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Weißenhorn: "Kultursommer im Stadtpark": So klingt der Sommer in Weißenhorn

Weißenhorn

"Kultursommer im Stadtpark": So klingt der Sommer in Weißenhorn

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    Walter Spira (rechts) und Markus Munzer-Dorn eröffneten am Freitag den Kultursommer im Stadtpark von Weißenhorn. Bis weit in die Nacht hinein spielten die Musiker ihre Lieder.
    Walter Spira (rechts) und Markus Munzer-Dorn eröffneten am Freitag den Kultursommer im Stadtpark von Weißenhorn. Bis weit in die Nacht hinein spielten die Musiker ihre Lieder. Foto: Veronika Lintner

    Der Sommer im Stadtpark Weißenhorn klingt wie ein Idyll. Die Vögel zwitschern, leises Tuscheln und geschwätziges Plaudern. Dann läuten die nahen Kirchenglocken, als sich die Sonne immer tiefer über den hohen Bäumen und die Wiese senkt. Die Menschen nehmen gemütlich ihre Plätze ein, auf weißen Gartenstühlen, mit gebührend Corona-Abstand.

    Dann hört man die Gitarrenklänge: Der Liedermacher Walter Spira aus Ulm schlägt die ersten Töne an und singt: „I bin scho weit, weit komma und hab no weit, weit zum ganga“. Die Reihe „Kultursommer im Stadtpark“ beginnt. Zwölf Veranstaltungen, Konzerte, Kino, Kindertheater, Musikkabarett, bietet das Programm der Stadt. „Ein Glück, dass alles im Freien stattfinden kann“, sagt Volker Drastik, der Chef des Kulturbüros. Aber jetzt gehört der Abend und alle Aufmerksamkeit dem Sänger auf der Bühne.

    Drei bis vier Stimmen trägt Spira mindestens in sich. Er singt in schwäbischer Mundart, scherzt und kalauert mit älblerischem Einschlag. Dann aber beherrscht er im nächsten Song astreines Hochdeutsch – und zweimal an diesem Abend klingt er sogar wie der Barde aller Barden höchstpersönlich, Reinhard Mey. Imitation am Rande der Verwechslungsgefahr. „Über den Wolken“ stimmt er an und das Publikum singt und summt dezent mit. Und noch eine Stimme trägt er, als musikalisches Chamäleon, in sich: „DJ“ Walter Spira poltert einen Techno-Rap. Basecap, Sonnenbrille, so wird das Reinhard-Mey-Double zum Protz-Rapper.

    Der "Kultursommer im Stadtpark" ist in Weißenhorn gestartet

    Spira genießt das Scheinwerferlicht und das Spiel mit Stimmungen – von Melancholie bis Nonsensens. Wortlos, fein und mit kleinen virtuosen Soli, begleitet ihn der Gitarrist Markus Munzer-Dorn. Wenn Spira nicht singt, dann plaudert er: Er hat nicht nur eine warme, wandelbare Singstimme, sondern auch eine Erzählstimme, der das Weißenhorner Publikum offensichtlich gerne lauscht. Spira ist Jahrgang 1953. Er wuchs in einem grundsoliden Elternhaus auf und in einer Zeit, in der einem jungen, kreativen Mann nicht gerade Flügel wachsen. Friseur sollte er werden. Er entschied sich Jahre später zuerst für ein Leben als Straßenmusikant. Zum Leidwesen seines Vaters. So besingt Spira heute die ewige, irrlichternde Suche nach Sinn. Elende Selbstfindungstrips führen in seinen Songs von Ayurveda bis Homöopathie, die Kloschüssel zu Hause sei schon nach Feng Shui ausgerichtet, und am Ende hilft nur ein „Ommm ...“, halb gesungen, halb geseufzt. Dabei wird der Liedermacher zwischendrin ernst: Von schmerzhaften Trennungen und seiner eigenen Therapie erzählt er offen. Die Depression besingt er als sein „Lieblingsscheißgefühl“ – heute kann er über die Diagnose lachen und singen, wie er sich in Trübsal gesuhlt hat. Mut macht da das Lied vom Berblinger, passend zum Jubiläumsjahr des Schneiders von Ulm. „Große Träum’ sind auch für kleine Leut“ – ein Lied des Günzburgers Hubert Enthardt. Spira textet und schreibt auch selbst, er lehnt sich aber immer wieder an anderen befreundeten Liedermacher an.

    Der zweite Konzert-Teil gerät nun etwas schlüpfrig. Der Humor rutscht, man kann es nicht anders sagen, vom Herz in die Hose. Die Männer im Publikum lässt Spira den Balzruf „Bunga, Bunga“ im Chor singen. Und der Italo-Pop-Gassenhauer „Volare“? Auf Deutsch und frei nach Spira: „Voll Haare“. Ein Song über eine sehr haarige, weibliche Bettbekanntschaft. Männlein so, Weiblein ganz anders – die Pointen fliegen flach. Früher sei er der schüchterne Poet gewesen, der lustig Gitarre spielt. Und heute? Ein selbstbewusster Typ, der mit Beate, Publikumsreihe zwei, schäkert.

    Zum Abschied noch einmal Mey: „Gute Nacht, Freunde“ ist die Hymne für das Ende der Feier „und ein letztes Glas im Stehen. Für solche lauschigen Abende unter Freunden wird der Kultursommer noch einige Gelegenheiten bieten.

    Das Programm des Kultursommers in Weißenhorn:

    • Donnerstag, 6. August, 21 Uhr: Kino, „Das perfekte Geheimnis“.
    • Freitag, 7. August, 20 Uhr: Musikkabarett, Werner Koczwara und Ernst Mantel.
    • Samstag, 8. August, 21 Uhr: Kino, „Onward – Keine halben Sachen“.
    • Sonntag, 9. August, 21 Uhr: Kino: „Yesterday“.
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