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Blaubeuren: Klimawandel: Was wir von unseren Vorfahren lernen können

Blaubeuren

Klimawandel: Was wir von unseren Vorfahren lernen können

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    Klimawandel bedrohte auch unsere Vorfahren. Die umgestaltete Ausstellung im Blaubeurer "Urmu" will auch zum Nachdenken über die Auswirkungen des neuzeitlichen Klimawandels anregen.
    Klimawandel bedrohte auch unsere Vorfahren. Die umgestaltete Ausstellung im Blaubeurer "Urmu" will auch zum Nachdenken über die Auswirkungen des neuzeitlichen Klimawandels anregen. Foto: Franziska Wolfinger

    Eigentlich geht es in den beiden neu gestalteten Räumen im Urmu, dem Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren, um steinzeitliche Werkzeuge. Doch über der Figur unseres Vorfahren, der dort in Leder gekleidet und mit Speer in der Hand steht, schweben bedrohlich blitzende Wolken. Sie stehen für den drohenden Klimawandel. Wie Urgeschichte und dieses scheinbar neuzeitliche Problem zusammenhängen, erklärt Museumsdirektorin Stefanie Kölbl.

    Steinzeitmenschen waren echte Anpassungstalente

    "Unsere Vorfahren lebten unter einem ständigen Wandel", sagt sie. Immer wieder gab es - im Vergleich zu heute jedoch nicht von Menschen verursachte - Kipppunkte, bei denen das Klima schnell umschlug. "Innerhalb von 100 Jahren ging es da um 10 Grad rauf und runter." Und trotzdem waren die Steinzeitmenschen erfolgreich, sie haben nach und nach alle Klimazonen der Erde besiedelt. Kölbl stimmt das in Bezug auf die heutigen Herausforderungen optimistisch. "Die Urmenschen haben es vorgemacht: Wir müssen uns anpassen und den Wandel annehmen. Aufhalten können wir ihn ja nicht mehr."

    Museumsdirektorin Stefanie Kölbl in der umgestalteten Werkzeugausstellung des Urmu.
    Museumsdirektorin Stefanie Kölbl in der umgestalteten Werkzeugausstellung des Urmu. Foto: Franziska Wolfinger

    An den Werkzeugen und Jagdwaffen lässt sich die Wandlungsfähigkeit der Urzeitmenschen ablesen. Jede Umgebung verlangt nach anderen Überlebensstrategien und Jagdmethoden. Während auf freier Steppe die Speerschleuder noch zum Erfolg führt, bringt sie im Wald nicht viel - das Wurfgeschoss würde sich in seiner bogenförmigen Flugbahn in den Baumkronen verheddern. Der Steinzeitjäger dachte sich Pfeil und Bogen aus, um zwischen den Baumstämmen Jagd auf Wildtiere machen zu können. Diese Erfindungen waren durchaus schon ziemlich komplex. Für Pfeil und Bogen zum Beispiel muss eine Pfeilspitze aus dem Feuerstein herausgeschlagen werden, man braucht Schnur und Klebstoff, um die Spitze am Pfeilschaft zu befestigen. 

    Die umgestaltete Ausstellung setzt einige Raritäten nun besonders in Szene - etwa eine rund 30.000 Jahre Geweihhacke, die nahe Schelklingen gefunden wurde und deren eingeritzte Verzierungen eine absolute Besonderheit zu ihrer Entstehungszeit waren. Gezeigt werden außerdem die Arbeitsschritte, die zur Herstellung von Werkzeug und Waffen notwendig waren. Das spiegle auch die kognitive Entwicklung des Menschen wider. Kölbl sagt: "Wir stillen unseren Hunger nicht, indem wir einfach Beeren pflücken. Der Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er Umwege macht, also etwa erst Waffen herstellt, um dann effizienter zu werden." Dazu nutzen unsere Vorfahren zum Beispiel Knochen, Geweih, Elfenbein und Stein. 

    Interaktives Angebot im Blaubeurer Urmu

    Besucherinnen und Besucher können im Urmu auch ein wenig nachfühlen, wie es sich mit den steinzeitlichen Werkzeugen arbeiten ließ. An einer Taststation mit Werkzeugen können sie unter anderem die Feuersteinklingen ausprobieren. Kinder können sich mit dem Familienset selbst einen Lederbeutel basteln, in dem sie im Museum Memorykarten sammeln können - so soll der Museumsbesuch beim Spielen daheim noch unvergessen bleiben.

    Geweih, Knochen, Stein, Holz: Mit diesen Materialien bauten sich die Menschen in der Eiszeit Waffen und Werkzeuge.
    Geweih, Knochen, Stein, Holz: Mit diesen Materialien bauten sich die Menschen in der Eiszeit Waffen und Werkzeuge. Foto: Franziska Wolfinger

    Rund 400.000 Euro investiert das Urmu gerade in die Neugestaltung verschiedener Bereiche. Als Nächstes sind die Räume, in denen es um steinzeitlichen Schmuck geht, an der Reihe. Stets am Ball zu bleiben ist wichtig, erklärt Stefanie Kölbl. Denn nicht nur das ästhetische Empfinden wandelt sich, in der urgeschichtlichen Forschung tut sich noch immer viel.

    Termin: Eröffnung des neuen Ausstellungsbereichs am Sonntag, 12. März mit Familienführungen um 14 und 15 Uhr sowie Kuratorengespräch mit Stefanie Kölbl um 16 Uhr

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