350 Menschen wollte Manuel Korn innerhalb von acht Wochen für sein Vorhaben gewinnen, 112 Unterschriften hat er letztlich gesammelt. Nachdem die Frist für seine Online-Petition für die Bebauung des Gebiets „Kapellenäcker II“ im Osten Weißenhorns abgelaufen war, hat sich der 23-Jährige am Freitag mit den Unterschriftenlisten auf den Weg ins Rathaus gemacht.
Korn möchte, dass die Stadt ein Bebauungsplanverfahren für das Gebiet einleitet, um dort 16 Bauplätze zu schaffen. „112 Mitbürger und deren Familien wünschen sich mehr Baugrund in Weißenhorn“, sagt er. Der Bahnangestellte kann es nicht nachvollziehen, dass die Stadt ein Grundstück nahe der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle gekauft hat, dieses aber auf Beschluss des Bauausschusses vorerst nicht bebauen will (Lesen Sie dazu: Stadträte sagen erneut Nein zu Neubaugebiet am Waldrand). Dabei gebe es so viele Familien in Weißenhorn, die in kleinen Wohnungen leben und verzweifelt versuchen, einen Bauplatz zu finden, sagt der 23-Jährige.
Manuel Korn erzählt, er habe in Heidelberg weniger Miete bezahlt als in Weißenhorn
Er wünsche sich, dass auch Normalverdiener die Chance haben, in Weißenhorn bauen zu dürfen, erzählt Korn im Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Fendt. Vor drei Jahren kam er von Heidelberg nach Weißenhorn, nach eigenen Angaben suchte er mehr als ein Jahr lang nach einer Wohnung im Kreis Neu-Ulm. Nun zahlen er und seine Partnerin rund 900 Euro Warmmiete für eine 50-Quadratmeter-Wohnung in der Fuggerstadt. „Wir haben jedes Jahr Mieterhöhungen“, ergänzt er. Und: „Ich habe in Heidelberg weniger gezahlt als in Weißenhorn.“
Neben viel positiver Rückmeldung für seinen Einsatz hat der Initiator der Petition allerdings auch viele böse und mitunter auch beleidigende Kommentare erhalten, auf der Straße ebenso wie über die Online-Plattform Facebook. Er habe sich über die Kritiker informiert. Oftmals habe es sich um Bürger gehandelt, die selbst bereits in eigenen Immobilien leben, erzählt Korn. „Sie gönnen anderen Leuten nicht, dass diese bauen.“ Eine Person hat er wegen Beleidigung angezeigt.
Der Rathauschef lobt den 23-Jährigen für sein Engagement
Auch der Bürgermeister ist geschockt über die heftigen Reaktionen. „Man kann anderer Meinung sein, aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn jemand angegangen wird, der sich engagiert“, sagt Fendt. Er bedauert, dass der junge Mann die Erfahrung machen musste und lobt dessen Einsatz. Fendt nimmt die Petition zum Anlass, noch einmal mit den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen über das mögliche Baugebiet zu sprechen. Das Ergebnis werde er öffentlich bekannt geben, sagt Fendt. Letztlich sei es eine politische Entscheidung. „Ich bin auch dazu verpflichtet, Beschlüsse des Stadtrats umzusetzen“, gibt Fendt zu bedenken.
Zwei Dinge sind dem Rathauschef noch wichtig zu betonen: So gebe es, anders als behauptet, keine schriftliche Zusage der Stadt an die Anwohner, dass das Gebiet nicht bebaut werde. 2008 habe der damalige Stadtbaumeister vor Anliegern lediglich gesagt, er gehe davon aus, dass es die nächsten 15 Jahre nicht bebaut werde. Außerdem sollen Fendt zufolge keine Villen an der Stelle errichtet werden, sondern normale Wohnhäuser für Familien.
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