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Weißenhorn: Die große Pilgerrunde auf dem Fahrrad ist komplett

Weißenhorn

Die große Pilgerrunde auf dem Fahrrad ist komplett

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    In 53 Tagen ist Paul Silberbaur mit dem Fahrrad über den Jakobsweg von Santiago de Compostela nach Weißenhorn gefahren.
    In 53 Tagen ist Paul Silberbaur mit dem Fahrrad über den Jakobsweg von Santiago de Compostela nach Weißenhorn gefahren. Foto: Paul Silberbaur

    Mit der vierten und letzten Etappe seiner Wallfahrt hat Paul Silberbaur eine schier unglaubliche Leistung vollendet: Fast 8000 Kilometer hat der 72-jährige Weißenhorner auf dem Fahrrad zurückgelegt. Als finales Stück bewältigte er in 53 Tagen die rund 2500 Kilometer lange Strecke auf dem bekannten Jakobsweg von Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens bis nach Weißenhorn. „Lebens-Danke-Wallfahrt“ hat der radelnde Pilger sein Projekt genannt.

    Den Weg nach Israel legte Silberbaur wie berichtet bereits in den vergangenen Jahren zurück. Danach wollte der Weißenhorner die Strapazen der Pilgerreisen eigentlich nicht mehr auf sich nehmen. In drei Etappen hatte er die etwa 5200 Kilometer lange Tour von Weißenhorn bis Jerusalem, wo er 2018 ankam, bewältigt. Doch zwei Symposien, die Silberbaur in der Zwischenzeit besuchte, hätten wieder die Leidenschaft in ihm geweckt, erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

    1500 Höhenmeter in der prallen Sonne

    Eine Reise der Superlative sei die finale Etappe für ihn gewesen, berichtet der Weißenhorner. Besonders strapaziös: „Ich musste mein Fahrrad etwa 400 Kilometer den Berg nach oben schieben.“ Das Gewicht von Gepäck und Drahtesel – zusammen mehr als 30 Kilogramm – hätten ihm an den steilen Bergpässen mit 1500 Höhenmetern in der prallen Sonne Spaniens bei bis zu 42 Grad keine andere Wahl gelassen als abzusteigen, erzählt er. „Ich habe den Autos, die mich überholt haben nachgehört – wenn sie hinter der nächsten Kehre einen Gang nach untern geschaltet haben, wusste ich, es geht noch weiter bergauf.“ Doch jammern will der Extrempilger, der mit einem gewöhnlichen Fahrrad ohne Elektromotor unterwegs war, allen Strapazen zum Trotz nicht. Stattdessen schwärmt er von den unendlichen Getreidefeldern in Spanien oder den weiten Sonnenblumenpantagen in Frankreich, die er auf seiner Reise erleben durfte.

    Es seien die kleinen Dinge gewesen, über die er sich auf seiner Tour gefreut habe: „Ich war froh, wenn ich ein Dach über dem Kopf, ein Bett und eine Dusche am Abend hatte.“ Das sei schließlich nicht immer der Fall gewesen – insgesamt 20 Mal musste Silberbaur nach eigenen Angaben in seinem mitgeführten Zelt auf der Isomatte schlafen.

    Zum Abschluss ein Gebet in der Stadtpfarrkirche von Weißenhorn

    Spürbar begeistert ist der Fahrradpilger auch einige Tage nach seiner Tour noch von den vielen menschlichen Begegnungen, die er auf der Fahrt hatte. „Die freundlichen Menschen, denen ich begegnet bin, haben mich für die Strapazen entschädigt.“ Derweil seien die unendlichen Pilgerströme aus Fernost oder Amerika, die ihm auf seiner Fahrt entgegengekommen sind, unfassbar gewesen, berichtet er: „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen auf der Suche nach sich selber sind.“ Hunderte Male habe er die täglich die Hand zum Pilgergruß „Buen Camino“ gehoben. So musste sich Silberbaur auch nie alleine fühlen, wenn er als geselliger Weißenhorner internationale Kontakte knüpfte: „Wenn man am Abend jemand gefragt hat, ob man bei ihm die Akkus aufladen darf, ist man gleich ins Gespräch gekommen.“ Zahlreiche Email-Adressen hat der Reisende deshalb mit in die Heimat gebracht.

    Noch bevor er seine Wohnung an der Memminger Straße angesteuert hatte, machte der Pilger einen letzten Halt zum Gebet in der Weißenhorner Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt: „Ich wollte meinen himmlischen Helfern danken, dass sie mich nie verlassen und gesund nach Hause gebracht haben.“ Schließlich sei der geistige Tiefgang einer Pilgerreise der Unterschied zu einer gewöhnlichen Fahrradtour, sagt Silberbaur.

    Mehr über die Pilgerreise von Paul Silberbaur lesen Sie hier:

    Paul Silberbaur fährt mit dem Rad 2500 Kilometer auf dem Jakobsweg

    Nach 5129 Kilometern ist der Fahrradpilger am Ziel

    Dieser Mann fährt mit dem Fahrrad nach Jerusalem

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