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Weissenhorn: Meilenstein für Weißenhorner Heimatmuseum

Weissenhorn

Meilenstein für Weißenhorner Heimatmuseum

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    Haben große Pläne für das Weißenhorner Heimatmuseum: (von links) Direktor Matthias Kunze, Bauingenieurin und Museumspädagogin Claudia Graf-Rembold und Bürgermeister Wolfgang Fendt.
    Haben große Pläne für das Weißenhorner Heimatmuseum: (von links) Direktor Matthias Kunze, Bauingenieurin und Museumspädagogin Claudia Graf-Rembold und Bürgermeister Wolfgang Fendt. Foto: Alexander Kaya

    Wolfgang Fendt ist seit nunmehr 13 Jahren Bürgermeister von Weißenhorn. Aber wann er zuletzt eine Pressekonferenz einberufen hat, kann er sich nicht mehr erinnern. Der Anlass an diesem Vormittag, so das Stadtoberhaupt, müsse also etwas Besonderes sein, „eines der Projekte, das die Zukunft der Stadt gestalten wird“. Es geht um das Heimatmuseum, das in den kommenden Jahren saniert und erweitert werden soll – allein für das Bauliche rechnet Fendt mit Kosten von 7,7 Millionen Euro. „Das kann eine Stadt wie Weißenhorn nicht leisten“, sagt Fendt. Wobei er eigentlich „könnte“ sagen müsste: Denn wie der Bürgermeister bei der Pressekonferenz bekannt gab, erhält Weißenhorn für das Projekt weitere drei Millionen Euro aus der Bayerischen Städtebauförderung, die dafür schon im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Euro bewilligt hatte.

    Derzeit sind die Bauarbeiter im Haus

    Die erneute Förderzusage ist ein gewaltiger Schritt vorwärts für das Heimatmuseum, das schon jetzt geschlossen ist – allerdings noch vorübergehend. Bis Ende August laufen bauliche Voruntersuchungen, die laut Claudia Graf-Rembold, im Museumsverein für die pädagogische Arbeit zuständig und zusätzlich auch Ingenieurin im Weißenhorner Bauamt, zusätzliche Klarheit über die zu erwartenden Baukosten bringen sollen. Was man aber jetzt schon weiß: Im bisherigen Hauptgebäude, dem Woll- und Waaghaus aus dem Jahr 1534, sowie dem noch einmal gut 50 Jahre älteren Oberen Tor bestehen erhebliche statische Probleme. Und auch sonst gibt es viel zu tun: Das Museum soll hinüber ins Alte Rathaus erweitert und über zwei Fahrstühle auch barrierefrei erschlossen werden. Noch will niemand eine Hausnummer nennen, aber der Umbau wird sicher mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

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    Den Zuschuss aus der Städtebauförderung bekommt Weißenhorn aber nicht für seine Baufreude, sondern weil die Entscheider überzeugt sind vom Konzept für die Zukunft des Heimatmuseums, das dessen Direktor Matthias Kunze und sein Team erarbeitet haben. Dieses baut auf mehreren Säulen auf: Erstens soll die künftig im ersten Stock von Wollhaus und Altem Rathaus untergebrachte Dauerausstellung erneuert werden; sie soll, so die aktuellen Pläne, eine Art Rundgang durch die historische Altstadt werden. Ergänzend ist unter anderem eine App geplant, mit der Besucher unter Anleitung von Jakob Fugger das historische Stadtmodell und gleichzeitig die Innenstadt von heute erkunden können. Das Innere des Stadttores soll durch einen Turmerlebnispfad erschlossen werden.

    Die Sonderausstellungen kommen in den zweiten Stock

    Punkt zwei sind die Sonderausstellungen, für die künftig der komplette zweite Stock reserviert ist: Neben den großen Schauen zur Kunst- und Kulturgeschichte sollen auch kleinere „Semiwechselausstellungen“ mit Schätzen aus dem Depot Abwechslung ins Haus bringen. Diese ist entscheidend, wie Direktor Kunze erklärt: „Heimatmuseen sind zu statisch, das ist ihr Problem.“ Um den Stillstand zu vermeiden, soll es auch der Dauerausstellung flexible Elemente geben – die zum Teil auch von Laien aus der Bevölkerung gestaltet werden können.

    Die Teilhabe spielt eine wichtige Rolle im neuen Konzept für die Weißenhorner Institution. Entsprechend bedeutend ist die dritte große Säule, Museumspädagogik und künstlerisch-kulturelle Angebote, die sich an möglichst viele verschiedene Zielgruppen richten sollen, zum Beispiel in Form von Workshops, an „Malen wie Kuen“, denkt da Bürgermeister Fendt, aber Claudia Graf-Rembold will dass Kinder auch, ganz praktisch, „nageln wie ein Schuhmacher“ können. Für solche Angebote ist künftig das Erdgeschoss des Woll- und Waaghauses reserviert, der Eingang des Museums wird ins Alte Rathaus verlegt.

    Die Stadt Weißenhorn sucht nach geeigneten Planern

    Wie es nun weitergeht? Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht. Bürgermeister Fendt zufolge sucht die Stadt derzeit nach geeigneten Planern, sowohl für Umbau- und Sanierungsmaßnahmen als auch für die Ausstellungsarchitektur – die, wie auch andere anfallende Kosten, nicht Teil der genannten 7,7 Millionen Euro sind. Doch die Stadt erwartet weitere Förderungen, für Herbst ist Treffen mit verschiedenen Zuschussgebern geplant, unter anderem mit Bezirk, Kreis, Kulturfonds und der Landesstelle für die nicht-staatlichen Museen. Die Stadt ist zuversichtlich, ein Paket schnüren zu können, das diese Partner überzeugt. Aus dem öffentlichen Leben abmelden will sich das Museum in der Umbauzeit übrigens nicht: So sollen Ausstellungen unter anderem in den Schlössern und in der Spitalkirche stattfinden.

    Seit etwa zehn Jahren wird konkret über die Erweiterung des Heimatmuseums diskutiert. Die Pläne haben sich seit damals geändert, eine reine Gemäldegalerie im Alten Rathaus ist beispielsweise längst vom Tisch. Auch, weil ein Heimatmuseum heute andere Impulse braucht. Es soll, so Fendt, kein Museum von Spezialisten für Spezialisten sein, sondern muss möglichst viele Menschen ansprechen, um langfristig Erfolg zu haben. Aber wird es dann, in ein paar Jahren, auch noch Heimatmuseum heißen? Direktor Kunze ist zurückhaltend: „Die Diskussion wird noch geführt.“

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