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Weißenhorn: Landwirt drückt bei Wärme aufs Gas

Weißenhorn

Landwirt drückt bei Wärme aufs Gas

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    Die Biogasanlage in Grafertshofen soll erweitert werden.
    Die Biogasanlage in Grafertshofen soll erweitert werden. Foto: Alexander Kaya

    Weißenhorn Wenn der kalte Wind um die Schlossmauern pfeift, sitzen die Mitarbeiter des Rathauses drinnen im Warmen: Heißes Wasser strömt von der Biogasanlage in Grafertshofen durch Leitungen in die Innenstadt und befeuert die Heizung in den Schlössern. „Das funktioniert eigentlich ganz gut“, freut sich Bürgermeister Wolfgang Fendt. Und schaut bereits nach vorne: Weitere öffentliche Gebäude sollen an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Dazu gehören die Mehrzweckhalle, die im Herbst 2014 fertig sein soll, und die Realschule, sobald ihre demnächst anvisierte Sanierung abgeschlossen ist.

    Weniger warm wird es Landwirt Stefan Böhringer ums Herz, wenn er an diese Pläne denkt. Denn bevor ein weiteres Gebäude an das Netz angeschlossen wird, will er sein Kraftwerk vergrößern.

    Die Leistung von derzeit 499 Kilowatt soll dadurch schrittweise steigen, auf bis zu ein Megawatt. „Das ist notwendig, ansonsten könnte die Abwärme in kalten Wintern nicht ausreichen“, begründet der Grafertshofer seine Ausbaupläne. Weil die Anlage dann mehr leistet, muss zuerst ein Bebauungsplan für das Grundstück aufgestellt werden – er soll das Areal zur Sondernutzungsfläche erklären. Das Verfahren läuft zwar bereits, doch aus Sicht von Böhringer wird die Zeit knapp: Falls die Halle im Herbst ans Netz gehen soll, müsste in Grafertshofen vorher umgebaut werden. Ein von der Stadt beauftragtes Ingenieurbüro arbeitet bereits an dem Bebauungsplan. Eine Rückmeldung über den aktuellen Stand hat Böhringer aber noch nicht erhalten. „Ich habe seit Längerem nichts mehr gehört“, sagt er. Und fügt hinzu: „Es wird es Zeit.“ Von „heute auf morgen“ könne er die Leistung nicht umstellen. Gebaut werden sollen ein Silo und ein weiterer Behälter und dazu neue Lagerflächen für Gülle. Außerdem müsste der Landwirte noch die Vorräte an Heizmaterial aufstocken, in die Anlage kommen Mais, Gras und Gülle. „Langsam müsste ich das wissen“, so Böhringer, der an das Fernwärmeprojekt glaubt. „Die Leitungen sind ja schon fertig, es wäre schade, wenn man sich für eine andere Heizungsmethode entschiedet.“

    Ganz anders beurteilt man die Lage im Rathaus: Nach Angaben des Planungsbüros reicht die derzeitige Leistung der Anlage auch noch für die Halle, sagt Bürgermeister Fendt. „Das geht auch ohne Erweiterung.“ Deshalb sieht er auch kein Zeitproblem: „Das läuft alles.“ Bürger und Behörden seien im Zuge des Bebauungsplanverfahrens bereits beteiligt worden.

    Momentan sehe es danach aus, als könne das Sondergebiet, wie von Landwirt Böhringer angestrebt, ausgewiesen werden. „Die Rohre liegen ja schon.“ Sobald das beauftragte Büro den Entwurf vorlegt, könne dieser dem Stadtrat zur Beratung vorgelegt werden.

    Zugleich gibt es Pläne, die Müllverbrennungsanlage (MVA) im Eschach an das Weißenhorner Wärmenetz anzuschließen. Das Vorhaben war zuletzt jedoch ins Stocken geraten. So hatte Landrat Erich Josef Geßner, wie berichtet, beim Richtfest für die Mehrzweckhalle festgestellt, er habe den Optimismus in dieser Sache verloren. Nun ist offenbar Bewegung in die Sache gekommen: „Ich glaube, wir bekommen den Anschluss hin“, so Bürgermeister Fendt gestern.

    Dem Vernehmen nach war der MVA-Anschluss jüngst Thema in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Umwelt- und Werkausschusses des Landkreises. Mehr war gestern nicht zu erfahren. Weißenhorn will sich um die Eingliederung der Anlage bemühen. „Man kann nicht Klimaschutzkonzepte aufstellen und gleichzeitig jedes Jahr eine Energieleistung von zwölf Millionen Liter Öl in die Lift pusten“, sagt Fendt.

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