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Weißenhorn/Landkreis: Strahlender Abfall belastet die Müll-Ehe mit Günzburg

Weißenhorn/Landkreis

Strahlender Abfall belastet die Müll-Ehe mit Günzburg

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    Im Technologiezentrum des Kernkraftwerks Gundremmingen wird strahlenbelastetes Material zur Entsorgung vorbereitet. Ein Teil davon landet in der Weißenhorner Müllverbrennung.
    Im Technologiezentrum des Kernkraftwerks Gundremmingen wird strahlenbelastetes Material zur Entsorgung vorbereitet. Ein Teil davon landet in der Weißenhorner Müllverbrennung. Foto: Archivbild Bernhard Weizenegger

    Die Debatte um die Verbrennung von radioaktiven Abfällen im Weißenhorner Müllofen gewinnt immer mehr an Fahrt. Seit drei Jahren landet Material aus Gundremmingen in der Feuerung – was offenbar selbst den Kreispolitikern nicht bewusst war. Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) räumte gegenüber unserer Redaktion ein, die Politik habe davon keine Kenntnis gehabt. Möglicherweise steht nun die Müll-Ehe mit dem Landkreis Günzburg auf dem Prüfstand, denn sie ist der Grund, warum Material aus dem Kernkraftwerk seit drei Jahren in Weißenhorn entsorgt wird.

    Müll-Ehe auf dem Prüfstand

    Ins Rollen gebracht hatte die ganze Sache der SPD-Kreisrat Herbert Richter. Wie er auf Nachfrage erklärte, sei er in einer Broschüre der Anti-Atomkraft-Organisation „Ausgestrahlt“ auf das Thema Rückbau von Kernkraftwerken gestoßen. In dem Artikel ging es unter anderem darum, wie sogenanntes freigemessenes Material – also dekontaminierte Stoffe, die entweder frei von Radioaktivität oder nur gering strahlenbelastet sind – entsorgt werden. Dabei wurde

    Richter geht mittlerweile so weit, die Müllvereinbarung mit dem Landkreis Günzburg infrage zu stellen, denn seiner Ansicht nach hätte der Nachbarkreis den Geschäftspartner darauf hinweisen müssen, es komme auch belasteter Müll aus Gundremmingen nach Weißenhorn. Beim Abschluss der Vereinbarung, die zum 1. Januar 2016 in Kraft trat, habe niemand daran gedacht, „dass da ein Problem entstehen könnte“. Richter sieht in erster Linie den Kreis

    Landrat: Wir werden mit Günzburg reden müssen

    Ähnlich wie Richter sieht Landrat Freudenberger die Angelegenheit. Bisher sei das Radioaktivitätsthema der Politik nicht bekannt gewesen, auch nicht beim Abschluss der Vereinbarung mit Günzburg. Die sah nur vor, dass der Nachbarlandkreis seine jährlich rund 20000 Tonnen Abfall in Weißenhorn verbrennen darf. Doch nach Ansicht Freudenbergers hätten die Nachbarn darüber aufklären müssen, „was für Müll anfällt“. Davon sei im Jahr 2015, als die Vereinbarung verhandelt wurde, keine Rede gewesen. Im Licht der neuen Erkenntnisse müsse noch einmal über den Vertrag gesprochen werden. Allerdings schränkt Freudenberger ein, es sei erst einmal nötig, „sämtliche Daten und Fakten“ auf den Tisch zu bekommen, bevor es ans Verhandeln geht. „Danach werden wir mit dem Landkreis Günzburg reden müssen. Wir werden auf keinen Fall zu stark belasteten Müll annehmen.“ Und dann soll noch darüber gesprochen werden, wie viel Müll durch den Rückbau des Kraftwerks anfällt.

    Gegenüber unserer Redaktion taxierte die Sprecherin des AKW die Gesamtmenge auf 89000 Tonnen, davon seien 78000 belastet und müssten erst einmal von der Strahlung befreit werden. Rund 4000 Tonnen müssten wohl effektiv verbrannt werden – in Weißenhorn.

    Entsorgung - ein "emotional besetztes Thema"

    Diese Zahl jedoch nannte der Sprecher des Kraftwerksbetreibers RWE in Essen, Jan Peter Cirkel, „theoretisch“. Zudem verteile sich die Menge auf einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. Er konnte jedoch auf Nachfrage nicht sagen, ob das AKW über das freigemessene Material hätte informieren müssen, das in Weißenhorn entsorgt wird: „Wenn wir eine Informationspflicht hätten, dann wären wir der auch nachgekommen. Transparenz ist uns wichtig“, versicherte er und räumte ein, es sei ein „sehr emotional besetztes Thema“. Am Freitag hat der Chef des AKW Gundremmingen bereits Kontakt mit Landrat Freudenberger aufgenommen.

    Nicht klären ließ sich am Freitagmittag, wie der Günzburger Landrat Hubert Hafner und der Chef des Kreisabfallwirtschaftbetriebes die Sache sehen. Sie waren nicht mehr zu erreichen. "

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