Mit großen Partys unter freiem Himmel kennt man sich in der Fuggerstadt gut aus, wenn etwa im Fasching Tausende Hästräger am „Gumpigen“ die Nacht zum Tag machen oder an der Kulturnacht nicht weniger Schaulustige durch die Innenstadt schlendern, um das bunte Programm zu genießen. Ein weiteres Highlight im Weißenhorner Terminkalender könnte jetzt mit den Konzerten im Stadtpark dazu kommen.
Cheforganisator vom Erfolg der beiden Festtage begeistert: „Sensationell“ l
Volker Drastik vom Kulturbüro der Stadt ist als Cheforganisator vom Erfolg der beiden Festtage begeistert: „Sensationell“ lautet sein kurzer Kommentar, während der den Daumen nach oben streckt. Auch, wenn noch keine konkreten Zahlen über die Einnahmen auf dem Tisch liegen, ist sich Drastik sicher, dass sich die beiden Abende auch finanziell gelohnt haben. Ob die Erfolgsgeschichte unter den Lindenbäumen im kommenden Jahr eine Fortsetzung haben soll, will er jedoch noch nicht versprechen. Dabei drohte der erste Abend am Freitag im Gewitterregen unterzugehen.
Trio Schmidbauer, Kälberer und Pollina
Es war alles angerichtet, mit gemütlichem Ambiente und gutem Essen. Die Stadt hatte eine Catering-Firma beauftragt, die den Stadtpark in einen kleinen Streetfood-Markt verwandelte. Vor der Stadthalle prangte die große Bühne, auf der anderen Seite dampfte und brodelte es aus drei Essensständen. Schon kurz nach dem Einlass um 19 Uhr tummelten sich Hunderte Besucher auf den Bierbänken und genossen den Abend. Wenig später sollten es knapp 1000 Menschen sein. Sie alle wollten das Trio Schmidbauer, Kälberer und Pollina hören. Die Musiker hatten nach ihrer Trennung 2013 doch wieder zusammengefunden und entschieden: Einer geht noch. Kaum sechs Wochen dauerte es, dann waren die neuen Lieder für das aktuelle Album „Süden II“ kreiert. Und eben jene gaben sie am Freitag im Stadtpark zum Besten.
Die Vielseitigkeit, mit der das Trio auf der Bühne agierte, ist nicht zu verachten. Mit einer feinen bayerisch-italienischen Mischung aus Folk, Rock und Jazz, mal mit Gitarre, mal mit Piano und stets mit wohlklingenden Stimmen, wussten die drei Musiker das Publikum schnell in ihren Bann zu ziehen. Zwischen den einzelnen Songs gab es jeweils eine kurze Anmoderation, in denen die zwei Oberbayern und der Italiener klare politische Haltung zeigten: pro Europa, pazifistisch, weltoffen. Auch das kam gut an.
Pünktlich zur Spielpause pfuschte dann das Wetter dazwischen. Wegen einer Unwetterwarnung musste der Stadtpark kurzfristig evakuiert werden. Während der Regen gnadenlos über die Fuggerstadt prasselte, wurden die Besucher von Feuerwehr und Polizei flott in Stadthalle und -theater manövriert. Nach einer guten halben Stunde hatte sich das Gewitter wieder verzogen und das Konzert wurde bei leichtem Nieselregen fortgesetzt.
Und genau das sollte Schmidbauer, Kälberer und Pollina in die Karten spielen. Erst jetzt entfaltete ihre Musik ihre volle Wirkung. Es wehte ein Hauch von Melancholie durch den Stadtpark. Der Wunsch, nach Süden zu entfliehen, war regelrecht spürbar. Die Besucher jedenfalls dankten es den Musikern und feierten und tanzten trotz Kälte und Nässe bis zum etwas verspäteten Ende.
Gute-Laune-Combo Culcha Candela aus Berlin
Ganz anders verlief dagegen der zweite Abend am Samstag, denn die Gute-Laune-Combo Culcha Candela aus Berlin steht für Partymusik in Bestform. Auch, wenn die vier Musiker vereinzelt mit Songs wie „Schöne neue Welt“ zum Nachdenken anregen wollten, stand für die rund 1800 Besucher im Stadtpark mehr die leichte Muse wie mit den Hitparadenrennern „Von Allein“, „Monsta“ oder „Hamma“ im Vordergrund. Mit eingängigen Beats aus Dancehall, Reggae und Hip-Hop hat sich die Formation vor 17 Jahren gründet. Nach einigen Umbesetzungen stehen aktuell die beiden Gründungsmitglieder Mateo Jasik und Johnny Strange sowie Don Call als weiterer Sänger und als einziger musikalischer Handwerker DJ Chino con Estilo an den Knöpfen und Reglern auf der Bühne.
„Hammamäßige“ Performance von Culcha Candela inklusive „Culcha“-Dance
Mit der multikulturellen Großstadtband hatten die Weißenhorner Veranstalter ins Schwarze getroffen. Hielten doch die Musiker, was ihr Image seit Jahren verspricht: Eine hammer- pardon: „hammamäßige“ Performance, die mit ihrem „Culcha“-Dance (sieben Schritte nach links und wieder nach rechts) den Fans zeigte, wo es langgeht. So hatten die vier Jungs, unterstützt von Backgroundsängern und Tänzern, keine große Mühe, ihr Publikum bis in die hinterste Reihe zu begeistern. Sparte die Truppe doch auch nicht mit Komplimenten: „Ihr seht nicht nur gut aus, ihr geht auch noch richtig gut mit.“
Für die unfreiwilligen Zuhörer in den umliegenden Wohnhäusern hatte das Quartett auch noch mit ihrem Song „Von Allein“ eine musikalische Botschaft: „Wenn‘s heute lauter wird, dann tut‘s uns leid. Komm vorbei und alles andere kommt dann von allein.“