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Weißenhorn: Die Rehkitzretter mit der Drohne

Weißenhorn

Die Rehkitzretter mit der Drohne

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    Rehkitze ducken sich ins hohe Gras und werden beim Mähen nicht selten getötet. In Weißenhorn kommt nun die Rettung aus der Luft.
    Rehkitze ducken sich ins hohe Gras und werden beim Mähen nicht selten getötet. In Weißenhorn kommt nun die Rettung aus der Luft. Foto: Petra Straub

    Sie kommen im Morgengrauen und ihre Mission ist klar: Rehkitze in der Wiese aufspüren – und sie vor dem Tod bewahren. Das klappt sehr gut, denn die Retter haben einen fliegenden Helfer, dem kaum etwas entgeht, eine Drohne. In diesem Frühjahr wurden viele junge Rehe rechtzeitig entdeckt, bevor sie einen grausamen Tod im Mähwerk starben.

    Früher war es deutlich aufwendiger, Kitze im frischen Gras zu finden, wo sie von der Mutter abgelegt wurden. Wenn er den ersten Schnitt des Jahres einbringen wollte, musste der Landwirt oder eine Gruppe von Helfern durch die Wiese stapfen auf der Suche nach den gefährdeten Tierbabys. Doch vergangenes Jahr schaffte sich die Kreisgruppe Neu-Ulm im Bayerischen Jagdverband für 9500 Euro eine Drohne an, die mittlerweile auch über die passende Wärmebildkamera verfügt. So lassen sich die Felder relativ einfach aus der Luft absuchen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, wie der Kreisvorsitzende Christian Liebsch in einem Pressegespräch erläuterte.

    Der Trupp mit der Drohne rückt im Morgengrauen aus

    Denn der Bauer muss sich rechtzeitig melden, wenn er Gras ernten will, damit die Jäger schnell „etwas auf die Beine stellen können“, wie Liebsch sagt. Dann rückt vor Tau und Tag ein Spähtrupp mit der Drohne aus. Bei Sonnenaufgang kann das Gerät in die Luft steigen. So lange das Gras noch kühl ist, spürt die Spezialkamera das warme Kitz leicht auf – und dann wird es weggetragen, damit der Bauer seiner Arbeit nachgehen kann.

    In jedem Frühjahr sterben Kitze beim Mähen. Wie viele das sind, lasse sich nicht beziffern, sagt Anneliese Maisch, die beim Landratsamt Neu-Ulm die untere Jagdbehörde repräsentiert. Es gebe da wohl eine gewisse Dunkelziffer, denn nicht jeder Landwirt zeige gerne einen solchen Wildunfall an. Es seien wohl „mehr als man vermutet“, glaubt auch Liebsch.

    Kitze haben dank Drohne im Raum Weißenhorn eine bessere Überlebenschance

    Im Raum Weißenhorn haben Bambis Artgenossen mittlerweile eine höhere Überlebenschance, denn dort ist die rettende Drohne versuchsweise stationiert. Wenn die Landwirte rechtzeitig angemeldet haben, wann sie mähen wollen, kann der Drohnentrupp auch mehrere Wiesen hintereinander abfliegen, das sei alles nur eine Frage der Organisation. So wurden denn vor dem Einbruch der Eisheiligen zehn Kitze aufgespürt und gerettet, danach noch einmal 15. Das bringt Jäger Liebsch zu einem klaren Urteil: „Das Ding ist perfekt.“ Rund sechs Wochen lang dauert die Rehkitzsaison, von Anfang Mai bis Mitte Juni. Jeden Morgen sei in dieser Zeit die Drohne im Einsatz gewesen.

    Die Jäger wollen mehr Drohnen

    Weil das Experiment mit dem fliegenden Auge so gut eingeschlagen hat, möchten die Jäger im Landkreis noch mehr Geräte anschaffen. Liebsch: „Wir wollen die Organisation und die Technik voranbringen.“ Nun müsse nur noch das nötige Geld aufgetrieben werden. Der erste Mini-Spähhubschrauber war durch Mitgliedsbeiträge sowie Spenden einer Firma und des Bauernverbandes finanziert worden. Demnächst soll jede Hegegemeinschaft eine Drohne besitzen. Liebsch schätzt, dass für den gesamten Landkreis zehn bis zwölf Stück nötig wären. Für Bambis Artgenossen könnte das tatsächlich bedeuten: Alles Gute kommt von oben.

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