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Ulm: Wo sich die Retter auf vier Pfoten und ihre Trainer austoben können

Ulm

Wo sich die Retter auf vier Pfoten und ihre Trainer austoben können

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    Das Trainingsgelände der Ulmer Rettungshundestaffel am Sandhaken wird aufgemöbelt – davon profitieren Mensch und Tier. Im Bild: Rettungshündin Clover mit Christian Bormacher vom THW und Hundeführerin Amrei Oellermann.
    Das Trainingsgelände der Ulmer Rettungshundestaffel am Sandhaken wird aufgemöbelt – davon profitieren Mensch und Tier. Im Bild: Rettungshündin Clover mit Christian Bormacher vom THW und Hundeführerin Amrei Oellermann. Foto: Dagmar Hub

    Es ist dunkel im Kanalrohr. Vor der Öffnung, durch die ich ins Rohr gestiegen bin, wurde ein Platte gelegt. Wie lange wird es dauern, bis Clover mich findet? Plötzlich bewegt sich die Platte in Stückchen, es wird heller. Ein großer weißer Hundekopf schiebt sich durch die Öffnung, und Clover bellt.

    Die Stimme der Hündin hallt sehr laut im engen Rohr, doch Clover bewegt sich keinen Zentimenter und bellt ausdauernd weiter, bis ihre Besitzerin und Rettungshundeführerin Amrei Oellermann an Ort und Stelle ist, mich „befreit“ und die Hündin lobt, den Menschen entdeckt zu haben. Clover bekommt eine ausgiebige Belohnung – Spielen mit ihrer Besitzerin und Streicheleinheiten.

    In der Ulmer Rettungshundestaffel gibt es 15 Flächensuchhunde und sieben Trümmersuchhunde

    Die vierjährige Berger Blanc Suisse-Hündin, die eigentlich Shamrock Shepherds’ Clover heißt, ist als Trümmer- und Flächensuchhund ausgebildet. 15 geprüfte Flächensuchhunde und sieben geprüfte Trümmersuchhunde hat die Ulmer Staffel des Bundesverbands Rettungshunde, zehn Hunde sind in Ausbildung – Rassehunde und Mischlinge. Der kleinste dürfte der Foxterrier „Motte“ sein, ein ausgebildeter Flächensuchhund. Die meisten seiner Kollegen sind deutlich größer als er: Nanuk, ein Husky-Dalmatiner-Mix zu Beispiel, der auch Lawinensuchhund ist, Golden Retriever „Bacardi“ oder der weiße Großpudel „Milow“. Vergebens sucht man unter den Ulmer Rettungshunden allerdings einen Bernhardiner, den viele als Bild eines Rettungshundes im Kopf haben. „Der wäre einfach zu groß, um in Trümmern zu suchen“, erklärt Amrei Oellermann.

    Seit 1975 werden die Hunde im Ulmer Donautal ausgebildet

    Seit 1975 werden im Ulmer Donautal Rettungshunde für die Suche nach Vermissten und Verschütteten ausgebildet. Die Ulmer Rettungshundestaffel ist eine von vier Gründungsmitgliedern des Rettungshunde-Bundesverbandes. Doch der Trümmerberg auf dem Übungsgelände des Katastrophenschutzes am Sandhaken war in die Jahre gekommen und zu wenig herausfordernd, dort sollten keine Rettungshundeprüfungen mehr abgenommen werden können.

    Die Rettungshundestaffeln helfen sich mit Prüfungsgeländen gegenseitig aus, erklärt Holger Oellermann, Vorsitzender der Rettungshundestaffel. Die Hunde der Ulmer Staffel trainieren auf dem Trümmerberg des Katastrophenschutz-Geländes, zu den Prüfungen fahren sie aber zu den Trainingsorten anderer Staffeln, nach Winterthur in der Schweiz zum Beispiel. Andere Rettungshundestaffeln nehmen umgekehrt ihre Prüfungen in Ulm ab – die Hunde sollen das Prüfungsgelände schließlich nicht kennen. Kein Prüfungsgelände mehr zu haben wäre für die

    So wurde der Trümmerberg in Ulm erweitert und das ist noch geplant

    Im Juli aber wurde mit Unterstützung des Gebäudemanagements der Stadt Ulm die Lösung gefunden: 120 Tonnen Abbruch-Material aus dem Abriss eines Gebäudes der Lebenshilfe in Böfingen wurden auf das Gelände gebracht, um den Trümmerkegel zu erweitern und schwieriger zu gestalten, auf dem die Hunde üben. Am 1. August geht es weiter: Platten müssen so drapiert werden, dass Verstecke entstehen können. Die Stadt Ulm gab zudem zwei ausrangierte Papiermülltonnen, die ebenfalls als Verstecke dienen können und die schon in den Trümmerberg eingebaut wurden.

    Hilfe gab es auch vom THW – deren Einsatzkräfte wie die Baggerführer nutzten die Umbauarbeiten als eigenes Training. Geld kostet das alles also nicht – aber eine Menge Schweiß und Einsatz von allen Beteiligten. Das Röhrensystem im Kern des Trümmerberges bleibt erhalten, die für die Hunde spannenden neuen Arrangements gruppieren sich um den Kern herum. Weil das Katastrophenschutz-Übungsgelände im Wasserschutzgebiet liegt, musste dabei eine ganze Reihe von Vorgaben erfüllt werden – Ytongsteine mit Teerpapperesten beispielsweise durften nicht auf das Gelände, um das Grundwasser nicht zu gefährden.

    Die Hunde suchen beispielsweise nach einer Explosion oder einem Erdbeben nach Verschütteten

    Die weißen Schweizer Schäferhunde „Clover“ und „Anouk“, Mischling „Brösel“ oder der Beauceron „Isa“ haben dann mehr Möglichkeiten, die Rettung von Menschen zu trainieren. Denn speziell darauf sind sie trainiert: Wenn es darum geht, beispielsweise nach einer Explosion oder nach einem Erdbeben Verschüttete zu finden, dürfen die Hunde ausschließlich die Entdeckung lebender Menschen anzeigen. Würden sie auf Leichen reagieren oder zum Beispiel auch auf eingeschlossene Tiere, würde das die Rettung von Menschenleben verlangsamen und erschweren, erklärt Holger Oellermann.

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