Das Motto lautet "Mad Monday" - und das bedeutet: "Verrückter Montag". Die Welt dreht am Rad, das Leben steht schon auf dem Kopf und die harte Arbeit der Woche hat gerade erst begonnen. "Den Titel fand ich sofort total originell und passend", sagt Kathi Wolf, Künstlerin und Psychologin aus Weißenhorn. "Das steht für diese verrückte Zeit, die wir erleben." Und genau deshalb trägt Wolfs Coaching-Angebot diesen Namen. Mit dem "Mad Monday" bietet sie Beratung und Austausch an, für krisengeplagte Künstler in der Pandemie. Die Ironie ist Absicht: Mit dem Montag beginnt für die meisten eine neue Arbeitswoche. Aber für viele Künstler tobte das satte Bühnenleben, die Kultur-, Spaß- und Unterhaltungsarbeit, zwischen Freitag und Sonntag. Bis Corona kam. Die Zeit ist aus den Fugen geraten.
Kathi Wolf bietet Künstlern Hilfe in Corona-Zeiten
Kathi Wolf erklärt, was hinter dem verrückten Montag steckt: "Die Grundidee hatte Sabine Schwarzenböck, die Leiterin der Kulturabteilung der Stadt Ulm." Die Ruth-und-Adolf-Merckle-Stiftung schloss sich bald an, als Förderer des Projekts - und Kathi Wolf war von Beginn an dabei, als Coach. Schließlich kennt sie beide Seiten, aus ihrem Leben mit zwei Berufen: Die Arbeit als studierte Psychologin und auch die Sorge als Bühnen- und Film-Künstlerin. Einmal in der Woche, für eine Stunde ab 16 Uhr, treffen sich nun etwa zehn Kreative, aus allen möglichen Zweigen der Kulturbranche. Sie setzen sich an ihre Laptops und schalten ein zur Video-Konferenz. Wolf moderiert und gibt Tipps. Ein kostenloses Hilfsangebot.
"Das ist eine Runde, in der man sich Luft machen kann, unter Menschen die in der gleichen Situation stecken. Und das ist schon einmal eine gute Basis, um sich öffnen zu können, mit seinen Sorgen und Ideen", erklärt die Psychologin, kurz vor der vierten Sitzung. "Ich habe das Gefühl, da versteht jeder, wovon der andere spricht."
Mit "Mad Monday" hilft die Stadt Ulm freischaffenden Künstlern
Wer bei dieser Beschreibung an eine Trübsal blasende Künstlerrunde denkt, liegt falsch. Das macht Wolf deutlich. Die Gespräche drehen sich vor allem um Lösungen, um Hilfe zur Selbsthilfe. Dem einen fehlt noch die zündende Idee für ein digitales Projekt, die andere versucht, ihre Homepage frisch aufzupolieren. Vieles, was zwischen zwei Bühnen lange liegen blieb, nehmen die Kreativen jetzt in Angriff. "Die Teilnehmer geben sich gegenseitig auch Stoff und Futter für Projekte, das ist ein informativer, inspirierender Austausch."
Mit Corona kam der Wandel und er traf auch Kathi Wolfs Leben. "Ich war selbst bis zum 31. Dezember 2020 freischaffende Künstlerin, selbstständig - und das seit 10 Jahren. Natürlich hat mich die Krise auch erst einmal kalt erwischt", erzählt sie. Und während sie in ihrem Kabarettprogramm auch ihren Studienabschluss in Psychologie aufs Korn nimmt, Stichwort: "Bachelorette", baut sie jetzt auch auf diese zweite Laufbahn. Sie arbeitet seit Jahresbeginn in Teilzeit im psychologischen Fachdienst.
"Landrauschen"-Darstellerin Wolf ist auch Psychologin
Dabei ist Wolfs Karriere als Schauspielerin in den vergangenen Jahren aufgeblüht. 2018 der Kinohit "Landrauschen", prämiert mit dem Max-Ophüls-Preis, dann 2020 die Webserie "2 Minuten". Erfolge, die sie mit der Regisseurin Lisa Miller feierte. Wie hart schlägt nach diesem Hochgefühl die Corona-Vollbremsung ein? Und nimmt die Politik die Kulturkrise ernst?
Im ersten Lockdown habe sie den Eindruck gehabt, dass die Kunst ins Abseits gerät, erzählt Wolf. Aber: "Unter Hashtags wie 'Kultur erhalten' und 'Alarmstufe rot' hat die Branche auf sich aufmerksam gemacht. Und ich habe den Eindruck, dass die Botschaft bei einigen schon angekommen ist, dass die Kulturszene darum kämpft, auch als systemrelevant anerkannt zu werden." Der "Mad Monday" ist für sie ein Beispiel. "Die Unterstützung der Stadt Ulm für mein Projekt lief sehr schnell, über kurze Wege. Das finde ich super stark."
Kathi Wolf: "In der Gemeinschaft ist man oft kreativer"
Wolf möchte nicht mutmaßen und Prognosen abgeben, welche Spuren die Krise in der Kunstwelt noch hinterlassen wird. Gerade weiß sie nicht einmal, wann und ob sie die "Mad Monday"-Gruppe persönlich, ganz direkt und analog, treffen können wird. Aber eines steht für sie fest: "Prinzipiell ist es klug, auch jenseits der Pandemie, gemeinsam zu arbeiten, auch in Kollektiven. Da verteilt sich der Druck auf mehrere Schultern und in der Gemeinschaft ist man oft kreativer." Und es gibt Momente, nicht nur am "Mad Monday", die ihr in diesen Tagen Hoffnung machen: "Jeder Schritt, der ein Ende der Pandemie in Sicht bringt."
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