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Ulm: Wohnungsnot in Ulm wird immer dramatischer

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Wohnungsnot in Ulm wird immer dramatischer

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    Leben in Münsternähe ist gefragt wie nie: Ulm als Oberzentrum der Region weist mit bis zu 12600 fehlenden Wohneinheiten bis zum Jahr 2035 erwartungsgemäß den höchsten Bedarf auf.
    Leben in Münsternähe ist gefragt wie nie: Ulm als Oberzentrum der Region weist mit bis zu 12600 fehlenden Wohneinheiten bis zum Jahr 2035 erwartungsgemäß den höchsten Bedarf auf. Foto: Alexander Kaya

    Die Mieten sind mit zehn Euro pro Quadratmeter bei Neuvermietungen in Ulm längst über dem Landesschnitt, die Kaufpreise für bestehende Wohnungen sind seit 2009 um 97 Prozent in die Höhe geschossen. Eine mehr als nur gefühlte Wohnungsnot in

    Der gesamten Region drohe durch Wohnungsnot ein Verlust an Attraktivität.

    „Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit der Region“, kommentierte Otto Sälzle, der Hauptgeschäftsführer der IHK die Zahlen. Die Verfügbarkeit von Wohnraum sei einer der drei wichtigsten Standortfaktoren eines länderübergreifenden Gebiets im Kampf um Fachkräfte. Der gesamten Region drohe damit ein Verlust an Attraktivität. Die allein in Ulm fehlenden 12.600 Wohnungen würden etwa einem Fünftel des Bestands entsprechen. „Das ist schon eine Hausnummer.“ Und auch wenn die Studie den Kreis Neu-Ulm nicht einschließt, ist für Sälzle klar, dass bei Ulms bayerischem Nachbarn wohl eine ähnliche Zahl an Wohnungen fehle.

    Ulm drohe Opfer des eigenen Erfolgs zu werden: Allein in den vergangenen 20 Jahren entstanden mehr als 20.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Jobs. Auch werde Ulm durch die kommende superschnelle Anbindung an Stuttgart durch die Neubaustrecke noch attraktiver.

    Hat Ulm bald 140.000 Einwohner?

    Nach Zahlen der Ulmer Stadtverwaltung könnte die Einwohnerzahl Ulm bis zum Jahr 2030 in einem „maximalen Szenario“ von derzeit 127.000 auf fast 140.000 Menschen anwachsen. Die Daten des Statistischen Bundesamts sehen Ulm mit einem Wachstum von 5,8 Prozent bis 2035 als Spitzenreiter im gesamten Land.

    Der Druck auf den Wohnungsmarkt werde deshalb weiter anhalten. Dabei werde laut Studie vor allem die Achse von Langenau über Ulm und Laupheim nach Biberach den höchsten Bedarf an Wohnungen haben. Gleiches gelte für Kommunen in unmittelbarer Reichweite der Neubaustrecke nach Stuttgart.

    Doch wenn sich Normalverdiener keine Wohnungen mehr in Ulm leisten könnten, sei auch das soziale Gleichgewicht in Gefahr, so Sälzle. Wie Sälzle betonte, sei es reiner Zufall, dass die Veröffentlichung der Studie mit der großen Wohnraumdebatte im Ulmer Gemeinderat am Mittwoch zusammenfiel. Die bisherigen Anstrengungen der Stadt seien lobenswert – aber nicht ausreichend und müssten weit über die 3500 neuen Wohnungen bis 2021 hinaus gehen. Ab dem Jahr 2022 liegen die geplanten Fertigstellungen bei jährlich 740 bis 850 Wohnungen bis zum Jahr 2030. Auch das liege unter dem berechneten Bedarf.

    „Der beste Weg preiswerten Wohnraum zu schaffen, ist es neuen Wohnraum zu bauen“, sagte Sälzle. Deswegen sieht es der IHK-Mann als Verpflichtung der Stadt an, die vorhandenen Potenziale zu nutzen. Als solche definierte die Ulmer Stadtverwaltung das Gummi-Welz-Areal im Ulmer Westen, die Gleisharfe unweit des Hauptbahnhofs und den großen Parkplatz an der Böfinger Straße gegenüber der Ulmer Messe. Hinzu kommt das Baugebiet Kohlplatte bei Söflingen, das ab 2026 500 Wohnungen bieten soll.

    Es sei „sehr ambitioniert“ in der ganzen Region zigtausende Wohnungen in 15 Jahren zu schaffen. Dafür, so Sälzle, müssten die für die Bauleitplanung zuständigen Behörden viel mehr Personal einstellen. Nirgends würde die Erteilung von Baugenehmigungen länger dauern: „Wir sind hier der kranke Mann Europas.“

    Es sei zwar sehr vernünftig, dass Ulm seine 200 Baulücken schließen will und so die Bebauung verdichten. Doch das ehrgeizige Ziel von 35.000 Wohnungen rund um Ulm (plus Tausende im Kreis Neu-Ulm) sei nicht ohne die Ausweisung von neuen Baugebieten zu erreichen.

    Zielgröße von durchschnittlich 700 neuen Wohnungen verfehlt

    Wie bereits die Ulmer Stadtverwaltung in der Vorlage zur Wohnungsdebatte feststellte, stellt dies eine große Herausforderung dar. Aufgrund von komplexen Planungs- und Realisierungsabläufen habe es in den vergangenen Jahren vor allem in den großen Ulmer Baugebieten Verzögerungen um zwei bis drei Jahre gegeben. Die Zielgröße von durchschnittlich 700 neuen Wohnungen pro Jahr wurde nicht erreicht. Gleiches gilt voraussichtlich für das laufende Jahr.

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