Anzeichen habe es keine gegeben: Am 11. Oktober erhielten dann offenbar alle Mitarbeiter der Firma Schuler Metallbau aus Weißenhorn ihre Kündigung. „Wir kündigen ihr Arbeitsverhältnis hiermit ordentlich und fristgerecht unter Einhaltung der ordentlichen Kündigungsfrist zum 15. November 2020, hilfsweise ordentlich zum nächstmöglichen Termin.“ Weiter heißt es: „Die Kündigung erfolgt aufgrund der Einstellung des operativen Geschäftsbetriebs.“ Das Geschäftsführer-Paar Gudrun und Christoph Groß lässt noch freundlich grüßen.
Persönlich sei den Mitarbeitern das Aus für ihre Jobs auf einer Betriebsversammlung verkündet worden. Mit einem Anwalt im Schlepptau, der gleich insistiert habe, dass hier jeder Widerstand zwecklos sei.
Fassungslosigkeit in der Belegschaft aus Weißenhorn
Mitarbeiter, die jahrzehntelang in der Firma beschäftigt waren, berichteten unserer Zeitung gegenüber von „kompletter Fassungslosigkeit“. Zwar hätte Corona den Umsätzen nicht gutgetan, doch bis Ende des Jahres wären noch genügend Aufträge in den Büchern gestanden. Konkrete Gründe für das Aus der Firma hätten die Geschäftsführer nicht genannt.
IG Metall zeigt sich entsetzt
Günter Frey, als 1. Bevollmächtigter der IG Metall, ein erfahrener Kämpfer für die Rechte der Arbeitnehmer, zeigt sich auf Anfrage unserer Zeitung entsetzt über das Verhalten der Geschäftsführung. „Das ist haarsträubend.“ Es gebe aus rechtlicher Sicht keine Zweifel, dass derartige Kündigungsfristen nicht rechtens seien. Leider gebe es im Betrieb weder Gewerkschaftsmitglieder noch einen mit den üblichen Rechten ausgestatteten Betriebsrat. Frey habe den Mitarbeitern ein Gespräch angeboten. Es sei aber schwierig, so Frey, ohne Betriebsrat die Rechte der Arbeitnehmer durchzusetzen.
Dass ein Arbeitgeber seine Firma schließt, „etwa weil er keine Lust mehr hat“, sei grundsätzlich rechtens. Dennoch habe der Arbeitgeber gesetzliche Verpflichtungen gegenüber seinen Mitarbeitern. Die würden hier offenbar mit Füßen getreten.
Erst einmal hat Frey, der seit acht Jahren für Neu-Ulm und Günzburg Gewerkschaftsboss ist, so einen Fall erlebt: Anfang des neuen Jahrtausends habe ein Autohaus in Neu-Ulm aus heiterem Himmel dichtgemacht. Der Fall nun aus Weißenhorn sei nicht weniger seltsam. Über die wirklichen Gründe dafür könne nur spekuliert werden.
Firma Schuler sagt: nichts
Von der Firma Schuler war von unserer Zeitung keine Stellungnahme zu bekommen. Geschäftsführer Christoph Groß ließ über seine Sekretärin ausrichten, dass er dazu keinen Kommentar abgebe. Auch auf der Homepage des Unternehmens ist kein Wort über das bevorstehende Aus zu lesen. Im Gegenteil, es wird noch die Werbetrommel gerührt: Als Familienunternehmen, das 1956 als Schlosserei gegründet wurde, habe sich die Firma zu einem modernen, leistungsstarken Metallbauunternehmen entwickelt.
Nun hängt der Segen im Familienunternehmen in der Dietschstraße mehr als schief. Auch wenn die frustrierten Mitarbeiter nach Informationen unserer Zeitung noch jeden Tag auf die Baustellen fahren und ihren Job verrichten. Nach Jahrzehnten im Betrieb könnten sie nicht anders. Auch wenn die Enttäuschung über den Chef immens sei.
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