Wer eine Vorschau schreibt auf das Kellerduell der 2. Liga zwischen dem SSV Ulm 1846 und Schalke 04 am Freitag um 18.30 Uhr im ausverkauften Donaustadion, der gerät leicht in Versuchung, die Königsblauen mit Hohn und Häme zu überschütten. Schließlich ist er tief gesunken – der Verein, der 1997 den UEFA-Cup gewonnen hat. Der sich 2001 Meister der Herzen nannte und der 2011 im Halbfinale der Champions-League gegen Manchester United stand. Der mit 186.000 Mitgliedern die Nummer sechs des weltweiten Rankings ist.
Ausverkauftes Donaustadion bei Ulm gegen Schalke 04
Aktuell wäre der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga schon ein Erfolg für die Schalker. Bewerkstelligen soll das eigentlich der erst Anfang Oktober verpflichtete neue Trainer Kees van Wonderen. Der Niederländer hat allerdings gleich mal seine ersten zwei Spiele in der Liga gegen Hannover mit 0:1 und gegen die SpVgg Greuther Fürth mit 3:4 in den Sand gesetzt. Der Verein leistete sich bei dieser Gelegenheit eine Peinlichkeit: Auf dem Videowürfel in der Veltins-Arena wurde gegen Greuther Fürth nicht das Konterfei von van Wonderen gezeigt, sondern das seines Vorgängers Jakob Fimpel. Aber man kann ja bei diesem Trainerverschleiß schon mal durcheinander kommen und wer weiß denn, ob die Schalker Stadionregie noch einmal Gelegenheit kriegen wird, Kees van Wonderen auf dem Würfel zu zeigen. Wie Sky nach dem 0:3-Pokalaus der Schalker am Dienstag in Augsburg berichtete, soll das Auswärtsspiel in Ulm auch schon wieder ein Schicksalsspiel für den Niederländer sein. Was der mächtige Schalker Kaderplaner Ben Manga in der Bild mit markigen Worten dementierte: „Das ist absoluter Bullshit.“
Fiebrige Betriebsamkeit und höchste Aufregung also wie fast immer auf Schalke, beschauliche Gelassenheit in Ulm. Das war schon so beim bisher letzten Aufeinandertreffen der beiden Vereine in einem Pflichtspiel, zwei Tage vor Heiligabend im Jahr 2020. Ulm verlor damals in der zweiten Runde des DFB-Pokals mit 1:3 gegen den damaligen Bundesligisten, nachdem zuvor das Heimrecht getauscht worden war. Gespielt wurde also in der leeren Veltins-Arena statt im leeren Donaustadion – eine der Merkwürdigkeiten in der Corona-Zeit.
SSV-Trainer Thomas Wörle hat Gänsehaut
Das war dann aber auch genug Hohn und Häme – Zeit, dass Thomas Wörle zu Wort kommt. Der Trainer des SSV Ulm 1846 Fußball beantwortet zwar die Frage, ob er sich angesichts der Zustände auf Schalke darüber freut, in einem ruhigen Umfeld arbeiten zu dürfen, mit einem schlichten „ja“. Aber er gibt auch zu bedenken: „In dieser Situation ist alles möglich – in jeder Richtung.“ Grundsätzlich redet Wörle natürlich sowieso lieber über die eigene Mannschaft als über den Gegner: „Wir sind gereift, wir kommen voran.“ Und er gesteht: „Ein ausverkauftes Stadion, ein Flutlichtspiel und dann ein Gegner wie Schalke 04. Ich habe jetzt schon Gänsehaut.“
Der Schalke-Tross ist übrigens nach dem Pokalspiel zunächst in Augsburg geblieben, trainiert wurde im Nachwuchsleistungszentrum des Bundesligisten. Am Donnerstag reisen die Schalker direkt weiter nach Ulm. Gespannt sein darf man auf die Reaktionen ihres bekannt leidenschaftlichen Anhangs. Beim Heimspiel gegen Greuther Fürth hatten die Fans der Mannschaft zeitweise die Unterstützung verweigert, in Augsburg waren dann wieder 5000 von ihnen im Stadion. In Ulm werden 2000 bis 2500 Schalker erwartet. Es wären wohl noch ein paar mehr, hätte Ulm nicht die Tickets storniert, die versehentlich schon vor dem eigentlichen Beginn des Vorverkaufs angeboten wurden. Etwa 170 Fans der Schalker hatten sich auf diesem Weg Karten besorgt. Die Spatzen entschuldigten sich per E-Mail bei den Betroffenen und wollen die Ticketkosten erstatten.
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