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Weißenhorn: Ein Seelsorger, der die Kunst liebt

Weißenhorn

Ein Seelsorger, der die Kunst liebt

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    Kunst und Literatur sind die großen Hobbys von Otto Lutz. Er hat selbst ein Buch geschrieben mit Gedanken, Meditationen und Texten zum Jahreskreis. 
    Kunst und Literatur sind die großen Hobbys von Otto Lutz. Er hat selbst ein Buch geschrieben mit Gedanken, Meditationen und Texten zum Jahreskreis.  Foto: Alexander Kaya

    Beim Blick in das große Wohnzimmer ist schnell zu erkennen, welchen Interessen Otto Lutz bis ins hohe Alter nachgeht. Zahlreiche Bücher stehen in Regalen, bunte, großformatige Gemälde fallen ins Auge sowie teils abstrakte Figuren und Skulpturen. Kunst und Literatur hat auch in seinem Berufsleben, das mit dem Rentenalter noch lange nicht vorbei war, eine wichtige Rolle gespielt. Am Freitag wird der Pfarrer im Ruhestand 90 Jahre alt.

    Lutz ist in Weißenhorn geboren und aufgewachsen, zum Studium zog es ihn jedoch in die Schweiz und nach München. Auch anschließend war er jahrzehntelang außerhalb der Fuggerstadt tätig. Erst 1998 kehrte er für einige Jahre wieder zurück, 2011 hat er seine jetzige Wohnung bezogen. Noch heute bewegt sich Lutz im Dreieck

    Noch vor seiner ersten Ausbildung zum Rechtspfleger erlebte Lutz harte Jahre. Während des Zweiten Weltkriegs diente er im Militär, kam in amerikanische Gefangenschaft. Im Frühsommer 1946 kehrte er wieder in die Freiheit zurück. Seine Eltern hätten ihn kaum mehr wiedererkannt, erzählt er heute. Von ihnen musste er auch erfahren, dass sein Bruder im Krieg gefallen war.

    Schöneren Dingen des Lebens widmete sich Lutz in seiner akademischen Ausbildung: Aus persönlichem Interesse studierte er in Fribourg (Schweiz) neben Philosophie auch Kunstgeschichte – eine Disziplin, die für seine spätere Laufbahn nützlich werden sollte. In seinem Theologie-Studium in München hörte er die moderne Lehre, der zufolge nicht alles wörtlich zu nehmen ist, was in der Bibel steht. 1959 wurde er zum Priester geweiht.

    Nach seinen Stationen als junger Kaplan in Augsburg und Kempten war Lutz in den 60ern mehrere Jahre Stadtprediger an der Frauenkirche in Günzburg. Am benachbarten Maria-Ward-Gymnasium unterrichtete er zugleich auch Religion. Anschließend wurde er Pfarrer in Gersthofen (Kreis Augsburg), wo er verstärkt seinem Sinn für Kunst nachging und zusammen mit einem Architekten die damals neu gebauten Kirche Maria, Königin des Friedens, ausgestaltete.

    Sein Lebenswerk sieht Lutz allerdings in Memmingen verwirklicht, wo er von 1968 bis 1990 Stadtpfarrer war. Dort begann er, die Titelseiten seiner Gemeindebriefe mit Gemälden zu bedrucken, die Bezug zum Glauben haben. Gegen viele Widerstände ließ er das Innere der Kirche Sankt Josef umbauen und – ganz im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils – unter anderem eine Altarinsel bauen, die näher bei den Gläubigen war. „Da habe ich einiges umgekrempelt“, sagt Lutz.

    Für seine Verdienste um Memmingen erhielt der Pfarrer das Stadtsiegel. Denn er kümmerte sich dort auch um schwerkranke Menschen. Im Alter von 63 Jahren ließ sich Lutz in Würzburg zum Klinikseelsorger ausbilden. „Ich war dort der älteste Praktikant“, erzählt er und lacht. In Memmingen baute er einen neue Klinikseelsorge auf, tröstete Patienten und machte ihnen neuen Mut. Seine Erfahrungen brachte er ab 2002 für weitere sechs Jahre auch in Günzburg ein. In Weißenhorn ist er bis heute unterstützend als Seelsorger tätig ist.

    Der 90-Jährige selbst erfreut sich übrigens guter Gesundheit, tägliche Zeitungslektüre und Arbeiten am Computer sind für ihn noch selbstverständlich. Dazu ernährt er sich gesund. Wenn Lutz Zeit hat, spaziert er auch jeden Tag im Wald.

    Termin Anlässlich des 90. Geburtstags von Otto Lutz findet am Samstag, 30. September, um 18.30 Uhr ein Dankgottesdienst in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Weißenhorn statt.

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