Wer den Blautopf in der Nähe der Blaubeurer Klosterkirche umwandert, hört viele Sprachen und Dialekte. Bis zu einer halben Million Menschen kommen jährlich als Touristen aus verschiedenen Ländern oder als Ausflügler aus der Region hierher. Dieses Wochenende wird am Blautopf wahrscheinlich ziemliches Gedränge herrschen: Es könnte die letzte Möglichkeit für voraussichtlich vier Jahre, sich dem je nach Lichteinfall schimmernden Türkis-Blaugrün des Blautopfs zu nähern.
Am Montag wird die beliebte Attraktion für Besucherinnen und Besucher gesperrt – bis vermutlich 2028. Überraschend kommt die Sperrung nicht: Wie die Stadt Blaubeuren mitteilt, ist das Gelände um den Blautopf sowohl in seiner Funktionalität als auch optisch in die Jahre gekommen. Es entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen – insbesondere Barrierefreiheit. Bereits 2016 habe der Gemeinderat beschlossen, das Großprojekt anzugehen. 2021 wurden die Gewinner eines Gestaltungswettbewerbs prämiert.
Blautopf in Blaubeuren gesperrt: Es geht Naturschutz und Barrierefreiheit
Beim Projekt geht es um Naturschutz und den Erhalt der denkmalgeschützten Bausubstanz am Blautopf, aber ebenso um Barrierefreiheit und um die Gestaltung eines des Weges unterhalb am Blautopf-Hang als Brücke, sodass ein Abrutsch von Erde vom Hang Besucher nicht gefährdet. Zwischen Kirche und Blautopf sollen Terrassen die Attraktion besser zugänglich machen. In der Stadt hofft man, dass andere Sehenswürdigkeiten die Touristen locken. Und eventuell soll es ab September eine Aussichtsplattform gegeben, auf der man den Blautopf trotz der Arbeiten sehen kann.
Der als Fotomotiv beliebte türkisblaue Blautopf, um den sich Mythen wie jene um die „schöne Lau“ ranken, und der über Eduard Mörike Eingang in die Literatur fand, wurde erst Ende der 50er Jahre erstmals ein Stück weit erforscht. Erstmals gelang es Tauchern, 22 Meter weit und damit bis zum Eingang der Blautopfhöhle vorzudringen. Deutschlands bekanntestem Höhlentaucher Jochen Hasenmayer gelang es 1985, 1,2 Kilometer weit bis zum Mörike-Dom in das Höhlensystem vorzudringen, aus dem die Karstquelle im Blautopf ans Tageslicht kommt.
Blautopf ist für Taucher nach mehreren - auch tödlichen - Unfällen gesperrt
In den 80er Jahren wurde der Blautopf nach mehreren – auch tödlichen – Unfällen für Taucher gesperrt. Nur einige wenige Menschen haben eine Sondergenehmigung. Zum letzten tödlichen Unfall kam es im Oktober 2003. Über die Größe des Höhlensystems können nur Vermutungen angestellt werden – vermessen sind etwas mehr als sieben Kilometer. Das Wasser stamme von Regenfällen auf der Schwäbischen Alb. Es sammle sich in dem riesigen Höhlensystem. Je nach Wetterlage schütte die Quelle der Blau bis zu 2.300 Liter pro Sekunde aus. Die Wassertemperatur liege ganzjährig bei um die neun Grad. Baden darf man in der 22 Meter tiefen Quelle aus Naturschutzgründen aber ohnehin nicht.
Seine charakteristische Farbe hat der Blautopf laut Stadt durch das einfallende Licht: „Alle Farben bis auf Blau werden beim Eintauchen in das Tiefe Wasser verschluckt, alleine Blau wird reflektiert und damit für uns sichtbar.“ Das Licht werde außerdem in den kleinen Kalkpartikeln im Wasser millionenfach gebrochen, so erscheine es leuchtend blau. (mit dpa)
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