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SSV Ulm: Thiele im Interview über Aufstiegshype & Stadionpläne

Interview

Geschäftsführer Thiele: „Es herrscht ein Riesenhype rund um den SSV Ulm“

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    Markus Thiele, Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball, freut sich trotz aller Herausforderungen auf die 2. Bundesliga.
    Markus Thiele, Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball, freut sich trotz aller Herausforderungen auf die 2. Bundesliga. Foto: Harry Langer, dpa

    Bis zum Saisonstart sind es noch vier Wochen. Relativ wenig, wenn man an die vielen Baustellen denkt, oder?

    Thiele: Wir freuen uns, dass wir jetzt wissen, gegen wen es losgeht. Mit jedem Schritt, den wir in diese Richtung machen, wird es greifbarer, dass wir wirklich in der 2. Bundesliga spielen. Wir sind dadurch noch motivierter, unsere Baustellen bis zum ersten Spieltag auch zu schließen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.

    Eine dieser Baustellen ist das Stadion, das ertüchtigt werden muss, um in der 2. Bundesliga spielen zu dürfen. Wie ist da der Stand der Dinge?

    Thiele: Keine Frage, das muss fertig werden. Laut Stadt sind wir auch absolut im Zeitplan. Der Einbau der Rasenheizung läuft trotz des vielen Regens vor ein paar Wochen ohne Verzögerung. Die anderen Baumaßnahmen auch. Man sieht schon die ersten Veränderungen, zum Beispiel ein Gerüst über der Stadionstraße für die Kabel und Verbindungen, die für die TV-Übertragung nötig sind. So geht es Stück für Stück weiter. Mitte der Woche wurde begonnen, das Vip-Zelt aufzubauen. Wir sind optimistisch, dass wir mit allem rechtzeitig fertig werden.

    Das Donaustadion bekommt eine Rasenheizung. Der Einbau läuft nach Zeitplan.
    Das Donaustadion bekommt eine Rasenheizung. Der Einbau läuft nach Zeitplan. Foto: Alexander Kaya

    Apropos Vip-Zelt. Wie hat sich das Interesse an den Business-Plätzen durch den Aufstieg verändert?

    Thiele: Wir hatten vergangene Saison gut 350 Vip-Gäste im Zelt, in der kommenden Saison haben wir Platz für 1000 Gäste. Das werden wir am Anfang noch nicht ganz ausverkauft haben, aber ich denke, dass wir da im Laufe der Hinrunde ganz gut hinkommen. Das Interesse ist auch in diesem Bereich sehr, sehr groß. Es herrscht momentan einfach ein riesen Hype um den SSV Ulm. Darüber sind wir sehr froh.

    Durch die Erweiterung des Vip-Bereichs mussten langjährige und treue Fans von der Haupttribüne weichen. Das kam nicht überall gut an. Haben Sie Verständnis dafür, wenn sich Menschen darüber ärgern?

    Thiele: Das ist vollkommen nachvollziehbar. Es hat teilweise Leute getroffen, die schon seit Jahren auf dem Platz sitzen und uns auch in schlechten Zeiten die Treue gehalten haben. Dafür sind wir extrem dankbar. Wir wollten diejenigen daher auch so gut wie möglich abholen, haben ihnen die Gründe erklärt und ein Vorkaufsrecht auf der Gegentribüne angeboten. Fast alle der Dauerkartenbesitzer von der Haupttribüne sind auch nächstes Jahr wieder dabei. Das freut uns sehr.

    Wir wollen allen Fans die Möglichkeit geben, ins Donaustadion zu kommen

    Markus Thiele, Geschäftsführer SSV Ulm 1846 Fußball

    Die Nachfrage nach Dauerkarten ist nach wie vor riesig, Sitzplätze auf der Haupt- und Gegentribüne gibt es keine mehr. Heißt das denn, dass für die Heimspiele nur noch Stehplätze verfügbar sein werden?

    Thiele: Wir haben schon noch ein Kontingent an Sitzplätzen, die man für die Heimspiele kaufen kann. Wir wollen allen Fans die Möglichkeit bieten, ins Donaustadion zu kommen. Es wird aber im freien Verkauf trotzdem schwierig werden, weil wir aufgrund der hohen Nachfrage den Dauerkartenbesitzern und Mitgliedern ein Vorkaufsrecht einräumen werden.

    Wurde auch mal über die Möglichkeit nachgedacht, eine Zusatztribüne wie zu Bundesligazeiten rund um die Jahrtausendwende im Donaustadion zu errichten?

    Thiele: Wir hatten dahingehend schon ein paar Ideen und haben auch geprüft, die Kapazität auf diese Weise zu erweitern. Wir bewegen uns aber im Donaustadion durch die Weiterentwicklung der Versammlungsstättenverordnung an der Grenze des Machbaren. Wir müssen jetzt erst einmal schauen, wie wir mehr Zuschauerinnen und Zuschauer unter anderem mit Kiosken und Toiletten versorgen könnten. Da hängen wir jetzt schon hinterher, wenn wir noch 10.000 Fans mehr reinlassen, wird es noch schwieriger. Wir bleiben an dieser Thematik aber dran, denn wir sind überzeugt davon, dass wir eine Kapazität von bis zu 25.000 in der 2. Bundesliga gut vertragen können. Aber wir sind natürlich auch nicht Alleinmieter, sondern haben im Stadion auch noch Schulsport und die Leichtathletik, das macht es nicht einfacher für uns, dass müssen und wollen wir alles gut abstimmen.

    Sportlich gehört der SSV jetzt zu den 18 Mannschaften, die in der 2. Bundesliga spielen. Aber wie viel Luft ist denn strukturell und organisatorisch noch zu den gestandenen Zweitliga-Klubs?

    Thiele: Von der Wahrnehmung her sind wir diesbezüglich auf Platz 18. Hat aber einfach damit zu tun, dass die Entwicklung im sportlichen Bereich deutlich schneller ging wie drumherum. Sobald wir unsere Hausaufgaben erledigt haben, um in Ulm zweitklassig spielen zu können, werden wir diesen nächsten Schritt neben dem Platz angehen.

    In der Stadt ist der SSV Ulm 1846 Fußball derzeit lediglich mit einem mobilen Fanshop unterwegs.
    In der Stadt ist der SSV Ulm 1846 Fußball derzeit lediglich mit einem mobilen Fanshop unterwegs. Foto: Alexander Kaya

    Dazu gehört zum Beispiel auch ein Fanshop in der Stadt. Den hat fast jeder Zweitligist inzwischen …

    Thiele: Ja, das ist eine der Aufgaben, die wir anpacken müssen, auch um noch besser wahrgenommen zu werden. Perspektivisch gehört dazu auch ein Standort in der Stadt – schon allein aufgrund der hohen Nachfrage. Wir können nicht jeden Tag das Stadion aufmachen, um den Fanshop dort zu öffnen. Das ist einfach organisatorisch nicht möglich. Das sind genau die Zwickmühlen, die wir lösen müssen. Wenn ich die Schlangen vor dem Kiosk oder dem Fanshop sehe, schlummert da noch riesiges Potenzial. 

    Wie hat sich denn beispielsweise die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle durch die Professionalisierung und den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga verändert?

    Thiele: Erst einmal müssen wir Abteilungen schaffen. Bislang haben einzelne Personen viele Bereiche auf einmal abgedeckt. Das müssen wir uns strukturell weiterentwickeln, Verantwortungen aufteilen und Personal aufstocken, um den Anforderungen der zweiten Liga gewachsen zu sein. Mit der Personalstärke, die wir momentan auf der Geschäftsstelle haben, sind wir auch auf Platz 18. Ein normaler Zweitligist hat im Schnitt zwischen 40 und 50 Mitarbeiter, wir sind nicht einmal im zweistelligen Bereich. Da ist noch Luft nach oben.

    Wie groß Ihr Optimismus, dass der SSV sportlich am Ende nicht auch auf Platz 18 steht?

    Thiele: Groß, sonst würden wir das Projekt nicht so angehen. Wir wollen unserem Weg auch in der zweiten Liga treu bleiben. Wir sind von diesem Weg zu 100 Prozent überzeugt, können uns damit identifizieren. Wenn wir uns genauso mutig und engagiert weiterentwickeln, wie wir es die letzten Jahre gemacht haben, werden wir nicht auf Platz 18 stehen.

    War der Schritt in die 2. Bundesliga aus wirtschaftlicher Sicht eher ein Risiko oder tut er sogar gut, weil sich künftig noch mehr Einnahmen generieren lassen?

    Thiele: Wir haben schon in der 3. Liga nur das ausgegeben, was wir haben. Letztlich wurde die vergangene Saison aber teurer, weil wir mehr Punktprämie gebraucht haben als einkalkuliert, Aufstiegsprämien dazukamen und ein paar andere Themen drumherum. Wir haben letztes Jahr daher keine schwarze Null geschrieben. Jetzt haben wir, wenn unsere Planung aufgeht, die Chance, ein positives Ergebnis zu erzielen.

    Was würde passieren, wenn es schiefgeht?

    Thiele: Ein Abstieg ist nie schön – und wir gehen auch absolut zuversichtlich in die Saison. Aber wir wissen, wo wir herkommen, hatten noch nicht einmal richtige Drittliga-Strukturen, sind durchmarschiert. Unsere Entwicklung wird immer weitergehen. Ziel ist es, uns in der 2. Liga zu etablieren. Aber wir sind nicht blauäugig und wissen, dass es auch mal Rückschläge geben kann. Das ist ganz normal.

    Zur Person: Das ist Markus Thiele

    Zur Person: Markus Thiele ist seit Sommer 2021 Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball. Der 42-Jährige ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in Aalen. Von 2009 bis 2017 war Markus Thiele, der Fussball-Management und Sportbusiness studierte, in mehreren Positionen für den VfR Aalen tätig, bevor er im Sommer 2017 als Vorstand Sport zum FC Hansa Rostock wechselte.

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