Als Außendienstler fährt Franz Glogger viel über Land und bekommt daher zahlreiche Maibäume zu sehen. Doch so schön die Exemplare landauf und landab auch sein mögen – an das Schmuckstück seines Heimatortes kommen sie nicht heran. Gemeinsam mit anderen Attenhofern greift Glogger jedes Jahr zum Messer, um für den Weißenhorner Stadtteil einen ganz besonderen Maibaum zu schaffen. „Bei uns gibt es jedes Jahr ein echtes Unikat“, betont Anton Purr.
Zusammen mit Albert Roth, Andree Borst und Günter Brückmann zeichnen Purr und Glogger in diesem Jahr für die Schnitzereien am Attenhofer Maibaum verantwortlich. Dieser lag lange in Führung beim Internet-Voting unserer Zeitung. Auf stolze 1861 Stimmen kam er am Ende – nur der Pfaffenhofer Baum bekam wie berichtet zehn Stimmen mehr. Das Quintett freut sich, wenn sich Menschen für das Ergebnis seiner Arbeit interessieren. Mit Wappen, Bildern, bayerischen Rauten, Jahreszahl und Schriftzügen haben die Hobbyschnitzer die Rinde des Baums verziert, der unübersehbar an der Römerstraße steht. Acht Treffen von jeweils drei Stunden Dauer waren dafür notwendig, wie sie erzählen.
2018 fuhr ein Zügle den Stamm hinauf
Jedes Jahr im Herbst wenden sich die Männer verstärkt ihrem handwerklichen Hobby zu. „Hauptsächlich schnitzen wir Krippenfiguren“, erzählt Glogger. Wenn die Tage wieder länger werden, dann wird es Zeit, sich Gedanken über das nächste Schmuckstück zum Wonnemonat zu machen. Bei der Motivsuche spielen örtliche Einrichtungen und Vereine eine entscheidende Rolle.
2018 wurde das 25-Jahr-Jubiläum des Kindergartens gewürdigt – die Schnitzer ließen Kinder auf dem Maibaum tanzen und ein Zügle den Stamm hinaufzuckeln. In diesem Jahr ist das 100-jährige Bestehen der Veteranen- und Reservistenkameradschaft Attenhofen, das im Oktober gefeiert wird, Thema. Mithilfe von Schablonen fertigten die Schnitzer verschiedenste Motive an, unter anderem eine Friedenstaube und eine Darstellung des Kriegerdenkmals in der Kirche.
Damit ihre Kreationen noch besser zur Geltung kommen, wenden die Holzschnitzer eine eigene Technik an. Dabei machen sie sich die unterschiedlichen Färbungen von Rinde, Bast und blankem Stammholz zunutze. Als Werkzeug kommen für die Arbeit angepasste Klauenputzmesser zum Einsatz. Die Schnitzerei erfordere sehr viel Kraft, sagt Anton Purr. Und jeder Baum sei anders. Franz Glogger fügt hinzu: „Heuer war das Holz noch härter, da hat man die Trockenheit im Vorjahr gemerkt.“
Die Männer werden an einem geheimen Ort tätig
Vor etwa 30 Jahren wurde die Tradition des Maibaumschnitzens in Attenhofen begründet. Neben Roh, Borst, Brückmann, Purr und Glogger beherrschen noch mehr Männer im Dorf das Handwerk. „Wir sind über jeden froh, der mithilft“, sagt Glogger. Die Schnitzer sind kein Verein, sondern eine freundschaftlich verbundene Gruppe, gegründet einst von Herbert Krettenauer und Edmund Koschmieder. Alles in allem ist der Attenhofer Maibaum ein Gemeinschaftswerk. In diesem Jahr wurde er von einem Bürger gestiftet, die Feuerwehr holte ihn ab und schälte ein gutes Stück des Stammes, 6,5 Meter Rinde blieben für die Schnitzer übrig. An einem geheimen Ort machten sich die fünf Männer ans Werk. Zudem fertigten Frauen unter Anleitung des Gartenbauvereins die Girlande und die Kränze an. Versehen mit Bändern, Fähnchen und Tafeln mit Handwerkersymbolen wurde das gute Stück schließlich auf klassische Weise mit Hilfe von Holzstangen aufgestellt. Bewundert werden kann es bis Mitte Juni.
Aus Angst vor Maibaum-Dieben verraten die Schnitzer nicht, wo sie den Stamm verschönern. Wobei sie grundsätzlich nichts gegen diese Tradition einzuwenden haben – solange der Baum nicht beschädigt wird. Das schönste für sie ist jedoch, wenn er ohne Zwischenfälle an sein Bestimmungsort kommt und aufgerichtet dann noch schöner aussieht als in der Waagrechten. Übrigens: Für künftige Exemplare sind Motivwünsche willkommen.
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