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Weihnachtsmärchen: Gulasch mit Pfefferminze

Weihnachtsmärchen

Gulasch mit Pfefferminze

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    Vor dem Schlafengehen Zähneputzen nicht vergessen: Im Kinderstück zur Weihnachtszeit ist Aglaja Stadelmann in der Klassikerrolle der Pippi Langstrumpf zu erleben – auch am 21. Dezember und am zweiten Weihnachtsfeiertag.
    Vor dem Schlafengehen Zähneputzen nicht vergessen: Im Kinderstück zur Weihnachtszeit ist Aglaja Stadelmann in der Klassikerrolle der Pippi Langstrumpf zu erleben – auch am 21. Dezember und am zweiten Weihnachtsfeiertag. Foto: Foto: Jochen Klenk

    Ulm Ihre hochgedrechselten Zöpfe fliegen beim Salsa. Und wenn sie mit Räubern und Polizisten ihren Schabernack treibt, erobert sie die Kinderherzen im Sturm: Mit Aglaja Stadelmann als bärenstarke Pippi Langstrumpf dürfte das Kinderstück zur Weihnachtszeit beim Theater

    „Wer ist das?“ Klar, der Polizist. Doch bei der bebrillten Lady in ihrer erhöhten, geranienbekränzten Treppennische, die das putzmuntere Warming up mit dem Fernrohr beäugt, wird’s schon schwieriger für den Bienenschwarm im voll besetzten Großen Haus, der beim Vorspiel, wo sich die Figuren zum Eingewöhnen ganz spielerisch vorstellen, eigentlich schon mittendrin im Stück ist: Eine tanzende Wäscheleine, die Geschwister Thomas (Florian Stern) und Annika (Julia Ebert) spielen Federball, kritisch beäugt vom aufgeblasenen Schupo. Gong – „Los geht’s“ mit dem von Inken Böhack mit saftigen Sprüchen, aber kindgerecht in Szene gesetzten Action-Abenteuer, von dem sich die begeisterten Schulkinder bei der Premiere im Salsa-Finale kaum trennen können.

    Das stärkste Mädchen der Welt legt den Gewichtheber aufs Kreuz

    Diese Villa Kunterbunt auf der wandelbaren Drehbühne ist kein Unterschlupf für Griesgrame: Britta Lammers, die auch Kostüme wie aus dem knatterbunten Kinderbuch gestaltet, hat mit einer Feuerstelle für die Gulaschsuppe und schwarzer Piratenflagge ein verschrägtes Hochbett gezimmert, das „Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Edraimstochter Langstrumpf“ und ihren beiden Freunden mit Holzleiter und Lichterrutsche genügend Raum fürs spaßige und bisweilen nicht ganz ungefährliche Herumtollen lässt. Doch was kann da schon passieren, wenn „das stärkste Mädchen der Welt“ selbst den superstarken Adolfo (Volkram Zschiesche), den bärtigen, Gewicht stemmenden Muskelprotz unter den Schaustellern, per Schulterwurf aufs Kreuz legt?

    Mutter tot, Vater in der Südsee. Doch mit Mama spricht sie durch ein kleines Loch im Himmel. Und einsam ist die selbstbewusste Göre mit den spielerischen Superfraukräften bei ihren Kuscheltieren überhaupt nicht: Affe Nilsson baumelt über den orangegrünen Strümpfen am Bauchnabel. Und ihr Gaul Kleiner Onkel darf schon Mal an der himmelshohen Wäscheleine ausdünsten. Thomas kriegt einen Krummdolch, seine Schwester eine lila Stola. Und Pippis Jukebox im nostalgischen Stil eines Musikflippers mit rotem Alarmknopf für die Lautstärke spuckt einen Gute-Laune-Song nach dem anderen aus. Da kommt selbst die Fernrohrfrau Prysselius, die garstige Vorsitzende des Jugend- und Sozialausschusses (Christel Mayr) nicht ungeschoren davon: Bis aufs Negligé entblättert, findet sie den Arab-Samba plötzlich „herrlich“, bevor sie im Erkenntnisschreck wieder ganz die alte Schrulle wird, die Pippi ins Erziehungsheim stecken will.

    Ein stiller Moment auf der Pippi-Bühne macht aus den Publikumskindern Mitspieler aus voller Kehle: Mit Taschenlampen sucht das Räuberduo nach Pippis Schatztruhe. Pippi liegt in ihrer Koje. Erst schlafend, dann aus der Rückenlage in die Hocke hangelnd, beruhigt sie die aufgeregten kleinen Zuschauer – und fährt dann ihre unschlagbaren Waffen auf: ein atemloser Sirtaki fürs Diebesduo, das sich ächzend ohne Goldstücke von dannen trollen will. Doch Pippi lässt nicht locker – sie schenkt den Underdogs ein paar glitzernde Münzen, legt sich schlafen - und mit einer schönen Geste bedanken sich die trolligen Schatzsucher gegen’s Mutterseelenalleinsein: Sie rollen sich an Pippis Schultern in die Bettdecke.

    Richtig brenzlig wird’s für Astrid Lindgrens Kinderbuchheldin im Großen Haus bei der Verfolgungsjagd mit den Polizisten, die Frau Prysselius, die am Ende ihres Lateins ist, zu Hilfe gerufen hat. Doch Pippi dreht locker den Spieß um, und die Gesetzeshüter (Thomas Kollhoff/Volkram Zschiesche) werden nach Strich und Faden zerzaust. Eine Schiffssirene röhrt. Und wenn der Papa im Freibeuterlook (Thomas Kollhoff) aufkreuzt, wird alles happy. „Hier kommt Pippi“, aber nicht fürs Südsee-Schippern, sondern für die Fortsetzung der Mordsgaudi in der Villa Kunterbunt.

    Pippi Langstrumpf ist im Theater Ulm wieder zu erleben am heutigen Donnerstag, am Freitag sowie am 25./26. November.

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