und fährt fort: „Erst durch Fehler oder anfangs noch nicht bedachte Aspekte ist ein Lernen und Weiterentwickeln möglich. Die Stadt Ulm sieht sich nicht als Forschungseinrichtung, die dieses Lernen ermöglicht. Aber sie ist bereit, eine bis zu einem gewissen Grad ausgereifte Bauweise einzusetzen, um die Alltagstauglichkeit in Kooperation mit Forschungseinrichtungen zu erproben.“

    Konventionelle Brücken würden bislang mit wenig nachhaltigen und nur begrenzt zur Verfügung stehenden Rohstoffen hergestellt. Das neue Verfahren dagegen sei ökologischer. Denn für die knapp acht Meter lange Brücke in Ulm wird mit Flachsfasern ein natürliches Material in Kombination mit speziellem Recyclingharz verwendet. Wie lang die Lebensdauer einer solchen Flachs-Brücke ist, das wisse man noch nicht, sagt Aminde, allerdings gebe es die Konstruktionsweise aus elastischen Fasern, getränkt durch aushärtendes Harz, im Auto-, Boots- und Flugzeugbau bereits seit etwa 80 Jahren. Außerdem soll die neue Brücke durch den Einsatz einer Sensorik hinsichtlich des Materialverhaltens und Alterungsprozesses in Echtzeit überwacht werden, die Auswertung erfolgt mithilfe von künstlicher Intelligenz.

    Die gute Nachricht ist: Der zweite Versuch einer Brückenproduktion für Ulm hat vor zwei Wochen begonnen und soll im September 2024 abgeschlossen sein. Dabei werden zuerst wenige Einzelteile getrennt gefertigt, dann aber bereits im Werk zusammengefügt. „Die Brücke verlässt das Werk in einem Stück“, erklärt Aminde. Ende September soll die Brücke schließlich eingebaut werden. „Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende Oktober 2024 vollständig abgeschlossen sein“, sagt Aminde. Bis dahin kommt man über zwei andere Brücken auf den besagten Spielplatz, allerdings ist hier die Barrierefreiheit eingeschränkt. Beschwerden gebe es bislang aber kaum, sagt Aminde.

    Die schlechte Nachricht ist: Die Kosten für das innovative Projekt in Ulm explodieren. Einst lag die Kostenschätzung bei 350.000 Euro, aktuell geht man von 880.000 Euro aus. „Wichtig dabei ist, dass die Kostensteigerung im Wesentlichen auf die erforderliche umfangreichere Sanierung der Unterbaukonstruktion zurückgeht, die erst beim Abbruch der alten Brücke ersichtlich wurde. Diese Sanierungskosten wären auch bei einer konventionellen Brückenkonstruktion angefallen“, betont Aminde. Die Stadt rechnet mit einer Fördersumme in Höhe von 150.000 Euro. Außerdem ist man guter Dinge, dass beim zweiten Versuch nun alles gut geht. Im Herbst möchte man laut Aminde dann endlich eine „sowohl ingenieurtechnisch als auch gestalterisch mehr als ungewöhnliche und zukunftsweisende Brücke in Ulm haben“.

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