Der Slogan „Refugees Welcome“ (auf Deutsch: Flüchtlinge willkommen) ist eigentlich ein Signal der Weltoffenheit und der Bereitschaft, Menschen zu helfen, die aus Not ihre Heimat verlassen mussten. Völlig missbräuchlich und mit einer gänzlich anderen Botschaft hat ein Unbekannter diesen „Willkommensgruß“ in Weißenhorn verwendet: Aufgedruckt auf ein Blatt Papier war er am Silvestervormittag neben dem Bild eines Galgens mit einem Strick zu sehen. Was die Sache noch brisanter macht: Der Holzpfahl, an dem das Blatt angebracht worden war, ähnelt selbst einem Galgen.
Der Holzpfahl steht noch, er wird die Stütze eines Taubenhauses, das am ehemaligen Busbahnhof an der Illerberger Straße errichtet wird. Doch das DIN-A4-Blatt, auf dem auch das Wappen der Stadt Weißenhorn abgebildet war, haben Beamte der Polizeiinspektion Weißenhorn wie berichtet entfernt und sichergestellt. „Das ist kein Silvesterscherz“, betont Hubert Schneider, stellvertretender Leiter der örtlichen Polizeiinspektion, auf Nachfrage unserer Redaktion. Nach Rücksprache mit dem Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten hat die Weißenhorner Polizei den Fall weitergegeben an das Kommissariat für Staatsschutz, das bei der Kriminalpolizei Neu-Ulm angesiedelt ist.
"Refugees Welcome" in fremdenfeindlichem Kontext
Wegen des Aushangs ist bei der Polizei eine Strafanzeige eingegangen. Fotos von dem Blatt und dem Holzpfahl waren an Silvester und an Neujahr auch in der „Weißenhorn“-Gruppe auf Facebook zu sehen, ein Nutzer hatte sie veröffentlicht. Die Ermittler haben daraufhin einen Zeugenaufruf gestartet. Sie erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung über den Urheber des Blattes. Schneider zufolge hat sich bislang noch niemand gemeldet.
Die Kripo Neu-Ulm hat Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen. Die Aussage des Blattes sei eindeutig in einem fremdenfeindlichen Kontext zu sehen, sagt Franz Büchele, Erster Kriminalhauptkommissar. Der Slogan „Refugees Welcome“ sei ja allgemein bekannt aus dem Bereich der Flüchtlingshilfe, ergänzt er. Zusammen mit dem Galgen samt Strick werde dieser Ausspruch missbraucht. Darüber hinaus war der Aushang gut einsehbar und auf Augenhöhe platziert. „Das geht weit über einen Scherz an Silvester hinaus“, sagt auch Büchele.
Wer Hinweise zu dem DIN-A4-Blatt geben kann, wird gebeten, sich bei der Kriminalpolizei in Neu-Ulm zu melden. Diese ist unter der Rufnummer 0731/8013-0 erreichbar.
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