Am Anfang stand die Improvisation. So erinnert sich Christl Schwörer, die Witwe von Peri-Gründer Artur Schwörer an das Jahr 1969, als Peri aus der Taufe gehoben wurde. „Wir haben die ersten Prospekte zusammen auf dem Fußboden im Wohnzimmer entworfen“, erinnert sich die 72-Jährige bei der 50-Jahr-Feier in der Weißenhorner Firmenzentrale. „Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass daraus ein Unternehmen von Weltrang wird.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lässt sich zwar persönlich entschuldigen, ist aber per Videobotschaft präsent: Familienunternehmen wie Peri seien die wichtigsten Firmen in Bayern, weil sie die innovativsten und die standorttreusten seien. „Ich bin dankbar und stolz“, so Söder, der als Geburtstagswunsch für den Jubilar weitere 50 Jahre gute Einnahmen im Gepäck hatte. Davon hätte schließlich auch der Staat etwas.
Peri hat so viele Mitarbeiter wie nie
Es sieht gut aus, was die Wünsche des Landesvaters angeht: Die Führungsriege, um Alexander und Christian Schwörer sowie Leonhard Braig und Fabian Kracht, erläuterten zuvor den Stand der Dinge. Im vergangenen Jahr setzte Peri 1,56 Milliarden Euro um. Das ist ein neuer Rekord, der mit dem laufenden Jahr wohl erneut übertroffen wird, wenn dann Verschalungen und Gerüste für 1,6 Milliarden Euro an den Mann gebracht wurden. Auch die Zahl der Mitarbeiter sei mit 9500 weltweit groß wie nie. „Am Stammsitz in Weißenhorn haben wir unsere Mannschaft zusammen“, sagte Alexander Schwörer. 2000 Menschen seien hier im „Leitwerk Schalung“ beschäftigt. In Günzburg, dem noch jungen „Leitwerk Gerüst“ – zwischen A8 und Legoland gelegen – seien derzeit 80 Menschen beschäftigt. In Zukunft, wenn sich die Märkte weiter gut entwickeln, könnten es auch einmal 300 sein.
Der größte Auftrag von Peri: Ein Krankenhaus in Kanada
Fabian Kracht, Jahrgang 1979, und seit 2014 Mitglied der Geschäftsführung und zuständig für Finanzen und Organisation, schwärmte vom Gründergeist, der nach wie vor im Weltunternehmen präsent sei. Dazu gehöre, ständig auf der Suche nach Neuerungen zu sein. Auf der einen Seite sei Peri immer da, wenn es Kompliziertes zu bauen gebe. So wie das derzeit größte Projekt mit einem Auftragsvolumen von sieben Millionen Euro: Ein ein Kilometer langes Krankenhaus im kanadischen Calgary mit gewagten Auskragungen.
Auf der anderen Seite versuche Peri seit einiger Zeit auch weniger komplizierte Lösungen anzubieten um neue Märkte zu erschließen. Alphakit heißt etwa ein Baukastensystem für Traggerüste mit bis zu 30 Metern Höhe. Der Vorteil: Der Bauherr braucht dafür keine Kräne. Das sei für Aufträge in Schwellenländern wie Mexiko oder Indien oftmals ein enorm wichtiger Faktor. Zudem gebe es ein neues Peri-Verschalungssystem mit viel Kunststoff, das weit leichter ist als die bisherigen Stahlvarianten. Auch hierfür würden weniger Baumaschinen benötigt, was den Einsatz insbesondere in Ländern attraktiv mache, in denen die Lohnkosten niedrig seien.
Die Grundidee von Peri-Gründer Artur Schwörer
In die Kategorie Erschließung neuer Geschäftsfelder gehört, dass Peri zunehmend die Industrie als Kunden sehe. Für die Wartung von großen Industrieanlagen der Öl-, Gas- oder Chemieindustrie würden verstärkt Peri-Gerüste zu Einsatz kommen.
Für die Zukunft sieht die Unternehmensführung Peri gut aufgestellt. „Der Megatrend Urbanisierung kommt uns entgegen“, sagte Braig. Die Städte weltweit würden in die Höhe wachsen, was den Bedarf an Peri-Produkten steigen lasse.
Die Grundidee von Artur Schwörer, das Bauen wirtschaftlicher, schneller und sicherer zu machen, sei nach wie vor der Leitgedanke des Unternehmens, so sein Sohn Alexander Schwörer. Diesem Motto folgten auch die Vorteile der Digitalisierung. „Der 3-D-Druck wird das Bauen revolutionieren“, sagte Braig. Noch seien entsprechende Beton-Drucker nicht serienreif. Doch Peri sei mit der Beteiligung am dänischen Start-Up Cobod am Puls der Zeit.
Gründersohn Alexander Schwörer blickte zurück und voraus: „Peri ist gegründet worden mit einem starken Streben nach Unabhängigkeit.“ Auch wir in der zweiten Generation solle Peri als unabhängiges Familienunternehmen fortgeführt werden. Und wenn er auf die Anfangsjahre bei Peri zurückschaue, dann stelle er fest: „In positivem Miteinander ist fast alles möglich.“ Sozusagen vom Schwörer’schen Fußboden in die große weite Welt in nur 50 Jahren.
Auch interessant:
Großbaustelle im Herzen des Ulmer Münsters
Peri baut spektakulär in Panama - und im Rest der Welt
Peri stellt seine Geschäftsführung neu auf