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Ulm: Wie Ulm doch noch Batterie-Bastion werden soll

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Wie Ulm doch noch Batterie-Bastion werden soll

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    Batteriezellen „Made in Ulm“ gibt es schon. Ein Team aus über 45 Wissenschaftlern und Technikern bildet am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) die Brücke zwischen Materialforschung und Produktionstechnologie.
    Batteriezellen „Made in Ulm“ gibt es schon. Ein Team aus über 45 Wissenschaftlern und Technikern bildet am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) die Brücke zwischen Materialforschung und Produktionstechnologie. Foto: Alexander Kaya

    Der Kampf um die Millionen für die Batterieforschung geht weiter: Jetzt nach der Sommerpause reichten das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium gemeinsam eine „Projektskizze für ein Sustainable Lithium-Ion-Hub Ulm“ bei Bundesforschungsministerin Anja Karliczek ein. In einem zusätzlichen, unserer Zeitung vorliegenden Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ein Fördervolumen von 100 Millionen Euro.

    Forschungsfabrik: Karliczek erklärt sich

    Das Konzept soll nach Angaben der beiden Ministerien den nächsten Schritt auf dem Weg zur Erforschung und Etablierung einer industriellen Batteriezellfertigung einleiten. Wie mehrfach berichtet, zog die Münsterstadt bei einem Projekt des Bundes den Kürzeren. Mit 500 Millionen Euro will der Bund eine Forschungsfabrik fördern, in der neue Batterien für Elektroautos entwickelt werden sollen. Was für Verwunderung sorgte, ist, dass der ausgewählte Standort (Münster) unmittelbar in der Nähe des Wahlkreises von Karliczek liegt. Eine Gründungskommission empfahl laut einem Bericht des Berliner Tagesspiegels aber Ulm als Standort. Was Karliczeks Ministerium prompt dementierte: Bei dem Dokument habe es sich nur um einen Entwurf eines einzelnen Kommissionsmitglieds gehandelt.

    Die Speicherung elektrischer Energie gilt als eine der Schlüsseltechnologien für die kommenden Jahre, deren Bedeutung mit der Energiewende und der voranschreitenden Elektrifizierung des Verkehrsbereichs weiter zunehmen wird. Gerade für den Industrie- und Automobilstandort Baden-Württemberg hat dies nach Expertenmeinung sehr hohe Priorität. Nun müsse es darum gehen, die geballte Innovationskompetenz und die Standortvorteile eines bundesweit einzigartigen Industrieclusters schnellstmöglich für eine innovative Batteriefertigung im Land zu nutzen. „Die Aufholjagd gegenüber den asiatischen Herstellern wird uns nur mit exzellenten Konzepten und einer substanziellen Förderung gelingen“, schreibt Ministerpräsident Kretschmann in dem Brief an die Bundeskanzlerin.

    Schlappe für Ulm irritiert Rathauschef: 500 Millionen machen Bogen um das Münster

    Der Batteriestandort Ulm bietet nach Einschätzung von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bundesweit entscheidende Alleinstellungsmerkmale, die das Land nutzen müsse, um die Aufholjagd im internationalen Wettbewerb erfolgreich meistern zu können und Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land zu sichern. Mit dem Forschungscluster für elektrochemische Batteriespeicher „Celest“ und dem Exzellenzcluster „Energiespeicherung jenseits von Lithium“ verfüge Ulm längst über international ausgewiesene Expertisen.

    Die in den Forschungsfeldern führenden Hochschulen und Forschungseinrichtungen hätten nun ein gemeinsames Konzept erarbeitet. „Angelehnt an das Dachkonzept Forschungsfabrik Batterie wollen wir die Erforschung zukunftsorientierter Energiespeichertechnologien stärken und den Weg zur Etablierung einer industriellen Batteriezellfertigung ebnen“, heißt es in der Mitteilung. Die bestehende Forschungsinfrastruktur biete hervorragende Möglichkeiten für einen schnellen Transfer von Beginn an. In Ulm steht wie berichtet bereits ein Gebäude mit Reinräumen (Ex-AEG-Mis) zur Verfügung. „Mit der Umsetzung des Innovationshubs können wir praktisch sofort gewinnen“, schreibt Ministerpräsident Kretschmann. „Hier und heute“ – um die Wertschöpfung nach Deutschland zurückzuholen. Der Landesvater wiederholt sein Bedauern, dass die Entscheidung bei der Forschungsfabrik „aus für mich bis heute schwer nachvollziehbaren Gründen“ gegen Ulm und Karlsruhe gefallen ist. Und weiter: „Denn während wir noch über Projektskizzen diskutieren, schaffen asiatische Unternehmen mit dem Bau eigener Batteriefabriken in

    Dazu: Trostpflaster statt Forschungsfabrik

    Ulms OB Gunter Czisch erwähnte bereits in seiner Schwörrede, dass es der Region gelingen muss, die vorhandenen Stärken in der Forschung zur Batteriefertigung und der Brennstoffzellen-Wasserstofftechnologie selbst auszubauen. „Wir begrüßen den Vorstoß ausdrücklich“, sagte Czisch am Montag gegenüber unserer Zeitung. Das Konzept sei eng mit den Akteuren in Ulm abgesprochen. Es müsse nun gelten, die „Stärken zu stärken“. Deutschland könne bei dem Thema nicht bis 2022 warten, wenn die geplante Forschungsfabrik in Münster an den Start gehen könne. Dann sei der Zug längst abgefahren. Einen Vorteil habe das Hick-Hack um den 500-Millionen-Zuschlag offenbart: Durch die hitzige Diskussion hätten nun Entscheider in ganz Europa mitbekommen, dass Ulm führend bei der Thematik ist.

    Ulm bekommt doch eine Forschungsfabrik

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