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Weißenhorn: Märchen, Mythen, Legenden: Das sagenumwobene Schloss von Asch

Weißenhorn

Märchen, Mythen, Legenden: Das sagenumwobene Schloss von Asch

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    Wie mag das Schloss bei Asch wohl ausgesehen haben – gab es das Schloss überhaupt? Das lässt sich kaum mehr rekonstruieren.
    Wie mag das Schloss bei Asch wohl ausgesehen haben – gab es das Schloss überhaupt? Das lässt sich kaum mehr rekonstruieren.

    So ganz geheuer erschien der steile Bergkegel den Bauern von Asch wohl nicht. Ist er einmal bestiegen, so kreuzen Gräben und Wälle den Weg, so als ob in grauer Vorzeit ein Riese hier seine Sandkastenspiele vollführt hätte. Tatsächlich weiß der Volksmund von einem einstigen Schloss zu berichten, dessen Ende jedoch grausam war.

    Die letzten Besitzer sollen Raubritter gewesen sein, welche ihren Mitmenschen Gewalt und Unrecht antaten. In einer der vielen lasterhaften Nächte sei das Schloss dann zusammen mit seinen Bewohnern in der Erde versunken. Auch die besonders bösartigen Schlossfräulein wurden nicht verschont. Beim Läuten der Abendglocke der Kirche von Biberachzell höre man immer noch das Jammern und Stöhnen ihrer unerlösten Seelen.

    Sagenhafte Geschichten rund um ein Raubritter-Schloss bei Asch

    Eine andere Geschichte erzählt von einem Bettler, welcher eines Tages am Schlosstor um ein Stück Brot bat. Auch hier treten die jungen Damen wieder in Erscheinung, indem sie den armen Mann schroff abwiesen und statt der milden Gabe eine Meute Hunde auf ihn hetzten. Auch diese Sage endet mit dem Fall des Schlosses in einer wilden Gewitternacht und wieder mal warten die adeligen Fräulein auf ihre Erlösung. Diese schien in greifbarer Nähe zu sein, als eines Tages ein Bäcker den Schlossberg passierte. Plötzlich habe dieser die Stimme einer verzweifelten Frau vernommen: „Wenn Du mich bis nach Asch zur Kapelle trügest, wäre ich erlöst.“ Der mutige Mann nahm tatsächlich das Burgfräulein auf seine Schulter und begann zu laufen. Dabei wurde aber seine Last schwerer und schwerer, sodass er sich schließlich selbst nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Die Dame fiel von den Schultern des Bäckers und war augenblicklich verschwunden. Die Kapelle hatten sie nicht erreicht.

    So weit der Ausflug in die mythische Vergangenheit des Schlosses in Asch, wie sie in Sagenbüchern über den Landkreis Neu-Ulm und die Stadt Weißenhorn nachlesbar ist. Wir vernehmen diese Geschichten gerne, schmunzeln vielleicht ob der Leichtgläubigkeit unserer Vorfahren oder gehören gar zu jenen Personen, welche solch geheimnisvolle Orte immer noch mit einem leichten Schaudern besuchen. Wie dem auch sei, eines muss hier entromantisierend festgestellt werden: Sagen über versunkene Burgen, lasterhafte Bewohner und geizige Schlossdamen gibt es ebenso zahlreich wie Ruinen und Burgställe im Land. Dennoch kann ein volkskundlicher Aspekt nicht verschwiegen werden: Was veranlasste die Bewohner, „ihrer“ Burg, dem oft jahrhundertelangen Herrschaftssitz, solch Schauergeschichten zuzuschreiben?

    Was steckt hinter den Sagen und Legenden in der Region Ulm und Neu-Ulm?

    Nun, es mag natürlich angehen, dass die ein oder andere Erinnerung an Unterdrückung und Unrecht noch schmerzlich vorhanden ist, vor allem, wenn die Ereignisse sich kommunikativ über die Generationen bewahrt haben. Hier war die Sehnsucht nach einer höheren Gerechtigkeit der Angelpunkt der Erzählungen. Andererseits dürfen wir aber die große Epoche des Geschichtenschreibens und -erfindens im 19. Jahrhundert nicht vergessen. Was die Gebrüder Grimm im großen Maßstab verfassten, fand auch regional und lokal seinen Widerhall. Das alles wurde begleitet von der Phase der Reichsgründung und der damit zusammenhängenden Suche nach einer „Volksgeschichte“.

    Im Einzelnen kann die Entstehung einer Sage chronologisch in den seltensten Fällen bestimmt werden. Was wissen wir dennoch von der historischen Burg bei Asch? Nicht gerade viel, dazu reicht die Quellenlage leider nicht aus. Im Hochmittelalter zwischen dem 13. Und 15. Jahrhundert ist namentlich eine Familie „Von Asch“ nachweisbar. Diese besaß mitunter gar das Ulmer Bürgerrecht, welches mutmaßlich durch Heirat erworben wurde. Aktenkundig ist eine Ehe zwischen Hans Asch und der Patriziertochter Agnes Kraft, welche zusammen im Jahr 1380 die Herrschaft Obenhausen als Afterlehen der Herren von Rechberg erhielten. Die Geschichtsschreibung weiß hier nichts von Raubrittertum oder bösen Jungfern. Stattdessen taucht in den Archiven eine Katharina von Asch auf, welche Rechte an der Mühle zu Biberach an das Kloster Roggenburg vermachte. Ebenso soll sich die Grablege dieses im Spätmittelalter ausgestorbenen Geschlechtes im nahen Prämonstratenserstift befunden haben. Aber auch hier gilt: Der Schleier der Jahrhunderte hat sich über die Erinnerung gelegt; was bleibt, sind schöne Erzählungen.

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