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Weißenhorn: Nach 5129 Kilometern ist der Fahrradpilger am Ziel

Weißenhorn

Nach 5129 Kilometern ist der Fahrradpilger am Ziel

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    Reise-Impressionen: Paul Silberbaur auf dem Ölberg mit Blick auf den Felsendom in Jerusalem.
    Reise-Impressionen: Paul Silberbaur auf dem Ölberg mit Blick auf den Felsendom in Jerusalem. Foto: Paul Silberbaur

    Für einen Apriltag hat Paul Silberbaur eine recht gebräunte Hautfarbe. Kein Wunder: Der 71-Jährige ist erst wenige Tage zuvor von seiner Pilgertour durch Jordanien und Israel zurückgekehrt. 764 Kilometer legte der Weißenhorner auf seiner letzten Etappe nach Jerusalem zurück. Nicht ganz so viele, wie er ursprünglich geplant hatte, räumt er ein. Doch der dramatische Klima-Unterschied zwischen dem mitteleuropäischen Frühling und der brennendheißen Wüste sowie eine langwierige Erkältung machten Siberbaur zu schaffen: „In der jordanischen Hauptstadt Amman habe ich mich dazu entschlossen, die südliche Tour wegzulassen“, erzählt er. Stattdessen wollte der radelnde Pilger lieber die Sehenswürdigkeiten genießen.

    Dass Silberbaur das auch auf jedem Meter seiner Fahrt getan hat, ist im anzumerken. Im Gespräch mit unserer Zeitung schwärmt er von der Schönheit der Natur und der Hilfsbereitschaft der Menschen. Als Radfahrer war Silberbauer im orientalischen Königreich ein wahrer Exot: „Die haben mich angeschaut wie das siebte Weltwunder, weil es in Jordanien, abgesehen von Polizeifahrzeugen, absolut keine Zweiräder gibt“, erzählt Silberbaur. „Da hat sich der eine oder andere auch einmal gerne mit dem fremden Gefährt fotografieren lassen.“ Allerdings seien die Verkehrsteilnehmer in der Millionenstadt Amman auch wenig rücksichtsvoll mit ihm und seinem vollbepackten Fahrrad umgegangen.

    Andererseits bekam der Pilger immer wieder auch die Gastfreundschaft der Einheimischen zu spüren, als er zum Beispiel verzweifelt nach einer Bleibe suchte: „Weil Unterkünfte rar sind, musste ich auch schon mal im Freien Zelten.“ Doch das Angebot eines Wirtes in der jordanischen Hauptstadt, dessen Zimmer bereits alle ausgebucht waren, habe ihn dennoch begeistert: „Ich durfte in einer Art Partyzelt auf dem Dach des Hotels übernachten.“ Auch wenn diese Nacht sehr kalt gewesen sei, habe er den wunderbaren Blick über die historische Altstadt genossen und anschließend gut geschlafen.

    Über unendlich lange Bergpässe mit steilen Steigungen und schlechten Straßenverhältnissen führte ihn die Tour weiter an das Tote Meer. „Sogar ein Mann mit einem Gewicht von 110 Kilo geht hier nicht unter“, hat Silberbaur seinen Freunden in der Heimat geschrieben. Mit einem Lachen fügt er hinzu: „Da habe ich schon seit meiner Abreise zehn Kilo abgenommen.“

    Besser ausgebaut seien dagegen die Verkehrswege in Jerusalem gewesen, erzählt Silberbauer. Auf autobahnähnlichen Straßen sei er auf dem Standstreifen in Richtung der israelischen Metropole geradelt. Die Sperranlagen, die das Westjordanland und Israel voneinander trennen, haben ihn allerdings geschockt, berichtet der 71-Jährige.

    In drei Etappen, auf drei Jahre aufgeteilt, hat Silberbaur nach insgesamt 5129 Kilometern schließlich die Heilige Stadt erreicht. Ein ergreifender Höhepunkt für ihn war der Besuch der Klagemauer: „Nicht nur meine eigenen Gebete, sondern auch die von vielen Freunden, habe ich auf den Zettel geschrieben und in die Mauer gesteckt.“ Mit der Wallfahrt hat sich Silberbaur einen Traum erfüllt, wie er sagt. Und offensichtlich kommt er nur langsam wirklich wieder zuhause an: „Das Fahrrad habe ich noch immer in der Schutzhülle verpackt.“ Geblieben sind ihm viele Erinnerungen an Begegnungen mit Angehörigen verschiedenster Nationalitäten und Religionen, auf die Silberbaur selbst in einem Krisengebiet ohne Vorbehalte einfach als Mensch zuging.

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