Für Fiddler’s Green-Gastwirt Jens Hagg ist die Verbreitung des irischen Lebensgefühls eine Herzenssache. Dazu gehört traditionell die Musik – nicht nur von professionellen Künstlern. Unter dem Motto „Vier Akkorde für ein Halleluja“ trafen sich nun zum dritten Mal die Freunde der Ukulele im Irish Pub in Volkertshofen zum Jedermannkonzert. Dieses Jahr fand es erstmals zugunsten der Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, statt. Am Abend wurde dafür ein Spendenhut durchgereicht, in dem sich schon bald die Geldscheine stapelten.
Rund 70 Instrumente haben die Besucher mitgebracht oder von Hagg ausgeliehen, sodass fast jeder Tisch in der Gaststube mit Musikern besetzt war. Die Songbücher standen bereit mit rund 30 Liedern, die fast ausschließlich mit den einfachen Griffen C, Am, F und G zu spielen waren. Ganz zur weihnachtlichen Stimmung passend erklärte Moderator und Bassist Michael Scheiden den José Feliciano Weihnachtsschlager „Feliz Navidad“ zur Eröffnungsnummer des Abends. Rund ein Dutzend, zum Teil professionelle Musiker, lieferten von der Bühne herab den musikalischen Hintergrund für die Besucher, die auf den Saiten schrubbend mit einstimmten. Ein Gefühl wie auf einer „Wolkulele“ zu schweben, sei dieses voluminöse Klangerlebnis, sagte Moderator Scheiden, der sonst mit seiner Band mehr für harte Rocksounds bekannt ist.
Die kleine Nelly spielt auf ihrer Ukulele
Damit die zahlreichen Hobbymusiker und Mitsänger nicht aus dem Takt kamen, gab Schlagzeuger Harry Reischmann das richtige Tempo vor. „Atemlos“ ging es bald weiter – jedoch nicht wegen der Kondition der Teilnehmer, sondern als musikalischer Titel von Helene Fischer.
Dass sich auf der Bühne derweil nicht nur alte musikalische Hasen mit Songs wie „Have you ever seen the rain?“, „Stand by me“ oder „Sweet Home Alabama“ behaupten durften, bewies die neunjährige Nelly aus Pfaffenhofen: Seit September ist das Mädchen stolze Besitzerin einer pinken Ukulele und spielte den Partyhit „Hulapalu“ von Andreas Gabalier. Die Nachwuchsmusikerin hat ihren ganzen Mut zusammengenommen. Ein tosender Applaus der Besucher war die Belohnung dafür. „Ich war zwar unheimlich aufgeregt, aber toll war es trotzdem, vor so vielen Leuten zu spielen“, sagte sie nach ihrem ersten Auftritt.
Auch Bürgermeister Josef Walz ließ es sich nicht nehmen, den Ton mit Ukulele und Gesang in der Musikkneipe für einige Takte anzugeben: John Denvers „Take me Home, Country Road“ war sein musikalischer Beitrag. Da wollte sich Moderator Scheiden in Anspielung auf den Vornamen des Rathauschef „Country Joe“ nicht verkneifen. Ebenfalls Mitglied des improvisierten Orchesters war Dieter Hannika, der für diesen Auftritt sogar ein exklusives Instrument baute. Ein musikalisches Experiment mit ungewissem Ausgang sei das Mitmachkonzert für ihn gewesen. „Wir haben in dieser Besetzung noch nie zusammen geprobt“, sagte er. Doch dass auch mal ein schräger Ton dabei gewesen sei, habe den Auftritt nur authentischer gemacht. Als musikalische Neuentdeckung der Region gab Sängerin Angi Oswald ihr Debüt im Fiddler’s Green. Sie führte mit ihrer Stimme durch die meisten Songs des Abends.
Das Ukuleleorchester aus Nersingen ist auch dabei
Etwas von der Bühne entfernt, im ebenfalls gut gefüllten Nebenzimmer, haben die Freunde Simone, Florian, Theresia und Thomas einen der letzten freien Tische ergattert. Als „Ukuleleorchester Nersingen“ ist das Quartett nach Pfaffenhofen gekommen. Stilvoll mit bunten Fliegen am Kragen gekleidet, touren die vier in den kommenden Tagen durch den Landkreis, um Christbäume zu loben, wie sie augenzwinkernd sagen und Florian ergänzt: „Nur Schnaps zu trinken ist uns zu einfach.“
Der Abend zum Mitmachen im Fiddler’s Green sei endlich mal eine Gelegenheit, ein Konzert nicht nur als Zuhörer zu erleben, sondern aktiv mitzumachen, findet Theresia. Die Idee zum Mitmachformat stammt übrigens aus Irland. Der Gastwirt hatte vor einigen Jahren in Dublin in einem Pub erlebt, wie Hobbymusiker mit ihren Ukulelen ein Gemeinschaftskonzert gaben. „Damals habe ich mir vorgenommen, dass Dublin und Pfaffenhofen an der Roth gleichermaßen Hochburgen für Ukulele-Abende werden.“ Nach rund zweieinhalb Stunden kollektiver Begeisterung stimmten die Musiker schon etwas heiser noch mal „Feliz Navidad“ an.
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