Im Bereich einer Kneipe am Donaucenter in Neu-Ulm ist es in der Nacht zum Donnerstag (7. März) zu einer blutigen Gewalttat gekommen. Ein Polizeisprecher hielt sich am Donnerstagvormittag mit weiteren Angaben zunächst zurück, bestätigt wurde lediglich, dass es zu einem "Vorfall" kam. Wie angekündigt, gaben die Ermittler aber am Nachmittag Details dazu bekannt: Demnach wurden insgesamt drei Menschen verletzt, zwei davon schwer bis lebensgefährlich. Ein 28-Jähriger, der mit einem Samuraischwert offenbar wahllos die Menschen attackiert haben soll, wurde in ein Bezirkskrankenhaus gebracht.
Der junge Mann habe sich nach Angaben der Ermittler ab circa 22 Uhr in dem besagten Bistro aufgehalten und dabei Alkohol getrunken. Etwa eine Stunde später soll er das Lokal verlassen und sich in einer nahegelegenen Wohnung mit einem Katanaschwert bewaffnet haben. Auf dem Rückweg ins Bistro soll er zunächst einen Passanten bedroht haben. Der sei daraufhin geflüchtet und informierte die Polizei.
"Wahllos und ohne ersichtlichen Grund": Bluttat in Bingo-Kneipe in Neu-Ulm
Im Bistro gegen 23.20 Uhr angekommen, soll der 28-Jährige dann "wahllos und ohne ersichtlichen Grund" zwei Gäste attackiert haben. Ein weiterer Gast habe ihn dann überwältigen und zu Boden bringen können. Wenige Minuten später seien Einsatzkräfte der Polizei Neu-Ulm eingetroffen und hätten den Angreifer widerstandslos festnehmen können.
Die beiden attackierten Männer im Alter von 55 und 81 Jahren erlitten laut Polizei schwere bis lebensgefährliche Schnittverletzungen, die operativ versorgt werden mussten. Beide Geschädigten sind nach Ermittlerangaben aktuell nicht vernehmungsfähig. Der 56-jährige Gast, der den Angreifer überwältigen konnte, habe ebenfalls eine Schnittverletzung erlitten, die ambulant versorgt werden konnte.
Mutmaßlicher Täter kommt nach Schwert-Angriff in Neu-Ulm ins Bezirkskrankenhaus
Der 28 Jahre alte Tatverdächtige wurde am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Memmingen einer Haftrichterin vorgeführt. Die erließ Haftbefehl gegen den 28-Jährigen, der anschließend in ein Bezirkskrankenhaus gebracht wurde. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wird davon ausgegangen, dass der Mann sich in einem psychischen Ausnahmezustand befand. Die weiteren Ermittlungen wegen des versuchten Tötungsdelikts dauern an, auch hinsichtlich eines Tatmotivs. Zur Betreuung der Augenzeugen im Bistro wurden Fachkräfte der Betreuungsgruppe der Polizei und die Krisenintervention hinzugezogen.
Polizei in Neu-Ulm im Einsatz: Blutspur ist vor Bingo-Kneipe deutlich sichtbar
Am Donnerstagvormittag sicherten Ermittler noch Spuren am Tatort. Spezialisten der Polizei waren unter anderem mit einem 3D-Scanner im Einsatz. Der Bereich vor der Kneipe namens "Bingo" war abgesperrt.
Die Blutspur ist weiterhin deutlich sichtbar. Sie zieht sich über mehrere Meter vom Lokal in Richtung Donau. Durch die weit offen stehende Eingangstür der "Kleinen Kneipe", so die Selbstbeschreibung des Lokals, waren vor den Barhockern weitere Blutlachen unzweifelhaft zu erkennen.
Unter Anwohnern des Donaucenters kursiert ein Video, das ein Mann Mittwochnacht gegen 23.30 Uhr aufgenommen hat: Es zeigt einen Großeinsatz der Polizei mit zehn Polizeiautos. "Da ist was los", kommentiert der Mann. Auch ein Krankenwagen fährt den Tatort an. Beschäftigte der nahen Apotheke berichten, dass sie am Morgen Blut von ihrer Eingangstür entfernten. Die gegenüberliegende Döner-Bude hatte zur Tatzeit schon geschlossen. Der Mitarbeiter schaut sich am Donnerstag ungläubig die Arbeit der Spurensicherung an.
Bewohnerin des Donaucenters in Neu-Ulm: "Den haben sie noch reanimiert"
Eine Bewohnerin des Donaucenters berichtet unserer Redaktion am Vormittag, dass sich der Vorfall wohl am Mittwochabend gegen 23 Uhr zugetragen haben soll. Vom Fenster aus habe sie mindestens sechs Polizeiautos gesehen, die aus Richtung Ulm über die Herdbrücke nach Neu-Ulm gefahren seien. Erst dachte sie, die fahren weiter. "Aber scheiße, das ging grad so weiter."
Vom Balkon aus habe sie dann gesehen, dass die Polizei den gesamten Bereich auf der Brücke abgesperrt hatte. 15 Polizeiautos seien es gewesen, ein Krankenwagen und zwei Notarzt-Fahrzeuge. Ein Mann soll auf einer Trage abtransportiert worden sein. "Den haben sie noch reanimiert", sagt die Frau. Etwa eine halbe Stunde sei der Krankenwagen dann noch dagestanden, bis er nach Ulm weggerast ist. Was genau passiert ist, wisse sie nicht. Ihr sei erzählt worden, dass der Mann umgefallen ist.
Betreiber der Bingo-Kneipe in Neu-Ulm war nach dem Vorfall in der Nacht vor Ort
Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass bei der Tat Alkohol im Spiel gewesen sein könnte. Die Bingo-Kneipe ist seit Jahrzehnten für ein eher trinkfreudiges Publikum bekannt. Auf Posts in den Sozialen Medien werden scherzhaft Veranstaltungen wie "Betreutes Trinken" angekündigt.
Der Betreiber der Kneipe war nicht vor Ort, als der Vorfall passierte, wie er am Vormittag im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt. Er sei zwar danach von der Polizei informiert worden und habe den Beamten einen Schlüssel dagelassen. "Um 4 Uhr war ich daheim", sagt er. Informationen dazu, was genau vorgefallen ist, hätten die Einsatzkräfte ihm nicht mitgeteilt. Auch vom Personal habe er noch nichts erzählt bekommen. Er geht aber davon aus, dass wenn Personal betroffen wäre, er das erfahren hätte.