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Weißenhorn: 550 Jahre Stiftung: Großherzige Spende für das Seelenheil eines Priesters

Weißenhorn

550 Jahre Stiftung: Großherzige Spende für das Seelenheil eines Priesters

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    Das neue Weißenhorner Spital im Norden der Stadt, so wie es der Weißenhorner Zeichenlehrer Franz Daibler 1879 aquarelliert hat. Trägerin war die Heilig-Geist-Spitalstiftung, die vor 550 Jahren ins Leben gerufen wurde.
    Das neue Weißenhorner Spital im Norden der Stadt, so wie es der Weißenhorner Zeichenlehrer Franz Daibler 1879 aquarelliert hat. Trägerin war die Heilig-Geist-Spitalstiftung, die vor 550 Jahren ins Leben gerufen wurde. Foto: Weißenhorner Heimatmuseum

    Heute müssen die Menschen im Landkreis eigentlich froh darüber sein, dass sich einst ein Pfarrer große Sorgen um sein Seelenheil machte. Andernfalls gäbe es die Kreisspitalstiftung Weißenhorn nicht, die mittlerweile für den Betrieb von drei Krankenhäusern zuständig ist. Mit seinem Vermögen schuf der Ulmer Priester Peter Arnold vor 550 Jahren etwas, das heute noch Bestand hat – und er hat dafür gesorgt, dass immer noch Menschen für ihn beten, auf dass es ihm im Jenseits wohlergehe.

    Der Stifter war reicht und fromm

    Am Vorabend des Fronleichnamtags 1470 tat Peter Arnold den entscheidenden Schritt: Er unterzeichnete eine gewaltige Urkunde, mit der er das Heilig-Geist-Spital zu Weißenhorn stiftete. Daraus ging knapp ein halbes Jahrtausend später die jetzige Kreisspitalstiftung hervor. Der Priester Arnold war ein wohlhabender Mann, „reich und fromm“, wie ihn Mattias Kunze, Leiter des Weißenhorner Heimatmuseums beschreibt. Sein umfangreiches Vermögen, zu dem vor allem fünf Höfe und sieben weitere Immobilien gehörten, brachte er in die Stiftung ein. Hinzu kamen noch 1000 Gulden, welche ihm das Kloster Roggenburg schuldete. Das belegt nach den Worten von Kunze, dass der Priester auch in größerem Umfang Geld verliehen hat.

    Stiftung "zum Trost der Leidenden"

    Ganz aus dem Gedanken der christlichen Barmherzigkeit heraus rief er seine Heilig-Geist-Stiftung ins Leben, um Arme, Kranke, Alte und Waisen in Weißenhorn zu versorgen, oder, um es mit den Worten der damaligen Zeit zu sagen: „Allerhandt Sortten, Arme, Krancken und schattenhaften Leute.“ Die Stiftung sollte „Gott zum Lob und den armen leidenden Menschen zum Trost“ dienen.

    Allerdings war das Ganze nicht komplett uneigennützig, denn solche Schenkungen von frommen Stiftern sollten vor allem das Heil der eigenen Seele dauerhaft befördern. Der Stifter legte außerdem fest, dass fünfmal pro Woche für ihn gebetet werden müsse. Am Todestag des Stifters Peter Arnold wurde zudem jedes Mal ein „großer Jahrtag“ mit Musik zelebriert. Heutzutage wird nicht mehr so oft gebetet, doch jeden Donnerstag muss immer noch für ihn eine Messe gelesen werden, andernfalls fällt das Stiftungsvermögen an die Stadt Ulm.

    Der Urheber der Heilig-Geist-Stiftung, der heutigen Kreisspitalstiftung, war vor 550 Jahren der Priester Peter Arnold. In der Heilig-Geist-Kirche Weißenhorn ist seine Grabplatte zu sehen.
    Der Urheber der Heilig-Geist-Stiftung, der heutigen Kreisspitalstiftung, war vor 550 Jahren der Priester Peter Arnold. In der Heilig-Geist-Kirche Weißenhorn ist seine Grabplatte zu sehen. Foto: Weißenhorner Heimatmuseum

    Die Stiftung im Zentrum der Stadt Weißenhorn, die damals zwischen 600 und 800 Einwohner zählte, umfasste die Heilig-Geist-Kirche, das daran anschließende Spitalgebäude sowie diverse Wirtschaftsgebäude. Die Stiftung wurde nach Art eines Gutshofes geführt und war bald ein wichtiger Arbeitgeber der Stadt. 1513 übernahm die Stadt die Stiftung, das Vermögen wuchs, auch dank diverser Zustiftungen, und sie entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Weißenhorn. Allerdings musste sie im Laufe der Jahrhunderte gelegentlich umorganisiert werden, unter anderem, weil mit dem Geld des Spitals „nicht nach dem treulichsten umgegangen werde“ und „allerlei Unordnung eingerissen“ sei, wie Philipp Eduard Fugger 1601 in Erfahrung gebracht hatte. Im 19 Jahrhundert ging es auf die damals grüne Wiese, das nicht mehr erweiterungsfähige Spital im Zentrum wurde abgerissen und 1836 der Neubau im Norden der Stadt bezogen. Er wurde zum Kern der heutigen Klinik.

    Auch damals war die Klinik ein Zuschussbetrieb

    Das Krankenhauswesen war und ist ein Zuschussbetrieb. So musste Weißenhorn der Stiftung immer wieder frisches Geld geben. In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bewegten sich die Zuwendungen zwischen 37000 und 105000 Mark, was die Stadtkasse überforderte. Und so musste der Landkreis 1965 die Stiftung übernehmen. Sie firmiert seither unter dem Titel Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Die Klinik wurde nach und nach ausgebaut und schließlich kamen die Donauklinik und die Illertalklinik 2005 als Zustiftungen dazu.

    Eigentlich sollte 2020 das Stiftungsjubiläum dieser altehrwürdigen Einrichtung gebührend gefeiert werden, mit einem Festakt, einer Ausstellung und weiteren Veranstaltungen. Sie mussten wegen der Coronakrise alle abgesagt werden. Als Einziges steht noch ein historischer Stadtspaziergang am 23. Juli im Veranstaltungskalender. Er sollte an den Orten in Weißenhorn vorbeiführen, wo einst Sozialfürsorge betrieben wurde. Möglicherweise kann er doch noch stattfinden, hofft Edeltraud Braunwarth, Sprecherin der Stiftung. Nachgeholt wird die Feier dann eben im nächsten Jahr.

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