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Weißenhorn: Stadträte wollen mehr Einfluss bei Wasserschutzgebieten

Weißenhorn

Stadträte wollen mehr Einfluss bei Wasserschutzgebieten

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    In Wasserschutzgebieten gelten besondere Vorgaben für Landwirte. Dieses Schild weist bei Grafertshofen darauf hin.
    In Wasserschutzgebieten gelten besondere Vorgaben für Landwirte. Dieses Schild weist bei Grafertshofen darauf hin. Foto: Alexander Kaya

    Gleich mehrere Vorteile verspricht sich die SPD-Fraktion im Weißenhorner Stadtrat von einem Antrag, der am Mittwochabend im Bauausschuss zur Abstimmung kam. Demnach soll sich die Stadt um den Erwerb von Grundstücken in mehreren Wasserschutzgebieten bemühen, um die Wasserversorgung dauerhaft zu sichern und eine sehr gute Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten. Gleichzeitig sollten diese Grundstücke als ökologische Ausgleichsflächen deklariert werden und so auch als Naherholungsgebiete für die Bürger dienen können. Im Lichte der jüngsten Ereignisse hat der Antrag, den Fraktionschef Herbert Richter schon vor zwei Monaten bei der Stadtverwaltung eingereicht hatte, an Brisanz gewonnen. Das wurde auch an der Diskussion im Ausschuss deutlich.

    Der Antrag habe etwas Bestechendes, sagte Bürgermeister Wolfgang Fendt vor dem Hintergrund der Keimbelastungen im Weißenhorner Trinkwasser, wegen denen im November und Januar jeweils für mehrere Tage ein Abkochgebot galt. Es gebe aber ein Problem: „Entweder wir kriegen die Grundstücke nicht oder sie werden sehr teuer.“ Konkret geht es um Flächen in den Zonen II bis IV der Wasserschutzgebiete Grafertshofen, Ohnsang (südöstlich von Weißenhorn), Biberachzell und Wallenhausen.

    Stadtrat Fliegel: "Die stinkende Gülle fließt in die Bäche rein"

    Viele dieser Grundstücke sind bereits im Besitz der Stadt. Für sie regte Richter in der Sitzung an, in den Pachtverträgen mit Landwirten festzuschreiben, dass sie nicht mehr intensiv bewirtschaftet werden. Fendt zufolge werden schon jetzt Änderungen vorgenommen, wenn Pachtverträge auslaufen, aktuell dahingehend, dass kein Glyphosat mehr verwendet werden darf. Er betonte aber auch: „Wir wollen unsere Landwirte nicht im Stich lassen.“

    Sehr erfreut über den Antrag war Ulrich Fliegel (Grüne). Denn in manchen Wasserschutzgebieten, berichtete er, reichten die Felder bis an die Brunnen ran. Es werde massiv gedüngt, sagte Fliegel, und niemand kontrolliere, ob die gesetzlichen Vorgaben, die in Schutzgebieten gelten, eingehalten werden. „Die stinkende Gülle fließt in die Bäche rein.“ So fänden sich vielleicht irgendwann Keime im Brunnen wieder.

    An dieser Stelle widersprach der Bürgermeister vehement. „Kein Landwirt hat mit unserer Trinkwasser-Problematik zu tun“, betonte er. Die Ursache der jüngsten Verunreinigungen sei eine Verkeimung des Filters gewesen. Zudem seien die Wasserschutzgebiete in den vergangenen Jahren immer größer geworden, sagte Fendt. „Auch ein Landwirt will von irgendwas leben.“ Dem entgegnete Fliegel: „Aber die Nitratwerte nehmen massiv zu, das kommt auch von unserer Landwirtschaft.“

    Bei Grafertshofen entsteht ein neuer Brunnen

    CSU-Fraktionschef Franz Josef Niebling widersprach ebenfalls dem in der Stadt kursierenden Gerücht, wonach die Landwirtschaft die Trinkwasser-Misere verursacht haben. Es sei traurig, dass die Landwirte als Schuldige dargestellt werden. „Unsere Nitratwerte sind bei zehn Milligramm pro Liter“, sagte Niebling, Der Grenzwert liege bei 50. „Andere Kommunen haben viel höhere Werte – und da gibt es keine Colibakterien.“ Zudem betonte er, dass Kontrollen sehr wohl erfolgen und verwies auf die bestehenden Schutzzonen.

    Zur Erklärung: Auf Grundstücken, die in Wasserschutzgebieten liegen, dürfen keine Stoffe ausgebracht werden, welche die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen können. Die Schutzgebiete sind in verschiedene Zonen eingeteilt. Die Zone I direkt um einen Brunnen herum ist eingezäunt und gehört dem Träger der Wasserversorgung, wie Fendt erklärte. Je weiter eine Zone von einem Brunnen weg ist, desto schwächer sind der Schutz und die damit verbundenen Vorgaben.

    Fliegel beteuerte allerdings, dass auf der Fläche nahe des Wasserhochbehälters der Rauher-Berg-Gruppe bei Wallenhausen keine Gülle ausgebracht werden dürfe. Er habe jedoch beobachtet, dass das trotzdem geschehe. In dem Fall müsse im Detail angeschaut werden, welche Vorgaben für die Fläche gelten, sagten Niebling und Fendt.

    Abseits der Diskussion um die Trinkwasserqualität erläuterte SPD-Fraktionschef Herbert Richter, dass der Antrag einen mittel- bis langfristigen Ansatz verfolge. Da derzeit ein neuer Brunnen bei Grafertshofen gebaut werde, biete es sich an, die Schutzgebiete anzupassen. Bei der CSU fanden die Sozialdemokraten allerdings keine Unterstützung. Dennoch wurde der Antrag mit einer Mehrheit von 9:6 Stimmen angenommen.

    Lesen Sie dazu auch: Was ist mit dem Weißenhorner Trinkwasser los? und Nitrat: Sind die Böden im Landkreis belastet?

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