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Wahlkampf I: Wenn grüne Politik in der Familie liegt

Wahlkampf I

Wenn grüne Politik in der Familie liegt

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    Ekin Deligöz, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, wirbt bei den Besuchern des Sendener Wochenmarkts um ihre Wiederwahl.
    Ekin Deligöz, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, wirbt bei den Besuchern des Sendener Wochenmarkts um ihre Wiederwahl. Foto: Andreas Brücken

    Senden Wahlkampf auf dem Sendener Wochenmarkt ist für Ekin Deligöz ein Heimspiel. Hier trifft die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen einen alten Bekannten nach dem anderen. Hier ein kurzer Plausch mit einem Nachbarn, da eine Umarmung für die frühere Grundschullehrerin. Dann naht ein gut gekleideter älterer Herr, der nicht gerade wie ein typischer Grünen-Wähler aussieht. „Das ist Eugen Kuhlmann, ein alter CSUler“, raunt

    Als Praktikantin hat sie nur beim Kaffeekochen versagt

    Kuhlmann erzählt, welches die erste Aufgabe war, die er der jungen Deligöz gestellt hat: „Drei Bäume und drei Bänke in der Nähe der katholischen Kirche so zu platzieren, dass immer eine Bank Schatten hat. Das hat sie gut hingekriegt.“ Auch der Schulwege-Sicherungsplan bei der Engelhard-Schule, der bis heute gilt, sei ein Werk der heutigen Bundestagsabgeordneten. Kuhlmann: „Ich habe ihr ein gutes Zeugnis ausgestellt. Nur Kaffee kochen, das konnte sie überhaupt nicht.“

    Wahlkampf in Senden ist für die 42-jährige Politikerin nicht nur Heimspiel, sondern auch Familiensache. Im Hintergrund verteilt Stiefvater Helmut Meisel, grünes Urgestein der Illerstadt, Prospekte und Wahlprogramme an die Passanten. Es war Meisel, der Deligöz die Ideen alternativer Politik vermittelte. „Der hat mich einfach mitgeschleift, etwa zu den Demos gegen Atomraketen in Mutlangen“, erinnert sich Deligöz an ihre Jugend.

    Auch die Mutter hat Ekin Deligöz, die seit 1998 Mitglied des Bundestags ist, politisch geprägt. Hatice Güler-Meisel, als engagierte Grundschullehrerin seit Jahrzehnten Vertraute vieler türkischer Familien, habe sie gelehrt, für ihre Sache einzustehen. Und schon die Großmutter sei in ihrer türkischen Heimat, der Provinzstadt Tokat, die erste weibliche Stadträtin gewesen. Eine türkische Frau mit Kopftuch kommt mit ihren Kindern am Stand vorbei. Sie sucht Rat bei der

    „Sozialer Aufstieg ist nur durch Bildung möglich“

    Sozialer Aufstieg, sagt Ekin Deligöz, sei nur durch Bildung möglich, doch die sei leider immer mehr eine Frage des Elternhauses. Das Abitur sei ohne Hilfe der Eltern kaum mehr zu erreichen. In der Politik wolle sie sich deshalb für mehr Chancengerechtigkeit starkmachen. Sie sagt: „Wenn ich nicht die Unterstützung meiner Eltern gehabt hätte, würde ich heute nicht im Bundestag sitzen, sondern hinter der Kasse eines Supermarktes.“

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