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Weißenhorn: Bloß nicht vom Beckenrand springen

Weißenhorn

Bloß nicht vom Beckenrand springen

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    Eine saubere Sache: Der Weißenhorner Hochbehälter im Birkenweg in Weißenhorn fasst mit seinen vier Kammern insgesamt drei Millionen Kubikmeter Wasser.
    Eine saubere Sache: Der Weißenhorner Hochbehälter im Birkenweg in Weißenhorn fasst mit seinen vier Kammern insgesamt drei Millionen Kubikmeter Wasser.

    Man möchte am liebsten mit einem Köpfer hineinspringen: Das glasklare Wasser füllt die riesige Speicherkammer im Hochbehälter fast bis oben, sanft ruhen die Massen darin, keine Welle kräuselt die spiegelglatte Oberfläche. Fast wie in einem Schwimmbad ohne Badegäste. „Ich würde da nicht reinspringen“, sagt Roland Tschamler, Wasserwerksmeister in Weißenhorn und lacht. Denn das Wasser in den vier Kammern des Hochbehälters im Birkenweg hat eine Temperatur von nur acht Grad. „Das wäre wohl etwas kalt.“

    Seit den 1960er Jahren sprudelt das Weißenhorner Wasser aus Quellen bei Grafertshofen. Drei Flachbrunnen sind dort aktuell in Betrieb, zusätzlich gibt es einen Tiefbrunnen im Birkenweg. Bis heute eine saubere Sache, sagt Karl-Walter Simmendinger, der Leiter des Wasserwerks. „Wir haben eine gute Qualität.“

    Tauziehen mit dem Wasserwirtschaftsamt

    Deshalb verfolgt er die Forderung des Wasserwirtschaftsamts (WWA), neue Brunnen zu bauen, zunehmend skeptisch. Inzwischen hat die Fuggerstadt beantragt, die bestehenden Quellen weiter nutzen zu dürfen. Bisher gibt es aber nur eine vorläufige Genehmigung, sie gilt bis zum Jahr 2018. Die aktuellen Brunnen könnten später renaturiert, also erneuert werden, so der Vorschlag der Stadt. Ohne weiteres wollen die Experten des WWAs dies aber nicht abnicken. Das angedachte Neubaugebiet Katzenlohe, ebenfalls bei Grafertshofen, soll weiter untersucht werden. „Es ist ein bisschen wie ein Tauziehen zwischen dem Amt uns uns“, sagt Simmendinger.

    Ein Vorfall aus dem Jahr 2003 hat die Bedenken des WWAs befeuert: Nach starken Regenfällen drückte das Hochwasser der Roth in eine der Grafertshofer Quellen, es kam zu Verunreinigungen. Inzwischen wurde der Hohlraum im Boden zwischen Bach und Brunnen geschlossen, durch den das Wasser einsickern konnte. Allerdings befürchtet Wassermeister Tschamler bei Dauerregen erneut Probleme. Er ist vorbereitet: Wenn das Wetter nicht mitspielt, wird der betreffende Brunnen kurzfristig vom Netz genommen. Jedes Jahr kommt das einige male vor. „Aber es geht auch einige Tage ohne ihn“, sagt Tschamler. Ein „Sorgenkind“ sei die Quelle nahe der

    Das Weißenhorner Wasser aus den Flachbrunnen und dem Tiefbrunnen wird nach einem bestimmten Verhältnis gemischt. „Ansonsten vertragen sich die chemischen Zusammensetzungen nicht“, weiß Tschamler. Eine Folge: Das Wasser könnte Schwarz werden. „Gesundheitsschädlich ist es dann nicht, aber wir können es so nicht verkaufen.“

    Mindestens 1800 Kubikmeter verkauft das Wasserwerk jeden Tag an die Kunden, in heißen Sommern sind es bis zu 3500.

    In der Halbzeitpause heißt es: Spülen

    Spitzenwerte gibt es etwa, wenn in der Halbzeitpause einer spannenden Fußballübertragung hunderte gleichzeitig die Toilettenspülung benutzen. „Dann schlägt die Anzeige aus“, sagt Tschamler. Zu Engpässen komme es trotzdem nicht: Der Hochbehälter biete eine Reserve von bis zu drei Millionen Kubikmetern. Und zur Not könne Wasser von der Rauher-Berg-Gruppe in Pfaffenhofen zugespeist werden.

    Auch wenn es einladend scheint: Ein Bad im kühlen Nass des Hochbehälters kommt natürlich nicht in Frage. Bakterien und Keime haben darin nichts zu suchen. Schon eine einzige tote Fliege würde bei Messungen auffallen.

    Das Weißenhorner Wasser ist eine saubere Sache – auch ein Argument für die bestehenden Quellen. Ein weiteres sieht Simmendinger in den zu erwartenden Kosten: Ein Brunnen-Neubau würde rund 800000 Euro verschlingen, die Sanierung wohl nur und 300000. Der Wasserpreis steugt aber in jedem Fall steigen. Nur wann ist noch unklar. Die Verhandlungen mit dem WWA ziehen sich hin.

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