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Basketball: Ulmer Basketballer vor Saisonstart: Die Meisterparty ist vorbei

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Ulmer Basketballer vor Saisonstart: Die Meisterparty ist vorbei

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    Es war eine Sensation, als die Ulmer Basketaller vergangene Saison deutscher Meister wurden. Jetzt beginnt die neue Spielzeit und alles ist anders.
    Es war eine Sensation, als die Ulmer Basketaller vergangene Saison deutscher Meister wurden. Jetzt beginnt die neue Spielzeit und alles ist anders. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Es klingt beim ersten Hinhören irgendwie großspurig. Der Ulmer Gesellschafter Thomas Stoll sagt es trotzdem genau so und es ist ja auch alles richtig an diesem Satz: "Wir sind deutscher Meister im Land des Weltmeisters." Zwei Sensationen haben in diesem Sommer Basketball-Deutschland erschüttert. Zuerst die von tausenden von Menschen in der Doppelstadt gefeierte deutsche Meisterschaft von Ratiopharm Ulm im Juni und knappe drei Monate danach der WM-Titel der Nationalmannschaft. Am Mittwoch (20 Uhr) startet Ulm mit einem Heimspiel gegen Chemnitz in die neue Bundesliga-Saison und vorab wird in

    Stolls Gesellschafter-Kollege Andreas Oettel stellt sogar klar: "Ein Hype ist nicht das Ziel." Er erwähnt das Beispiel Brose Bamberg. Der neunfache deutsche Meister hat in der vergangenen Saison nicht einmal mehr die Play-offs erreicht. In Ulm wird deswegen gerne und oft das Modewort "Nachhaltigkeit" benutzt. In die Ratiopharm-Arena passen 6000 Besucher und Besucherinnen, an die 4000 Dauerkarten wurden vor der neuen Saison an den Fan gebracht. Das ist etwas mehr als ein Jahr zuvor, aber immer noch weniger als vor Corona

    Fünf Spieler haben Ulm verlassen – trotz laufender Verträge

    Die Zuschauer und Zuschauerinnen werden sich teilweise – und wie in diesem Sport eigentlich beinahe immer – an eine neue Mannschaft gewöhnen müssen. Fünf Spieler haben den Verein verlassen, trotz teilweise noch laufender Verträge. Irgendeine Ausstiegsklausel gibt es immer, und deswegen spielt zum Beispiel der kleine Brasilianer Yago dos Santos künftig für Roter Stern Belgrad und sein großer Landsmann Bruno Caboclo – vielleicht – für Venedig. 

    Unterschrieben hat er dort jedenfalls, in der Lagunenstadt aufgetaucht ist er aber bisher nicht. Stoll kommentiert das merkwürdige Verhalten seines früheren Spielers so: "Er ist ein guter Kerl, aber er ist nicht strukturiert und er wird schlecht beraten." Nach Ulm wird Caboclo jedenfalls ganz sicher nicht zurückkehren. Nach Stolls Schätzung verdienen beide Südamerikaner künftig acht- bis neunmal so viel wie in der deutschen Bundesliga. 

    Aber Ausländer kriegt man im Basketball immer. Zwei US-Amerikaner, ein Mann aus der Dominikanischen Republik und schon wieder ein neuer Brasilianer werden ihren Beruf künftig in der Ratiopharm-Arena ausüben. Wichtig für die Ulmer ist, dass sie neben dem 19-jährigen spanischen Supertalent Juan Nunez ihre deutschen Spieler gehalten haben. Thomas Klepeisz, Karim Jallow, Philipp Herkenhoff, Robin Christen und Nico Bretzel – sie alle tragen künftig auf ihrem Trikot einen Stern, und ihr Verein hat für sie in den USA Meisterschafts-Ringe nach dem Vorbild der NBA anfertigen lassen. 

    Mit der Formulierung eines Saisonziels tun sich aber die meisten von ihnen nach der Sensations-Meisterschaft schwer. Kapitän Klepeisz verweist etwa auf die "Riesen wie die Bayern und Alba Berlin. Man muss ja nur mal kurz nach München schauen und man weiß, was den Rest der Liga erwartet". Die Basketball-Filiale des Fußball-Rekordmeisters hat sich spektakulär verstärkt und will nach vier Jahren endlich wieder deutscher Meister werden. 

    Jallow fordert: "Titelverteidigung ist angesagt"

    Aber ein Mann spricht es dann doch deutlich und gleich mehrfach aus. Karim Jallow sagt: "Jetzt ist die Titelverteidigung angesagt." Dabei ist der 26-jährige Modellathlet persönlich in einer ganz schwierigen Situation. Gegen ihn läuft wegen drei Verstößen gegen die Kontroll- und Meldepflichten ein Verfahren der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), Jallow droht eine ein- bis zweijährige Sperre und damit faktisch ein Berufsverbot. Ermittelt wird schon seit vielen Monaten, und Lästerzungen witzeln: Wahrscheinlich wird ein Urteil erst fallen, wenn Jallow aus Altersgründen seine Karriere schon beendet hat. 

    Tatsächlich aber könnte für ihn das abrupte Aus mitten in der Saison kommen, in diesem Fall müsste wohl auch sein Verein personell handeln. Jallow selbst hat frühzeitig beteuert, immer sauber gewesen zu sein und bleibt optimistisch: "Ich bin guter Dinge. Ich habe eine gute Anwältin und wir würden auf jeden Fall juristisch gegen eine Sperre vorgehen." Interessant ist, dass Jallow inzwischen von sich aus auf Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft verzichtet, weshalb er nicht mehr zum Testpool gehört. Weltmeister konnte er somit nicht werden, auch den Traum von den Olympischen Spielen im kommenden Jahr muss er wohl begraben. 

    Wiederholung der Sensations-Meisterschaft ist mehr als unwahrscheinlich

    Dass sich eine der beiden Basketball-Sensationen dieses Sommers in absehbarer Zeit wiederholt, das ist unabhängig vom Ausgang des Falles Jallow unwahrscheinlich – um es vorsichtig zu formulieren. Das wissen auch die meisten Fans in Ulm. Eine weitere deutsche Meisterschaft erwarten sie auch nicht unbedingt. Wohl aber rauschhafte Abende, Leidenschaft und Begeisterung. Thorsten Leibenath ist zuversichtlich, dass diese Erwartungen erfüllt werden. Bei der Vorstellung der Spieler bei einer Gala vor Sponsoren und Journalisten sagte der Ulmer Sportdirektor: "Die Mannschaft der letzten Saison hat mir gut gefallen. Diese gefällt mir nicht weniger gut."

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