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Weißenhorn: Weißenhorner Förster geht nach 34 Jahren in Ruhestand: Der Wald lässt ihn nicht los

Weißenhorn

Weißenhorner Förster geht nach 34 Jahren in Ruhestand: Der Wald lässt ihn nicht los

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    Die Hunde sind sein Markenzeichen: der Weißenhorner Stadtförster Max Miller mit Weimaraner Onja und Jagdterrier Camillo. Nicht im Bild ist seiner dritter Hund Cleo.
    Die Hunde sind sein Markenzeichen: der Weißenhorner Stadtförster Max Miller mit Weimaraner Onja und Jagdterrier Camillo. Nicht im Bild ist seiner dritter Hund Cleo. Foto: Jens Noll

    Zahlreiche Fichten, Eichen und Buchen hat Max Miller in seiner langen Karriere gepflanzt. Aber auch einige Apfelbäume. Nanu, wie passt das mit der Arbeit eines Stadtförsters zusammen? Ganz einfach: Max Miller liebt die Vielfalt im Wald. Da macht sich aus seiner Sicht auch ein Obstgehölz am Waldrand gut. Vögel und andere Tiere freuen sich über die Früchte, ebenso manche Spaziergänger.

    34 Jahre lang hat sich der Förster um den Weißenhorner Stadtwald gekümmert, Ende Oktober hört er auf. Dann beginnt für den 63-Jährigen die passive Phase der Altersteilzeit. Millers Nachfolger Philipp Schmid hat wie berichtet im August seine Tätigkeit in Weißenhorn angefangen. Damit auch er bald den Stadtwald wie seine Westentasche kennt, lernt Miller ihn ein. „Ich bin es gar nicht gewöhnt, viel zu reden und viel zu erklären, das strengt mich unheimlich an“, sagt der erfahrene Stadtförster und lacht.

    Max Miller trat am 1. Juli 1986 seine Stellen als Förster in Weißenhorn an

    Ein Blick zurück: Am 1. Juli 1986 trat der aus Münsterhausen im Landkreis Günzburg stammende Miller seine Stelle in Weißenhorn an. Er musste sich damals vieles selbst beibringen. Sein Vorgänger Richard Kiefl war unerwartet verstorben. Schon er hatte gerne Biotope und Ausgleichsflächen im Wald geschaffen. Eine Sache, die Miller ebenfalls am Herzen lag und die er fortführte. 70 bis 80 Tümpel und große Teiche hat er nach eigenen Angaben geschaffen. Sie bescherten ihm auch eindrucksvolle Erlebnisse, zum Beispiel ein imposantes abendliches Froschkonzert. „Ich hoffe, dass diese Biotope noch in 50 Jahren da sind, wenn keiner mehr an mich denkt“, sagt Miller.

    Viele Veränderungen hat der Stadtförster im Laufe der 34 Jahre erlebt. Zum einen durch schwere Stürme, die hohe Schäden anrichteten, zum anderen durch neue Prioritäten bei der Gestaltung und der Nutzung des Waldes. Die Holzwirtschaft steht nicht mehr im Vordergrund, der Stadtforst erfüllt inzwischen auch eine wichtige Funktion als Erholungsgebiet. „Rodungen sind Gott sei Dank ad acta gelegt“, sagt Miller. Im Sinne des Klimaschutzes sollen jetzt pro Jahr drei bis vier Hektar aufgeforstet werden.

    Als Förster in Weißenhorn: Noch vor zehn Jahren wurden Pferde eingesetzt

    Dass heute mehr Menschen im Wald unterwegs sind, stellt den Stadtförster und die Waldarbeiter aber auch vor neue Herausforderungen. „Man muss viel mehr aufpassen bei der Holzfällung“, sagt Miller. Zwei Drittel des Holzeinschlags würden heute maschinell gemacht, bis vor zehn Jahren habe man noch Pferde eingesetzt. Hin und wieder hätten sich Bürger bei ihm über Fällungen oder kaputte Wege beschwert, erzählt der 63-Jährige. „Die meisten Leute sind verständnisvoll, aber einzelne nicht.“ Doch häufig ließen sich Eingriffe nicht vermeiden, etwa wenn Gefahrenstellen beseitigt werden müssen. Vor einigen Jahren sei er in einer Gerichtsverhandlung gewesen, erzählt der Stadtförster. Ein Autobesitzer hatte die Stadt Weißenhorn verklagt, weil ein Ast auf seinen Wagen gefallen war. „Ich konnte aber nachweisen, dass ich meiner Verkehrssicherungspflicht nachgekommen bin“, sagt Miller.

    Stadtförster Max Miller kontrolliert das Wachstum der Buchensetzlinge.
    Stadtförster Max Miller kontrolliert das Wachstum der Buchensetzlinge. Foto: Braunwarth/Kreisspitalstiftung

    Der Job des Försters bietet den Vorteil, jeden Tag an der frischen Luft sein zu können. Das hat Miller immer geschätzt. Trotz der Arbeit empfindet er es auch als Erholung, wenn er durch den Wald läuft. Der Nachteil des Berufes: „Man ist nie ganz weg von der Arbeit“, sagt der Stadtförster. Auch im Urlaub habe er telefonisch viel organisieren müssen. „Anderswo schaut man ebenfalls auf den Wald“, ergänzt Miller. „Außer man fliegt nach Ägypten.“

    Für die Bürotätigkeit hat der Hüter des Weißenhorner Stadtwaldes schon immer das Homeoffice bevorzugt. Früher sei es üblich gewesen, dass Förster ihr Büro daheim hatten, erzählt er. Zumindest der Publikumsverkehr habe in seinem Zuhause in Bubenhausen aber im Laufe der Jahre abgenommen. Als Ansprechpartner für den Brennholzverkauf bekam Miller mitunter sogar sonntagvormittags Besuch.

    Diese Zeiten sind jetzt vorbei. Künftig ist sein Nachfolger Philipp Schmid für den Stadtforst zuständig. „Ich habe den Eindruck, dass der Wald bei ihm in guten Händen ist“, sagt Miller. Ganz loslassen wird ihn das Thema Wald aber nicht. Für einen Bekannten werde er in seinem Ruhestand weiterhin ein Waldstück betreuen, er selbst besitzt auch eines. Hinzu kommt die Jagd als Hobby.

    Max Miller will im Ruhestand mehr Zeit für den Hundeverein aufbringen

    Mehr Zeit möchte Miller künftig für sein Engagement im Hundeverein aufbringen. Die Hunde sind ein Markenzeichen des Stadtförsters: Momentan hat er drei Stück: Weimaraner Onja und die beiden deutschen Jagdterrier Camillo und Cleo. Darüber hinaus möchte der 63-Jährige gerne ein früheres Hobby wieder aufnehmen: „Es gab Zeiten, da habe ich viel gemalt.“ Tiermotive, Landschaften, Gebäude, Pflanzen – spezielle Vorlieben hat er dabei nicht. „Vielleicht steige ich da wieder ein“, sagt Miller.

    Kreativ ist auch seine Tochter Lisa Miller. Die Filmemacherin hatte 2018 mit „Landrauschen“ einen großen Überraschungserfolg (wir berichteten). Sie machte Bubenhausen weit über die Region hinaus bekannt. Max Miller brachte sein Wissen in das Filmprojekt mit ein: Er suchte die Drehorte im Wald aus.

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