Wer südländische Begeisterung erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Es war nur ein ganz kleines Grüppchen von Fans, das Bahcesehir Istanbul im Spiel des Basketball-Eurocups gegen Ratiopharm Ulm unterstützte. Besonders populär ist der Verein aus einem Nobelviertel der türkischen 16-Millionen-Metropole offensichtlich nicht. Aber gut, zumindest auf internationaler Ebene. Bahcesehir gewann in der Ratiopharm-Arena mit 80:72 und verteidigte damit die Tabellenführung in der Vorrundengruppe A des Eurocups. Wer Spektakel braucht, der muss halt noch warten, bis am zweiten Weihnachtsfeiertag mit Besiktas Istanbul einer der ganz großen Namen im türkischen Sport in Neu-Ulm aufschlägt.
Ulm verliert gegen Bahcesehir Istanbul
Die Ulmer liegen nach dieser Niederlage auf Tabellenplatz sechs in der Gruppe und damit direkt über dem Strich. Aber sie haben sich gegen Bahcesehir wacker geschlagen. Der Verein, der noch den Zusatz „College“ im Namen führt, womit ja eine Art von Fokus auf den Nachwuchs suggeriert wird, verfügt tatsächlich über eine mit erfahrenen Stars gespickte Mannschaft. Allen voran Jaleen Smith, der nach seinem Jahr in Ludwigsburg in der Saison 2020/21 zum wertvollsten Spieler in der Bundesliga gewählt wurde. Oder auch Marko Simonovic, 2,13 Meter groß und bis zum Januar dieses Jahres noch in der Euroleague für Roter Stern Belgrad aktiv. Gegen Ulm erzielte der lange Mann aus Montenegro neun seiner insgesamt elf Punkte im letzten Viertel und war also genau in dem Moment zur Stelle, in dem er dringend gebraucht wurde. Erwähnt werden muss auch Trainer Dejan Radonjic, den die Bayern aus München beinahe zwei Jahre lang für gut genug und würdig befanden, sich um ihr Starensemble zu kümmern.
Bahcesehir war also sicherlich favorisiert – aber man muss sich ja auch als Ratiopharm Ulm nicht kleiner machen, als man ist. Der deutsche Meister von 2023 konnte das Spiel tatsächlich fast durchgehend offen halten und er hätte möglicherweise frühzeitig die Weichen auf einen (Überraschungs-) Sieg stellen können. Dazu hätte allerdings die Ulmer Dreierquote vor allem im ersten Viertel nicht gar so grottig sein dürfen (1/10). Und dazu hätte auch von Isaiah Roby ein bisschen mehr kommen müssen. Zwei Punkte und vier Rebounds in mehr als 23 Minuten ist sicher nicht annähernd das, was man von einem Mann mit mehr als 150 Spielen in der NBA erwarten darf.
Drei Minuten vor dem Ende war beim Stand von 70:73 noch alles offen. Aber dann ging aus dem Spiel heraus plötzlich gar nichts mehr. Alfonso Plummer, Ben Saraf und Justinian Jessup warfen zusammen fünfmal daneben, teilweise war auch Pech dabei. Es reichte für die Ulmer nur noch zu zwei weiteren Pünktchen von der Freiwurflinie. Der winzige türkische Fanblock in der Ratiopharm-Arena skandierte „Auswärtssieg“. Auf Deutsch unter dem Banner mit dem Halbmond.
Ratiopharm Ulm: Plummer (18 Punkte), Jessup (13), Saraf (10), Jallow (8), Herkenhoff (8), Essengue (8), Santos (3), Weidemann (2), Roby (2), Jensen, Bretzel.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden